Doppeltes Spiel (German Edition)
gemacht hatte.
Lysette rührte in ihrer Kaffeetasse und aß ohne großen Appetit ein Gurkensandwich und ein schrecklich süßes Petit Four, das ihr so schwer im Magen lag, als hätte sie einen Backstein verschluckt.
Philippe unterhielt seine Tante mit der Imitation eines befreundeten Anwalts, den Lysette nicht kannte. Sie sah sich den Salon an und zwang ihre Gedanken, die immer nur um Nicholas kreisten, sich auf die wirklich hübsche Einrichtung und die Bilder an den Wänden zu konzentrieren. Immer, wenn ihr Blick auf Nicholas fiel, durchfuhr es sie wie eine elektrische Entladung.
Nicholas schien mit den Gedanken sehr weit weg zu sein. Er hielt seine leere Tasse zwischen den Händen und starrte zum Fenster. Seine Tante musste ihn mehrmals ansprechen, bevor er es bemerkte.
»Wo bist du, Nick?«, fragte sie mit amüsierter Strenge.
»Entschuldige, tata «, sagte er. »Ich bin ein wenig müde. Was hast du gesagt?«
Geneviève überhörte die spitze Bemerkung Philippes, sein Bruder habe sich wahrscheinlich am Abend zuvor zu intensiv in eins seiner Fässer vertieft, und wiederholte ihre Frage: »Wie weit sind deine Verhandlungen mit dem alten Meunier gediehen?«
Nicholas richtete sich auf, sein Gesicht belebte sich. »Ich habe mich in den letzten Wochen ein paar Mal mit seiner Schwester getroffen«, sagte er. »Sie hat einigen Einfluss auf ihn. Und sie ist der Meinung, dass er sich schon längst nach einem Käufer für seinen vignoble hätte umsehen sollen.«
»Der Preis?«
Nicholas breitete in einer resignierten Geste die Hände aus. »Ich könnte ihn gerade so aufbringen, wenn ich alle Reserven zusammenkratze. Dann muss ich aber die Sanierung des Hauses noch einmal verschieben, und das wäre wirklich dringend nötig.« Sein Blick streifte Lysette.
Tante Geneviève wiegte nachdenklich den Kopf. »Nun, das lässt sich regeln. Aber jetzt ist nicht der rechte Zeitpunkt, um über Geschäftliches zu sprechen, und ich hoffe, Margo nimmt es uns nicht übel. Wir werden uns in der nächsten Woche darüber unterhalten, Nicholas.« Sie sah Lysette an, ihr Blick war fragend und kühl. »Sie haben nicht viel gegessen, Margo. Soll Raniya Ihnen etwas anderes zubereiten?«
Philippe ließ seine Zeitung sinken, in der er sich während des Gesprächs vertieft hatte, und griff nach Lysettes Hand. »Liebe Tante, lieber Nicholas, wir möchten euch etwas mitteilen.«
Lysette wurde es übel. Nicholas' Blick brannte sich mit einer Intensität in ihr Innerstes, dass es schmerzte. Durch das Rauschen des Blutes in ihren Ohren hörte sie Philippe verkünden, dass Margo und er Weihnachten zu heiraten gedachten. Sie hörte auch die verhaltenen Glückwünsche Genevièves, und es gelang ihr, darauf einen Dank zu erwidern.
Sieh mich nicht so an , hätte sie am liebsten geschrien. Ich bin nicht Margo. Ich liebe Philippe nicht. Ich liebe dich, Nick, und keinen anderen!
Sie schob abrupt den Stuhl zurück und stand auf. Drei verwunderte Augenpaare sahen sie an. »Entschuldigt mich«, sagte sie erstickt. »Ich muss einen Moment an die frische Luft ... ah, mich frischmachen. Pardon.« Sie floh zur Tür und hinaus auf die Loggia. Die milde Abendluft vertrieb die Schleier, die sie vor Augen hatte. Sie lehnte sich an die Brüstung und nahm mit geschlossenen Augen einige tiefe Atemzüge, bis ihr rasender Puls sich beruhigte.
Sie löste sich von der Brüstung und sah sich um. Es wäre schön, sich mit kaltem Wasser den Nacken zu kühlen und an einem ungestörten Ort wieder zur Ruhe zu kommen. Wo war das Bad?
Lysette ging zu einer Tür auf der anderen Seite der Loggia und öffnete sie, aber der Raum dahinter war ganz offensichtlich ein Schlafzimmer und kein Bad. Sie schloss die Tür schnell wieder und sah sich unschlüssig um. Wenn sie die Küche fand, konnte sie das Dienstmädchen fragen. Aber wahrscheinlich waren die Hauswirtschaftsräume im Erdgeschoss.
Sie hörte, wie eine Tür zufiel. Schritte näherten sich. Sie wandte sich eilig ab und lehnte sich an die Brüstung, um in den Patio hinunterzuschauen. Es sollte nicht danach aussehen, als wüsste sie nicht, wo sie hinwollte.
»Margo? Brauchst du Hilfe?«
Im ersten Moment dachte sie, Philippe wäre gekommen, um nach ihr zu sehen. Warum war es ihr nie aufgefallen, wie ähnlich die Stimmen der beiden Brüder klangen? Es war Nicholas, der neben ihr stand und sie besorgt ansah. »Tante Geneviève meinte, jemand solle nach dir schauen, du hättest ausgesehen, als ob du jeden Moment umkippst.« Er
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