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Doppelgänger

Doppelgänger

Titel: Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Logik.
    »Verdammt, er ist nicht in der Klinik gewesen, oder? Aber ich!«
     
    Sellers nahm einen Schluck von seinem Kaffee. »Und je mehr ich über das nachdenke, was ich dort gesehen habe, desto sicherer bin ich, dass sie nicht Miss Beeding in die Zelle eingeschlossen haben.«
    »Wen denn sonst?«
    »Das mag Gott wissen – ich weiß es nicht. Aber … hör zu!« Er beugte sich über den Tisch. »Stell dir vor, du würdest jemanden kennen, der irgendwie berühmt ist. Stell dir vor, es würde ein Dokumentarspiel im Fernsehen über ihn produziert oder ein Film, und sie geben sich eine Menge Mühe, alles genauso zu machen, wie es wirklich passiert ist. Kannst du mir folgen? Würdest du nicht, wenn du den Schauspieler siehst, der die Rolle dieses berühmten Mannes spielt, wissen, dass er nicht wirklich der Mann ist, den er darstellt?«
    »Ja, natürlich«, gab Doreen nach kurzem Überlegen zu.
    »Siehst du, und genau dasselbe Gefühl hatte ich, als ich Miss Beeding heute in der Klinik sah«, sagte Sellers.
    »Aber aus welchem Grund sollte irgend jemand so tun, als ob sie Miss Beeding wäre?«
    »Das weiß ich eben noch nicht«, sagte er seufzend. »Aber es geht noch weiter. Auf dem Rückweg von Geddesley hat mich dieser Mr. Fleet von diesem Chemiedepot angehalten und mir gesagt, dass mehrere Menschen eine Frau bei ihrem – wie hat er es noch genannt? – ihrem See-Terminal umherirren gesehen hätten. Das muss diese Pier sein, die man vom Wasser aus sehen kann, die mit den vielen Rohren und Tanks.«
    Er verschluckte sich fast an seinem Kaffee. »Mein Gott, Doreen, es kann doch nicht so viele alte Frauen geben, die in dieser Gegend umherirren?«
    »Das weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht besonders«, sagte Doreen nach einer Pause.
    »Es interessiert dich nicht?« sagte er verblüfft. »Hast du nicht gestern erklärt, dass es gut sei, wenn ich versuche, Menschen zu helfen und mir Gedanken über sie mache, auch wenn ich nicht im Dienst bin?« Sellers sah sie verletzt und vorwurfsvoll an.
    »Ja, aber das war etwas anderes als heute«, sagte sie. »Ich meine, dass du heute ziemlich konfus daherredest. Ich glaube nicht, dass es zwei Miss Beedings gibt.«
    Er starrte sie an. »Ich habe nicht versucht …«, begann er und schwieg verwirrt.
    »So habe ich es jedenfalls verstanden«, sagte sie achselzuckend. »Du versuchst dir einzureden, dass es zwei alte Frauen geben muss, die eine in der Klinik und die andere, die man auf dem Gelände des Chemiedepots gesehen hat. Soweit ich weiß, sehen Menschen nur doppelt, wenn sie blau sind, und deshalb muss es eine andere Erklärung geben, die wahrscheinlich sehr simpel ist.«
    Sellers starrte niedergeschlagen in seine Tasse, in der sich jetzt nur noch Bodensatz befand. Doreen suchte ihre Sachen zusammen. »Es ist wohl besser, wenn du mich jetzt nach Hause bringst«, sagte sie seufzend.
     
    Nachdem er sie bei ihrem Haus abgesetzt hatte, musste Sellers bei Rot vor einer Ampel warten.
    Ein Wagen hielt neben ihm. »’n Abend, Constable!«
    Die sarkastische Stimme war nicht zu verwechseln. »’n Abend, Mr. Leigh-Warden «, murmelte er und versuchte, den Tonfall zu kopieren.
    »Ich habe gehört, dass Sie heute bei der Meeres-Forschungsstation gewesen sind«, sagte der Reporter grinsend.
    »Woher …?«
    »Oh, ich habe so meine Verbindungen.« Leigh-Warden kicherte. »Wenn Sie jemals in Ihrem Beruf etwas werden wollen, sollten Sie sich an mir ein Beispiel nehmen, nicht wahr?«
    Sellers konnte ihn nur schweigend anstarren. Während er so sprachlos auf seinem Roller saß, wechselte die Ampel auf Grün.
    »Ich parke auf der anderen Seite der Kreuzung«, sagte Leigh-Warden. »Ich wollte ohnehin mit Ihnen sprechen.«
    Verärgert, dass er sich ohne Widerstand zu einem Gespräch hatte überreden lassen, folgte Sellers dem Wagen über die Kreuzung. Als Leigh-Warden einen Parkplatz entdeckt hatte, hielt er an und stieg aus. Sellers stoppte neben ihm, blieb aber auf seinem Roller sitzen und sah ihn abwartend an.
    »Sagen Sie mir im Vertrauen«, begann der Reporter in konspirativem Ton, »geht etwas vor, das ich wissen sollte, oder nicht?«
    »Ich verstehe Sie nicht ganz«, antwortete Sellers.
    »Versuchen Sie nicht, mich hinters Licht zu führen, junger Mann!« sagte Leigh-Warden scharf. »Ich bin fast alt genug, um Ihr Großvater sein zu können – und vielleicht bin ich es sogar, ich war ein ziemlich wilder Bursche, als ich in Ihrem Alter war. Und ich lebe davon, Skandale

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