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Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition)

Titel: Doppelkinnbonus: Gesamtausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Salchow
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jungen Frau war mein Cousin.“
    „Und er ist dein fester Freund?“
    „Ich habe keine Ahnung, was er ist.“ Ich suche nach Worten, als müsste ich mir die Sache mit Helge selbst erklären. „Ich kenne ihn von früher. Aber so richtig kennengelernt habe ich ihn erst vor einigen Wochen. Seitdem treffen wir uns.“
    „Ist er eine Übergangslösung?“
    Die direkte Frage stört mich seltsamerweise kaum. Eine Antwort zu finden, fällt mir trotzdem schwer.
    „Vielleicht wäre er eine Übergangslösung, wenn ich wüsste, wohin der Übergang führt“, antworte ich schließlich. „Bis dahin ist er einfach nur Helge.“
    „Vielleicht muss man mehr auch gar nicht wissen.“
    „Ja, vielleicht.“
    Hardy wirft sich zwischen uns auf die Bank, greift nach einer Flasche Bier und lächelt zufrieden. „Also, von mir aus kann der Gig steigen. Wie seht ihr die Sache?“
    Ich schaue auf die Uhr. „Eine halbe Stunde noch.“
    „Willst du deinen Leuten draußen nochmal Hallo sagen?“, fragt Karsten.
    „Besser nicht.“ Ich nippe an meiner Wasserflasche. „Das würde mich nur noch nervöser machen.“

    *

    Die Bretter, die die Welt bedeuten, bedeuten in Bennos Eckkneipe höchstens ein dunkles Weizen. Für mich kommt die Tatsache, dass meine Füße die kleine Bühne gegenüber der Bar betreten, einem Auftritt in der Albert Hall allerdings ziemlich nahe.
    Ich lasse meinen Blick über fremde Gesichter, überfüllte Tische und Plätze an der Bar wandern und frage mich, ob irgendjemand von ihnen auch nur den Ansatz einer Ahnung hat, was es für mich bedeutet, hier zu sein. Hier zu stehen . Vor einem echten Publikum.
    Am Ecktisch neben dem hintersten Fenster sitzt Helge und lächelt mir mit erwartungsvollem Blick zu. Ich meine, Stolz in seinen Augen zu erkennen. Neben ihm sitzen Veronika und Maik, die sich unterhalten, ohne den Blick von mir abzuwenden.
    Während sich Karsten den Gurt seiner Gitarre umlegt, Hardy hinter dem Schlagzeug Platz nimmt und Igor mit seinem Bass auf der rechten Seite der Bühne wie immer den Eindruck erweckt, als stünde er dort bereits seit Stunden, nehme ich auf dem geschwungenen Barhocker hinter dem Mikrofon Platz und halte für einen kurzen Augenblick inne.
    „Hallo, liebe Leute“, sage ich etwas unbeholfen, während ich ein strahlendes Lächeln aufsetze, das meine Unsicherheit zu verbergen versucht. „Wir freuen uns wirklich sehr, dass ihr so zahlreich erschienen seid.“
    Ein Murmeln geht durch die Menge. Jemand schlägt ein Bierglas gegen ein anderes.
    „Ich hoffe, dass der eine oder andere von euch nicht nur zufällig hier ist“, fahre ich – noch immer lächelnd – fort, „sondern vielleicht sogar ein kleines bisschen wegen uns.“
    Irgendjemand lacht. Es liegt in der Natur der Dinge, dass ich das Lachen für einen kurzen Moment als Auslachen verstehe. Selbstbewusstsein hin oder her, in diesem Augenblick hängt mein ganz persönlicher Frieden von den Menschen in diesem Raum ab, als stünden sie für die gesamte Weltbevölkerung.
    Karsten fängt wie abgemacht mit den ersten Akkorden von „To Know Him Is To Love Him“ an, während sich das beruhigende Gefühl, nicht allein auf der Bühne zu stehen, langsam in mir breitmacht.
    Ich nehme das Mikrofon aus der Halterung und schließe die Augen. Ist es lächerlich, nervös zu sein? Ist es lächerlich, hier nervös zu sein?
    Langsam beginne ich zu singen. „To know, know, know him is to love, love, love him …“
    Als ich meine Augen wieder öffne, merke ich, dass meine Stimme wie von allein durch die Strophen zu wandern scheint. Jeder Ton schließt sich, jeder Atemzug bringt das richtige Wort heraus, jede Handbewegung passt sich dem Song nahtlos an.
    Ich singe. Ich singe tatsächlich.
    Mit jedem know, know, know tauche ich in eine eigene kleine Welt, die erstaunlicherweise unerschütterlich zu sein scheint. Mit jeder Zeile, die ich singe, wächst mein Selbstbewusstsein und die Erkenntnis, dass ich das Richtige tue. Dass es keine Rolle spielt, was bisher war und was noch geschehen wird, weil ich in diesem Moment – in dieser Ansammlung ganz besonderer Momente – mit mir selbst im Reinen bin.
    Ich schnappe einen Blick von Helge auf, der mich anlächelt, als teilten wir ein Geheimnis miteinander. Veronika lächelt ebenfalls. Das Lächeln einer Frau, die sich darüber freut, das richtige Outfit für ihre Freundin ausgesucht zu haben.
    Maik lächelt nicht. Trotzdem weiß ich, dass er sich für mich freut. Auf seine ganz eigene

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