Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch
gelyncht.
Es dauerte nicht lange, bis ich feststellte, dass viele Deutsche der Meinung sind, sie könnten nur den Beruf ausüben, den sie gelernt haben. Derjenige, der Lehramt studiert hat, wird Lehrer. Derjenige, der Physik studiert, wird Physiker. Und derjenige, der Philosophie studiert hat, wird Taxifahrer. Jeder macht das, was er gelernt hat. Und nur das.
In Amerika denkt man darüber ganz anders. Der ausgebildete Physiker arbeitet notfalls als Lehrer. Der Lehrer als Versicherungsvertreter. Und der Philosoph als Börsenmakler. Ich habe tatsächlich einen amerikanischen Kumpel, der
in Yale Philosophie studiert hatte. Als ich ihn fragte, was man mit einem Philosophieabschluss von Yale beruflich machen könnte, sagte er ganz selbstverständlich: »Die meisten, die ich kenne, gehen an die Wall Street und werden dann entweder zum Börsenmakler oder zum Fondmanager ausgebildet.« Ich dachte mir nur:
Kein Wunder, dass unsere Wirtschaft so zusammengekracht ist, wenn lauter wichtige Wirtschaftsentscheidungen von Philosophen
getroffen werden.
In Deutschland würde man wohl eher sagen: »Philosophen gehören nicht an die Börse, sondern maximal ins Taxi.«
Verrückte Amerikaner/Crazy Americans
»Mensch, sind die Amis bekloppt! Die Amis sind so was von bekloppt!«
Ich habe diese Sätze schon so oft hier in Deutschland gehört, dass ich vor langer Zeit aufgehört habe, zu zählen, wie oft genau. Man hört nie: »Die Luxemburger sind bekloppt«, »Die Norweger sind bekloppt« oder »Die Tibeter sind bekloppt«. Aber, dass wir Amis angeblich bekloppt sind, das hört man fast jeden Tag.
Das ist auch kein Wunder, denn wir haben tatsächlich viele bekloppte Amis in Amerika. Besonders unter den Stars. An einem Tag erfährt man, dass David Hasselhoff fast vier Liter Wodka getrunken hat. An einem anderen, dass das Busenimplantat von Amy Winehouse ausgelaufen ist. Und ein paar Tage später, dass die amerikanische Pop-Ikone Lady Gaga keine Frau ist, sondern ein Mann mit echtem Penis. Kurz danach steht in der ›Bild‹: »Lady Gaga dementiert Penis-Gerüchte: Meine Vagina ist beleidigt.«
Kein Wunder also, dass viele meinen, dass wir bekloppt sind! Aber es sind nicht nur Amy Winehouse, Lady Gaga und David Hasselhoff, die den Eindruck entstehen lassen, dass wir Amis »ein Rad ab« haben. Britney Spears leistet dazu ebenfalls ihren Beitrag. Besonders wenn sie betrunken ist und aus irgendeinem Grund an irgendeinem Ort ihre Unterwäsche verliert. Ich könnte ja vielleicht noch verstehen, wenn das einmal passiert wäre. Du gehst auf eine Party,
trinkst ein bisschen zu viel und merkst plötzlich: »Upps, mein Höschen ist weg!« Aber gleich mehrfach, wie es bei Britney der Fall war? Einmal erschien sie sogar vor Gericht ohne Höschen, was sie sozusagen zu einer richtigen Wiederholungstäterin machte. Als ich diese Meldung gelesen habe, dachte ich nur:
Mensch, Britney, was ist überhaupt dein Problem? Es kann doch nicht so schwierig sein, dein Höschen anzubehalten, oder?
Aber es sind nicht nur die Promis, die den Eindruck vermitteln, dass wir Amis »eine Schraube locker« haben. Viele Meldungen über »ganz normale« Amerikaner vermitteln ebenfalls diesen Eindruck. Wie zum Beispiel die Meldung über eine Frau aus Florida, die die Notrufzentrale angerufen hat,
weil es bei McDonald's keine McNuggets mehr gab!
Und damit nicht genug! Sie hat die Notrufzentrale nicht nur einmal angerufen, sondern gleich drei Mal! Das muss für die Leute am Telefon total verwirrend gewesen sein. Denn normalerweise hören sie wahrscheinlich eher: »Mein Auto ist gerade geklaut worden!«, »Jemand versucht in mein Haus einzubrechen!« oder »Jemand hat mich gerade überfallen!« Aber dass einer anruft und sagt: »Helfen Sie mir! Es gibt keine McNuggets mehr bei McDonald's!« Das wäre, als ob jemand in Deutschland Folgendes sagen würde:
»Polizeiruf Köln. Was haben Sie für einen Notfall?«
»Was ich für einen Notfall habe? Ich sage Ihnen, was ich für einen Notfall habe! Es gibt bei Meister Bock keine Bockwurst mehr!«
Es kursieren unheimlich viele Meldungen über so genannte »normale Amerikaner«, die bekloppte Sachen machen. Wie zum Beispiel in Kansas. Es gab im März 2008 einen Fall, in
dem eine fünfunddreißigjährige Frau zwei Jahre lang im Badezimmer ihres Freundes auf der Toilette gesessen hatte, ohne ein einziges Mal aufzustehen. Hier in Deutschland hätte man gesagt: »Mensch, Schatz, mach schneller, ich muss auch mal.«
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