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Donovans Gehirn

Donovans Gehirn

Titel: Donovans Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curd Siodmak
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Musiker in einer Viktorianischen Komödie, und sein fettes Gesicht ruhte auf dem Kissen eines Doppelkinns. Er sah mich freundlich an – seine Augen waren vorstehend, wie man das oft bei Basedow-Fällen findet.
    Er stellte sich vor und schwankte wie ein Nilpferd ins Zimmer; als er sich setzte, verschwand der Stuhl unter ihm.
    Er kam sofort zur Sache.
    »Hinds wird nächste Woche abgeurteilt«, sagte er. »Ich habe den Fall studiert.«
    Ich hatte Mühe, ihn zu verstehen, denn seine Stimme stand im grotesken Gegensatz zu seiner massigen Gestalt – er flüsterte dünn, als habe er Furcht, belauscht zu werden. Seine hypertrophischen Schilddrüsen verursachten einen Druck auf die rückläufigen Kehlkopfnerven, und dadurch bekam seine Stimme diesen Tonfall.
    Er breitete seine Neuigkeiten aus: »Die Geschworenen sind meistens beeinflußt durch den Eindruck, den sie vom Angeklagten bekommen, weniger von den wirklichen Tatsachen des Falls an sich. Ein Mann mit guten Manieren kann für das gleiche Verbrechen eine leichtere Strafe bekommen als ein anderer – wie zum Beispiel Hinds –, der keinen Wert darauf legt, einen sympathischen Eindruck zu machen. Ich bin nur froh, daß wir keine Frauen unter den Geschworenen haben – sie lassen sich meistens durch ihre Gefühle leiten.«
    Nicht ein Muskel seines fetten Gesichtes änderte sich, aber er machte kleine Handbewegungen, um seinen Mangel an Lebhaftigkeit auszugleichen.
    Pulse schien den Fall gründlich studiert zu haben, und er entwarf rasch einen Plan zur Rettung Hinds'. Nicht ein einziges Mal erwähnte er Fuller.
    Dreihundert Namen wahlfähiger Geschworener, erklärte er, standen auf der Liste, die im Gerichtsgebäude ausgehängt war. Von diesen dreihundert Bürgern würden mehr als zweihundert keinen Wert darauf legen, als Geschworene zu amtieren. Diese konnte man von vornherein ausschalten.
    Die übrigen mußten überprüft werden.
    Pulse klappte eine Aktentasche auf und zog eine Liste heraus.
    »Wissen Sie«, flüsterte er tonlos, »ich habe für die Southern Tramway gearbeitet. Wir hatten die genauesten Informationen über jeden Geschworenen. Es werden zu viele ungerechte Forderungen an die großen Gesellschaften gestellt – meistens Ansprüche aus Unglücksfällen –, und wenn sich dann unter den Geschworenen ein Freund des Klägers befinden sollte, könnte viel Schaden entstehen! Darum hatten wir Listen über jeden –«, er lächelte und zeigte kleine weiße Frauenzähne, »oder wenigstens fast jeden Menschen!«
    »Arbeiten Sie noch für die Southern Tramway?«
    »O nein! Das wird zu schlecht bezahlt. Aber ich habe eine Abschrift von ihrer Kartothek.«
    Er hatte bereits festgestellt, wie viele nicht willens waren, in Hinds' Fall als Geschworene zu fungieren. Die übrigen hatte er aufgeschrieben: siebenundsechzig Namen.
    Unter ihnen waren achtundzwanzig Geschäftsleute im Ruhestand, pensionierte kleine Magistratsbeamte, Militärs a. D. – alle gern bereit, für drei Dollar pro Tag zur Verfügung zu stehen.
    »Der öffentliche Kläger liebt diese Art Menschen. Sie kennen den gewohnheitsmäßigen Gang, und der Verteidiger kann sie nicht erschüttern. Wir kennen sie auch alle. Nun, sie lassen mit sich reden!«
    Kleine Schweißtropfen standen auf Pulses Stirn, und seine Stimme wurde noch leiser.
    »Die übrigen aber erfordern ernstliche Bearbeitung! Ich kann nur ein paar der Namen in meiner Kartothek finden und muß meine Leute herumschicken, um mich über die privaten Affären dieser eventuellen Geschworenen zu unterrichten. Die meisten Leute haben etwas in ihrem Leben ... nun, etwas, was sie verbergen möchten!«
    Seine vorstehenden Augen entdeckten plötzlich die Zigarren auf dem Tisch, ein aufflackerndes Interesse flog über sein Gesicht.
    »Upmans!« rief er aus.
    »Bitte bedienen Sie sich!« sagte ich. Sofort schoß seine Hand heraus. Zum erstenmal zeigte er sich bewegt! »Upmans!« wiederholte er. »Einen Dollar pro Stück!« Und dann fuhr er im gleichen unpersönlichen Ton fort, aber seine Haltung war herzlich.
    »Hier ein Beispiel: Kürzlich hatten wir einen Geschworenen – er war uns neu –, einen Leichenbestatter; verheiratet, rund fünfzig. Er hatte eine hübsche Sekretärin, die ihm half, seine Dekorationen zu besorgen. Wir entdeckten sein persönliches Interesse für dieses Mädchen. Ach ja – er war nicht wenig erschrocken, als wir ihm sagten, was wir wußten. Er wäre unglücklich gewesen, wenn die Verteidigung von dieser Affäre etwas erfahren

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