Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Titel: Doppelt gebloggt hält besser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perdita Klimeck , Brigitta Wullenweber
Vom Netzwerk:
Eieruhr in der Küche. Irgendwann hatte sie nämlich die Wäsche mal vergessen, und es erst am nächsten Samstag gemerkt. Na, die hat vielleicht gerochen!
    Die Uhr schrillte natürlich pünktlich. Also wieder … Korb voll, Treppe runter, Wäsche umladen in den Trockner, Maschine neu befüllen und flugs wieder rauf. Zum nächsten Kreuzworträtsel. Vier Stunden später war alles geschafft. Die Grete holte die letzte Wäscheladung aus dem Trockner. Jetzt noch alles falten oder auf Bügel hängen und ab in den Schrank. Von Bügeln hält die Grete nichts. Zumindest nicht direkt nach dem Waschen. Grete benutzt für fast alles den Trockner. Eine tolle Erfindung, meint sie. Kaum noch zerknittert ist die Wäsche nach dem Trocknen. Früher, ja früher, hat die Grete alles gebügelt. Stundenlang. Oft vor dem Fernseher, weil es ihr sonst zu langweilig war. Und was hatte sie davon? Kreuzschmerzen und sonst nix. Denn jedes Mal, wenn die Grete ein gebügeltes Teil anziehen wollte, konnte sie nochmal drüberbügeln. Knicke vom Falten oder Abdrücke vom Bügel. Manchmal lag es einfach auch nur daran, dass zu viel im Kleiderschrank lag oder hing. Alles eng aneinander gequetscht oder zu eng aufeinander gestapelt. Zuerst hat sie es mit Aussortieren versucht, dann mit einem größeren Kleiderschrank. Das Ergebnis war nach ein paar Wochen immer wieder gleich. Gebügelt in den Schrank und zerknittert wieder raus. Lieschen hat diese Probleme bestimmt nicht, da sie auf dem Standpunkt steht, dass man so viele Klamotten eh nicht braucht.
    Seit ein paar Jahren spart sich die Grete deshalb das Bügeln. Na, nicht ganz natürlich. Heute bügelt die Grete eben nur einmal. Nämlich erst dann, wenn sie das Teil auch anziehen möchte. Dafür hat sie eine kleine Bügelstation aufgestellt in ihrem Schlafzimmer, die immer betriebsbereit ist. Und ein, zwei Teile sind in Nullkommanix gebügelt. Ohne Kreuzschmerzen.
    Nun, das letzte Wäschestück war verstaut, alles blitzte rundherum und für die Grete konnte das Wochenende beginnen. Kein Büro, kein Chef, kein ständig klingelndes Telefon. Herrlich.
    Grete weiß, dass sie es gut hat. Sie kennt so einige Mitmenschen, die auch am Wochenende nicht von der Arbeit lassen können, oder die Arbeit nicht von denen. Wie man es nimmt. Manchmal geht sie mittags mit der Frau Wilde essen. Die arbeitet in einer Firma, gleich gegenüber von Gretes Büro. Auch im Vorzimmer. Aber der ihr Chef ruft auch am Wochenende oft an. Oder schreibt Mails. Fragt was, will was, erzählt was und die Frau Wilde muss springen. Akten vorbeibringen, Hotelzimmer buchen für den Chef, weil dem mal wieder erst am Samstag eingefallen ist, dass er am Montag nach Wiesbaden muss, usw.
    Oft genug ist die Frau Wilde fix und fertig. "Mein Mann ist total sauer, weil ich immer ans Handy gehe! Aber was soll ich denn machen. Ich brauch den Job. Das Haus ist noch nicht bezahlt."
    Grete versteht das mit dem Haus. Was sie nicht versteht, sind die ständigen Anrufe von Frau Wildes Chef. Ihr Chef würde das niemals tun. "Wochenende ist Wochenende", sagt der stets. "Es gibt nichts, was so eilig ist, dass es nicht auch am Montag erledigt werden kann."
    Und deshalb hebt die Grete heute den Daumen. Bis in den Himmel. Weil sie nämlich gelesen hat, dass die Frau von der Leyen ebenso denkt. Kein Mitarbeiter des Bundesarbeitsministeriums wird mehr durch Telefonate oder E-Mails während der Freizeit gestört. Nur im äußersten Notfall. Und im Urlaub ist selbst das nicht gestattet. Wie hat Frau von der Leyen so schön gesagt:
Eine Selbstausbeutung der Beschäftigten soll vermieden werden.
    Klasse, findet die Grete. Einfach nur klasse. Und gleich am Montag wird sie den Zeitungsartikel, den sie feinsäuberlich ausgeschnitten und dann laminiert hat, der Frau Wilde geben. Die soll den mal ihrem Chef dezent auf den Schreibtisch legen. Grete würde im Falle des Falles den Text ihrem Chef ja einfach unter die Nase halten. Mit ein paar passenden Worten garniert. Aber Frau Wilde ist ja nicht Grete. 
    Gruß vonner Grete
     
    Lieschen überlegt am Wochenende
    Wenn die Frau von der Leyen meint, dass eine Selbstausbeutung der Beschäftigten vermieden werden soll und das in ihrem Ministerium angeblich tatsächlich umsetzt, dann kann der Herr Seibert, seines Zeichens Pressesprecher der Bundesregierung und noch so einiges mehr, ja von Glück sagen, dass er nicht direkt im Bundesarbeitsministerium angestellt ist. Dann wäre der seinen Job ja schnell los. Oder wäre Miss Perfect

Weitere Kostenlose Bücher