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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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gleich wieder. Das Pflichtgefühl hielt sie in der Gegenwart gefangen.
    »Ich verstehe, was du meinst, Rita.«
    »Aber du willst nichts riskieren?«
    »Wie soll das gehen? Ich kann ihn nicht sofort, nachdem er mir ein so grässliches Geheimnis offenbart hat, verlassen. Das würde seine schlimmsten Ängste bestätigen, dass er mich anwidert. Im Moment kann ich nicht einmal an Ray denken.«
    Rita sah sie traurig an. »Wann wirst du es Ray sagen?«
    Jeanie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Das letzte Mal habe ich mit ihm vor dem Gespräch mit George geredet. Er spürt vermutlich, dass etwas im Busch ist.«
    »Der Arme, er ist übertrumpft worden.«
    Jeanie bedachte ihre Freundin mit einem scharfen Blick. »Du glaubst nach wie vor, dass George mich an der Nase herumführt, oder?«
    »Er besitzt jedenfalls großes Geschick darin, Jeanie. Vergiss nicht, dass es ihm vor zehn Jahren ziemlich leichtgefallen ist, eure Ehe grundlegend zu verändern, ohne dir mitzuteilen, warum. Er muss doch gemerkt haben, wie unglücklich er dich macht. Er hätte dir damals reinen Wein einschenken können, hat es jedoch erst getan, als er dachte, du würdest ihn verlassen. Das sieht schon irgendwie nach Eigeninteresse aus, oder?«
    »Ich glaube, solche Dinge lassen sich nicht planen. Er hat es mir gesagt, als er dazu in der Lage war.«
    Rita runzelte die Stirn. »Egal wie du dich entscheidest: Ich stehe hinter dir. Aber bitte überleg es dir genau, bevor du dein Leben wieder in den Koffer vom letzten Jahr packst.«
    »Heute Abend wird’s spät«, teilte sie George mit. »Ich treffe mich mit Rita.«
    George bedachte sie mit einem misstrauischen Blick. »Die hast du doch gestern erst gesehen.«
    »Sie hat Karten für das neue Stück von Tom Stoppard.«
    Das entsprach der Wahrheit, aber Rita nahm nicht Jeanie ins Theater mit.
    »Na dann viel Spaß«, murmelte er und wandte sich, ein Stück Toast in der Hand, wieder seinem Kreuzworträtsel zu.
    »Ich gehe gleich vom Laden aus hin. Es könnte spät werden; sie möchte nach dem Theater noch was essen.«
    Am besten wäre es gewesen, wenn sie ihm einfach gesagt hätte, dass sie sich mit Ray traf, das wusste Jeanie. Doch seit der vergangenen Nacht betrachtete sie ihn mit anderen Augen, fast wie eine Treibhauspflanze, die ständiger Pflege bedurfte. Sie hielt ihn für zu zerbrechlich, um mit der Wahrheit konfrontiert zu werden.
    Als sie die Tür erreichte, rief er ihr nach: »Übrigens kommen heute zwei Leute, die sich das Haus anschauen wollen. Der Makler sagt, es gibt eine ganze Reihe Interessenten.«
    Jeanie schwieg.
    »Ich finde das aufregend, Jeanie. Das wird der Neuanfang für uns. Ich weiß, dass wir es schaffen, du und ich. Wir haben es bis jetzt geschafft; es ist nicht alles schlecht gewesen.« Er schenkte ihr ein Lächeln, und sie erwiderte es.
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, sagte sie. Es war, als hätte der Zusammenbruch von George zwei Nächte zuvor nie stattgefunden und als wäre alles nur ein schlechter Traum gewesen. Trotzdem glaubte sie nicht, dass er die Kraft besitzen würde, die Vergangenheit ein zweites Mal zu verdrängen.
    »Du zitterst«, stellte Ray fest.
    Sie wusste nicht so genau, wie sie zu seiner Wohnung gelangt war. Egal wie sehr sie sich einzureden versuchte, dass dies die richtige Entscheidung war – sie fühlte sich falsch an. Ray hatte Jeanies telefonischer Schilderung des Kindsmissbrauchs schweigend gelauscht.
    »Ray …« Sie hatte gehofft, sachlich bleiben, ihm die Wahrheit sagen und ihre Gefühle im Zaum halten zu können. Doch als er sie in die Arme schloss, trat der Schmerz der vergangenen Wochen in den Hintergrund, und sie spürte nur noch seine Wange an der ihren, seine Umarmung.
    »Nicht«, ermahnte er sie, als sie sich von ihm löste. »Bitte sprich es nicht aus, denn ich will mich nicht an die Worte erinnern müssen. Konzentrieren wir uns ganz auf diesen Abend«, flüsterte er.
    Zwei Gläser und eine Flasche Wein standen auf dem Beistelltischchen, und Chet Bakers melancholische Klänge erfüllten den Raum. Ray nahm Jeanies Hand und zog sie in Richtung Schlafzimmer.
    Der Raum war in gedämpftes Abendlicht gehüllt. Jeanie setzte sich aufs Bett, und Ray kniete vor ihr nieder, um sie sanft auf die Lippen zu küssen, während er die Träger ihres Büstenhalters von ihren Schultern streifte und die Finger zart über ihre nackten Brüste und ihren Körper gleiten ließ.
    »Bist du sicher, dass du es möchtest, Jeanie?«
    Sie nickte, und er küsste sie

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