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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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habe eben Miss Beeding entdeckt, drüben, auf der anderen Seite der Straßenkreuzung. Komm!«
    Er packte ihre Hand und zerrte sie vorwärts. Doch als sie die Kreuzung erreicht hatten und über die Straße eilen wollten, ertönte eine Hupe, und ein Wagen bremste so knapp vor ihnen, dass seine Stoßstange Sellers’ Hosenbein berührte. Er starrte den Fahrer wütend an, doch der blieb unbeeindruckt, und als sie die Straße überquert hatten, gerieten sie auf der anderen Seite ins Gedränge der Besucher eines anderen Pubs. Sie drängten sich hindurch, aber als sie es geschafft hatten, sahen sie nur eine verlassene Straße vor sich; keine Spur von Miss Beeding.
    »Verdammt«, murmelte Sellers. »Ich bin sicher, dass ich sie gesehen habe. Sie ist nicht zu verwechseln. Sie besitzt nur die Kleidung, die sie ständig trägt: einen verblichenen, ausgefransten Rock und eine Art Strickjacke … Doreen, macht es dir etwas aus, wenn wir rasch bei der Station vorbeifahren und Bescheid sagen, dass ich sie hier gesehen habe?«
    »Natürlich nicht«, sagte Doreen. »Ich habe nichts von ihr gewusst. Ich finde es entsetzlich, dass Menschen noch immer so leben müssen wie sie.«
    An diesem Tag hatte ein anderer Constable Nachtdienst: Marty Swires. Doch als sie etwas außer Atem eintrafen, sahen sie, dass er nicht allein war. Sergeant Branksome war in London, wie sie wussten, um von den Mitgliedern der ›Hermetic Tradition‹ mehr Informationen über den geheimnisvollen Fremden aus der See zu erfragen, doch vor dem Schreibtisch, an dem Swires saß, stand ein rundlicher Mann, der seine Jacke über dem Arm trug und anscheinend gerade gehen wollte.
    Sellers erkannte ihn als einen der Senior-Detektive aus der Kreisstadt, die aufgrund von Branksomes Suchaktion nach Brindown gekommen waren, ließ Doreens Hand los und trat auf den Mann zu.
    »Entschuldigen Sie, Sir – Chief Inspector Neville, nicht wahr?«
    Der rundliche Mann nickte und wandte sich ihm zu. »Ich habe Sie doch schon kennen gelernt«, sagte er. »Richtig, Sie sind der Mann, der diese Suche nach der verrückten alten Frau gestartet hat, stimmt’s? Nun, wir haben Sie inzwischen gefunden. Sie ist offenbar geistesgestört.«
    Sellers sah ihn verwirrt an. »Aber das kann erst eben geschehen sein. Ich bin hergekommen, um zu melden, dass ich sie in der High Street gesehen habe, vor …« – er warf einen Blick auf seine Uhr – »etwa zehn Minuten.«
    Neville zuckte die Achseln. »Sie müssen sich geirrt haben«, sagte er. »Sie wurde gegen neun Uhr aufgegriffen, als sie in Richtung Geddesley ging, und man hat sie dort in die Nervenklinik gebracht.«
    »Aber ich schwöre Ihnen, dass ich sie eben in Brindown gesehen habe, Sir!« Sellers trat einen Schritt auf den Inspektor zu. »Wir haben sie fast jeden Samstag hier gehabt, wenn sie ein wenig getrunken hatte; ich sollte sie also kennen!«
    Neville runzelte die Stirn. »Ja, Constable«, sagte er bissig. »Sie sollten sie kennen, aber offensichtlich ist das nicht der Fall. Ich sage Ihnen, dass sie einwandfrei als die Person identifiziert wurde, die in die Nervenklinik von Geddesley eingeliefert wurde, und zwar vor über einer Stunde. Damit ist dieser Fall erledigt, und ich kann endlich nach Hause gehen. Schließlich ist es schlecht möglich, dass es zwei völlig gleich aussehende alte Frauen in dieser Gegend geben sollte. Oder sind Sie anderer Meinung?«
    »Aber ich habe sie so deutlich gesehen, wie ich Sie jetzt sehe!« protestierte Sellers.
    »Dann empfehle ich Ihnen, möglichst bald einen Augenarzt aufzusuchen«, sagte Inspektor Neville scharf und ging zur Tür. »Gute Nacht!«

 
11
     
    »Morgen, Sarge«, sagte Sellers, als Branksome die Station betrat.
    »Morgen«, grunzte Branksome. »Wie ich hörte, war meine Reise nach London doch Zeitverschwendung?«
    Sellers zögerte. Dann sagte er: »Es scheint so, Sarge, aber …«
    »Aber was? Miss Beeding ist doch ganz sicher im Irrenhaus von Geddesley aufbewahrt – das ist mir jedenfalls gesagt worden.«
    »Ja, aber …« Sellers machte ein sehr unglückliches Gesicht. »Wissen Sie, es war so: Kennen Sie das chinesische Restaurant in der High Street? Ich war gestern Abend mit Doreen dort zum Essen, und gegen halb elf, als die Pubs schlossen, gingen wir zu dem Parkplatz an der Ecke von Hook Street und Line Street zurück. Wir waren an der Ecke gegenüber dem Ring of Bells Pub, als … glauben Sie mir, ich könnte schwören , dass ich Miss Beeding unter den Leuten sah, die aus dem Pub

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