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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Boyd
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irgendwie, Mum. Ich werde dich dringend zum Babysitten für Ellie brauchen.«
    »Weiß sie es schon?«
    Chanty schüttelte den Kopf. »In den Büchern steht, man soll es jungen Geschwistern erst relativ spät sagen, weil sie in dem Alter noch keine Vorstellung von Zeit haben.«
    »Das wird ihr nicht gefallen.«
    Keiner merkte, dass George mürrisch schweigend mit seinem Glas in einer Ecke des Gartens saß. Als Alex verkündete, dass das Hühnchen und die Würstchen fertig seien, und sie am Tisch Platz nahmen, bewegte George sich nicht von der Stelle.
    »Dad? Es gibt Essen.«
    George machte nach wie vor keine Anstalten, sich zu ihnen zu gesellen.
    »George?« Jeanie ging zu ihm. »Alles in Ordnung?«
    »Nein … Ich fühl mich nicht so gut, altes Mädchen«, presste er undeutlich hervor.
    »Fehlt dir was?«
    George sah sie an. »Hm.« Er prostete seiner Tochter und seinem Schwiegersohn zu. »Wunderbare Neuigkeiten … Ein Enkel … Warum nicht …«
    »Dad, du bist betrunken.«
    George nickte lachend. »Ja, wahrscheinlich … Sorry, aber es war eine mörderische Woche.«
    »George, ich bring dich nach Hause. Komm, steh auf.«
    Jeanie signalisierte Alex, dass er ihr helfen solle, doch George entwand sich ihrem Griff.
    »Lass mich ausreden … Ich will von meiner Woche berichten.«
    »Hör auf, George.«
    »Nein … Sie sollen von meiner Woche erfahren … Meine Frau schläft mit einem andern … Und ich hab ihr erzählt … von Mister Acland … Jetzt weiß sie’s … War eine mörderische Woche für uns alle.«
    Bestürztes Schweigen.
    »Wer ist Mister Acland?« Chanty bedachte Jeanie mit einem vorwurfsvollen Blick, während George, das Glas locker in der Hand, wieder in Schweigen verfiel.
    »Das ist eine lange Geschichte, die ich dir am besten ein andermal erkläre, Liebes«, flüsterte Jeanie und machte Alex ein Zeichen, dass er George am Arm nehmen solle.
    »Mister Stephen Acland … Sodomit mit Stil … hat … Schach mit mir gespielt.« George deutete wankend auf Jeanie. »Jetzt weiß sie’s … Mörderische Woche … Tut mir leid.«
    George begann herzzerreißend zu weinen.
    »Mum? Was redet er da? Was ist los?«
    Jeanie gab den Versuch auf, ihren Mann aus dem Stuhl zu hieven. »Es wäre besser, wenn er es selber erklären könnte, aber da er nicht in der Verfassung dazu ist …«
    Hühnchen und Salate standen unberührt auf dem Tisch, während sie die Geschichte erzählte. Die Gesichter von Chanty und Alex nahmen zuerst einen verwirrten, dann einen angewiderten und schließlich einen wütenden Ausdruck an.
    »Ein Kriegsheld«, murmelte Alex.
    »Schrecklich, Mum«, stöhnte Chanty. »Nicht zu fassen, dass er nie mit jemandem darüber gesprochen hat. Armer Dad … Wie soll man mit so etwas umgehen?«
    Da erhob George sich unsicher. »Hat jemand was von Essen gesagt?« Einen Moment starrte er sie an, dann sank er in sich zusammen, wobei der Wein aus seinem Glas schwappte und seine Brille auf dem Boden landete. Chanty brach in Tränen aus.
    »Ich habe Dad noch nie so erlebt; entsetzlich, was mit ihm passiert ist. Hilf ihm, Alex. Bring ihn rein.«
    Alex begleitete Jeanie im Wagen nach Hause, wo sie George auszogen und ins Bett legten. George, der undeutlich vor sich hin murmelte, bekam davon kaum etwas mit.
    »Berappelt er sich wieder?« Alex deckte seinen Schwiegervater zu. »Sollten wir nicht mit ihm auf und ab gehen, ihm schwarzen Kaffee einflößen oder so was?« Er lächelte verlegen. »Tut mir leid, in medizinischen Dingen kenne ich mich nicht sonderlich gut aus.«
    »Es ist vernünftiger, wenn er seinen Rausch ausschläft. Er hat, glaube ich, gar nicht so viel getrunken. Sein Zustand ist eher auf die Sache mit dem verdrängten Missbrauch zurückzuführen. Ich habe versucht, ihn zu einem Besuch bei einem Therapeuten zu bewegen, aber er weigert sich.«
    »Es muss schrecklich sein, sich plötzlich so mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Morgen wird er einen Mordskater haben.«
    Sie gingen nach unten.
    »Danke für deine Hilfe, Alex.«
    »Alles in Ordnung? Für dich ist das sicher auch nicht leicht.«
    Zum ersten Mal, seit sie Alex kannte, empfand sie so etwas wie Sympathie für ihn.
    »Sagen wir mal, wir haben schon bessere Zeiten erlebt.« Sie tätschelte seinen Arm. »Pass gut auf Chanty auf. … Und Alex: Die Nachricht mit dem Baby freut mich sehr.«
    Er strahlte. »Ist das nicht toll? Ich hätte nie gedacht, dass ich je ein Kind will, geschweige denn zwei … Aber ich bin ganz aus dem

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