Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
stimmte. Wir spielten nicht nur »I'd do anything for love« und »I will always love you« und alle anderen Songs, die von »love« handelten. Wir spielten auch viele
deutsche Songs. Songs von Grönemeyer, Westernhagen, BAP , die Fantastischen Vier, Tic Tac Toe. Sogar von den Wildecker Herzbuben. (Okay, nur ein Mal.)
Und dann fügte sie hinzu: »We also like those guys who sing that song about the ›vergammelte Speisen‹.«
»You mean Die Prinzen?« Und dann habe ich ein bisschen aus dem Lied vorgesungen: »Vergammelte Speisen zu überhöhten Preisen sind zurückzuweisen.« Nach fünf Sekunden unterbrach sie mich und sagte: »Yes, that's the song. That's it. But what does it mean?«
»It means«, sagte ich ihr. »If you get bad food at the restaurant, you should give it back. Just give it back.«
»Oh«, sagte sie. »I would have never thought that. I thought it was a love song.«
Ich fand es sehr schön damals, dass Die Prinzen auf Deutsch gesungen haben und nicht auf Englisch. Nicht weil ich Deutsch besser finde als Englisch, sondern weil Deutsch die Sprache ist, die die Menschen hier in Deutschland nicht nur besser verstehen, sondern auch besser spüren. Und darum geht es, meiner Meinung nach, in der Musik. Dass man etwas spürt, dass man berührt wird. Dass man das Gefühl hat, dass das, was gesungen wird, ein Teil des eigenen Lebens ist. 50 Cent, Bruce Springsteen und Madonna mögen gute Musik machen, aber fragen Sie mal jemanden in Oberhausen oder Bochum, von wem er mehr berührt wird. Von Bruce Springsteen, der über die USA , oder von Herbert Grönemeyer, der über das Ruhrgebiet singt? Selbst ich habe eine Gänsehaut gekriegt, als ich bei einem Konzert das Lied »Bochum« gehört habe. Und ich bin überhaupt kein Deutscher! Oder vielleicht doch? Und deswegen bin ich sehr froh, dass es heutzutage mehr deutschsprachige Bands gibt
als je zuvor. Bands wie Söhne Mannheims, Culcha Candela, Seeed, Ich+Ich, Silbermond und auch die Sportfreunde Stiller. Ich meine, ist das nicht geil? Selbst der Name Sportfreunde Stiller klingt deutsch. Sehr sogar. Und ich möchte nur eins dazu sagen: mehr davon!
Freizügigkeit/Permissiveness
Ich mag Deutschlands Freizügigkeit. Nein, das stimmt nicht. Ich
liebe
Deutschlands Freizügigkeit. Und hätte ich damals als amerikanischer Teenager nur ansatzweise gewusst, wie freizügig Deutschland tatsächlich ist, wäre ich viel früher hierhergekommen! Ich hätte mit 15, 16 Jahren meiner Mutter verkündet: »Mom, ich erkläre hiermit meine verkorkste Pubertät in den USA für gescheitert und wandere deswegen nach Deutschland aus!« Dann hätten wir uns darüber gestritten, und ich hätte ihr erklärt, dass man in Deutschland nackt in die Sauna geht und manchmal genauso nackt im Park rumliegt. Und dass man manchmal auch nackt in der Zeitung abgebildet wird. Spätestens dann hätte sie - weil sie ein total lockerer Typ ist - wahrscheinlich gesagt: »Wow! Das hört sich gar nicht so schlecht an. Kann ich auch mitkommen?« Aber weil ich damals nichts, überhaupt gar nichts von Deutschlands Freizügigkeit wusste, dauerte es Jahre, bis ich hierherkam.
Der Besuch eines FKK -Strandes auf der Nordseeinsel Norderney war der Anfang.
Ein Kumpel, mit dem ich die Reise unternommen habe, fragte mich, als wir am ersten Tag in Richtung Strand liefen: »So, John, zu welchem Strand willst du überhaupt gehen?« Ich verstand ihn nicht und dachte bei mir:
Zu welchem Strand? Natürlich zu dem schönsten Strand!
Gefragt habe ich ihn aber: »Gibt es denn unterschiedliche? Ich meine, ist nicht ein Strand genauso wie der andere?«
In dem Moment glotzte mich mein Kumpel an und sagte:
»Mensch, John, muss man euch Amis wirklich alles erklären?« Und ich antwortete: »Mir anscheinend schon.« Und dann fing er an, die verschiedenen Strände, die es hier in Deutschland gibt, aufzulisten: »Es gibt den normalen Strand, den Spaziergängerstrand, den Hundestrand, den Kinderstrand und auch natürlich den FKK -Strand.«
»Den › FKK -Strand‹? Was ist das denn? Was bedeutet › FKK ‹?«, wollte ich wissen.
» FKK bedeutet Frei-Körper-Kultur.«
Diese Antwort half mir auch nicht gerade wirklich weiter, und deswegen fragte ich weiter: »›Frei-Körper-Kultur‹, was ist das denn?«
»Unter Frei-Körper-Kultur versteht man die Möglichkeit, als Mensch nackt am Strand rumlaufen, baden und Sport treiben zu können - wie Volleyball zum Beispiel.« Als ich mir seine Erläuterungen angehört hatte, sagte
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