Doppelspiel der Leidenschaft (German Edition)
so?“, flüsterte sie. Dann sah sie Nicolò in die Augen. „Als hätten sie keine Bedeutung? Als wäre es egal? Jetzt mal ehrlich, Nicolò, denkst du so darüber? Glaubst du nicht, dass Trauringe etwas Einmaliges sind?“
Nicolò schüttelte den Kopf. „Darüber haben wir nie gesprochen.“
„Nein, natürlich nicht. Wieso auch?“ Wir haben ja nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren würde, dachte sie bei sich. Klar, dass wir darauf nicht vorbereitet waren. „Weißt du, was wir machen? Fürs Erste kaufen wir uns einfache Freundschaftsringe, und später dann kostbarere Eheringe.“
„Du brauchst dich jetzt noch nicht zu entscheiden. Man weiß ja nie. Vielleicht gefallen dir im Juwelierladen welche auf Anhieb.“ Er öffnete eines der oberen Schranktürchen und nahm eine kleine Schachtel heraus. „Hier. Das gehört dir. Du hast es am Tag des Unfalls getragen.“
Das Gewicht des Schächtelchens überraschte sie. Als sie es öffnete, lag darin ein ungewöhnliches, aus Silberbändern geflochtenes Medaillon mit einem passenden Kettchen. „Ist das schön.“ Sie blickte Nicolò hoffnungsvoll an. „Hast du es mir geschenkt?“
„Da muss ich dich leider enttäuschen. Es ist dein Lieblingsschmuck. Vermutlich ein Familienerbstück.“
„Alt sieht es eigentlich nicht aus.“ Sie drehte es herum und suchte nach einem Scharnier. „Man kann es anscheinend aufklappen. Aber wie? Weißt du es zufällig?“
Er verneinte. „Schon möglich, aber du hast es mir nie gezeigt. Wenn du willst, können wir ja einen Juwelier bitten, einmal nachzusehen.“
„Gute Idee.“ Sie hielt ihm das Schmuckstück hin. „Würdest du es mir bitte anlegen?“
Während er das Kettchen nahm und den Verschluss öffnete, drehte sie sich herum und schüttelte ihr langes Haar zu einer Seite. Dabei erblickte sie sich in dem antiken Spiegel der Frisierkommode und erschrak. Seit sie im Krankenhaus zum ersten Mal wieder in den Spiegel geblickt hatte, erging es ihr jedes Mal so, und sie wandte schnell der Spiegelkommode den Rücken zu.
„Was hast du?“, fragte Nicolò und machte den Verschluss des Kettchens zu.
„Ach nichts.“ Sie lächelte ihn strahlend an. „Alles ist wunderbar.“
Doch wie sie gleich merken sollte, glaubte er ihr nicht. Er nahm sie bei den Schultern und drehte Kiley sanft wieder zum Spiegel herum. „Wieso fällt es dir so schwer, dich selbst anzuschauen?“
„Vielleicht weil ich dann die Frau sehe, die ich sein möchte.“ Sie lachte ein wenig verzagt. „Klingt komisch, oder?“
„Nur ein bisschen.“ Er ordnete ihr die Haare, sodass sie wieder über den Rücken fielen. „Warum ‚die Frau, die du sein möchtest‘? Du bist doch hier.“
„Ich weiß, aber das ist nicht einfach zu verstehen.“
Zärtlich streichelte er ihr die Schultern. „Erklär es mir doch.“
„Für mich war es schon ziemlich entmutigend, nicht einmal mehr zu wissen, wie ich aussehe. Bei meinem ersten Blick in den Spiegel …“
„… warst du dir selbst völlig fremd?“
„Ja!“ Sie wollte sich zu Nicolò umdrehen, doch er hielt sie fest. Nun betrachteten sie beide ihr Spiegelbild, er mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen, sie mit ihren hellgrünen. „Ich versuche, von meinem Aussehen Schlüsse auf meine Persönlichkeit zu ziehen. Doch das Einzige ist, dass ich irgendwie … einen ganz netten Eindruck mache.“
„Ich finde dich wunderschön.“ Er neigte den Kopf ihr zu. „Eine Mischung aus Fee und Engel.“
Ein Kompliment, das Kiley erröten ließ. „Ich habe mehr den Charakter gemeint, nicht so sehr das Erscheinungsbild. Kann sein, dass ich nicht schlecht aussehe, vielleicht sogar ganz gut. Aber irgendwie wirke ich …“ Sie verstummte.
„… nett“, ergänzte er, und es wirkte, als wollte er zu diesem Thema nichts weiter sagen.
Kiley konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. „Ja. Bitte versteh mich nicht falsch. Ich möchte nett sein.“ Sie berührte eine Stelle über ihrem Herzen. „Auch hier, nicht nur äußerlich.“
„Bist du“, bestätigte er. „Sonst hätte ich dich wohl kaum geheiratet.“
Kiley entspannte sich in seinen Armen. „Du glaubst nicht, wie mich das erleichtert.“
Doch schon kam ihr ein neuer beunruhigender Gedanke. „Aber was ist, wenn ich mich durch die Amnesie verändert habe, ich nicht mehr dieselbe bin? Vielleicht bin ich jetzt ein richtiges Biest, bekomme Wutanfälle oder klaue silberne Löffel?“
Als sie im Spiegel sah, wie er die Brauen hob, versetzte es ihr einen
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