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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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dir ...«
    Er verstummte, weil sie seinen Namen rief, als hätte er die Hände um ihre Kehle gelegt, um sie zu erwürgen. Er rieb sich mit zitternden Fingern über das Gesicht. Seine Wangen waren feucht. »Ist es das, was du willst?«, fragte er. »Du willst ihn wirklich heiraten?«
    Er sah ihr Nicken und fuhr herum, floh vor diesem Dämon in Gestalt eines Engels. Erst, als er vor dem Haus in seinem Jeep saß und in hilfloser Wut auf das Lenkrad einschlug, bemerkte er, dass er weinte, und wunderte sich, dass es keine blutige Tränen waren, die über seine Wangen liefen.
    Lysette zitterte so stark, dass ihre Zähne klapperten. Sie musste sich an der Bank festhalten, sonst wäre sie umgefallen - oder, noch schlimmer, hinter Nicholas hergelaufen, um sich in seine Umarmung zu stürzen. Die Leidenschaft seiner Küsse, die gleichzeitig zärtliche und fordernde Berührung seiner Hände, die Gefühle, die sein Gesicht so deutlich gezeigt hatte, als hätte er sie laut hinausgerufen - das alles hatte ihre Knie weich werden lassen und ein Begehren in ihr aufflammen lassen, wie sie es nie zuvor erlebt hatte. Sie wollte ihn. Sie begehrte ihn mit jeder Faser ihres Herzens und ihres Körpers. Sie wollte, dass er sie mit dem Gewicht seines großen, starken Körpers in die Kissen drückte. Sie wünschte sich, dass seine Hände sie überall berührten, dass seine Lippen sie erforschten, dass er nicht aufhörte, sie zu küssen, zu liebkosen, zu lieben ...
    Lysette ballte die Fäuste, bis ihre Nägel schmerzhaft in das weiche Fleisch ihrer Handflächen schnitten. Der Schmerz brachte sie wieder zur Besinnung. Sie drängte den Impuls, zu ihm zu gehen und ihm zu gestehen, dass sie nicht die Frau war, für die er sie hielt, in ihr Innerstes zurück und verschloss ihn dort so gut sie konnte. Sie hatte Margo etwas versprochen, und bei aller Entfernung, die sich in den letzten Jahren zwischen ihr und ihrer Schwester aufgetan hatte, waren sie doch immer, wenn es darauf ankam, füreinander da gewesen. »Blut ist dicker als Wasser«, flüsterte sie einen Satz, den ihre deutsche Großmutter immer zu sagen pflegte. Aber warum blutete ihr nur das Herz dabei?
    Sie hörte Autoreifen über den Kies der Einfahrt knirschen, und trocknete ihre Tränen, während sie nach vorne ging. Dort stieg gerade Philippe aus seinem Wagen und winkte seinem Bruder zu, der wie erstarrt hinter dem Steuer seines Jeeps saß. »Bist du auch gerade angekommen, Nick? Geh ins Haus, wir kommen gleich.« Er sah Lysettes gerötete Augen und zog den Kopf ein wie ein Hund, der Schelte erwartete. » Ma chérie , ich habe dir etwas mitgebracht als Entschuldigung für mein gestriges Benehmen. Ich hoffe, du bist nicht mehr böse auf mich.« Er hielt ihr ein hübsch verpacktes Schächtelchen hin.
    »Danke«, sagte sie matt. »Ich gehe mich dann umziehen, Philippe. Wir müssen ja gleich los, wenn wir nicht zu spät bei deiner Tante sein wollen.« Sie bemühte all ihre schauspielerischen Fähigkeiten, um Nicholas anzulächelnd und ihm die Hand zu geben, als hätten sie sich heute noch nicht gesehen - und in den Armen gehalten.
    Er erwiderte ihren Gruß mit einem mürrischen Nicken und lehnte ebenso wortkarg Philippes erneute Einladung, ins Haus zu gehen, ab. Er lehnte sich gegen den Jeep und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich warte hier auf euch.«
    »Uh, der Herr hat schlechte Laune«, murmelte Philippe und schnitt eine Grimasse, die dazu gedacht war, Lysette zum Lachen zu bringen. »Aber schick gemacht hat er sich, mon dieu . Ich wusste gar nicht, dass du so einen feinen Zwirn im Schrank hast, alter Junge!«
    Lysette musste ihm recht geben. Als Nicholas vorhin im Garten auf sie zugekommen war, hatte sie ihn zuerst für seinen Bruder gehalten. Er trug einen anthrazitfarbenen Anzug aus einem edel schimmernden Stoff, dazu ein blendend weißes Hemd, und das alles sah aus, als wäre es von einem guten Schneider speziell für ihn gemacht worden. Mit seinen breiten Schultern und den langen Beinen machte er darin eine blendende Figur, und der dunkle Stoff ließ seine hellen Augen und das silbergraue Haar regelrecht leuchten.
    Lysette bemerkte, dass sie Nicholas anstarrte. Er mied ihren Blick, musterte mit angewiderter Miene seine glänzenden Schuhe, als hätte er einen ekligen Fleck darauf entdeckt.
    Lysette flüchtete ins Haus, um sich umzuziehen und etwas Make-up aufzulegen. Sie entschied sich für ein tomatenrotes, ärmelloses Etuikleid aus Margos Schrank und legte den passenden

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