Doppeltes Spiel (German Edition)
Familienmitglied zu akzeptieren. Sie und Philippe passen gut zueinander. Helfen Sie ihm, sein Geld auszugeben und achten Sie ein wenig darauf, dass er es nicht übertreibt. Damit wären alle zufrieden und glücklich.« Sie beugte sich noch ein wenig näher. Lysette erwiderte ihren Blick, ohne zu blinzeln. »Aber lassen Sie Nicholas in Ruhe, haben Sie gehört? Wenn Sie versuchen, dem Jungen das Herz zu brechen, schaffen Sie sich eine Feindin, meine Liebe. Und ich versichere Ihnen: Ich bin unbarmherzig, nachtragend und absolut in der Lage, Sie Philippe ein für alle Male auszutreiben. Ich bin das Familienoberhaupt, ma petite . Vergessen Sie das nie!«
Sie ließ Lysette los und klopfte die Hände ab, als hätte sie etwas Schmutziges angefasst. »Gehen wir zurück in den Salon. Nach Ihnen, meine Liebe. Ich muss erst noch ins Bad, mir die Zähne putzen.« Sie stützte sich auf die Schreibtischkante und stand auf.
Lysette erhob sich mit weichen Knien aus ihrem Sessel und ging zur Tür. Hinter ihr erklang das dumpfe Klopfen des Stocks auf dem dicken Teppich.
Ich wusste, dass sie versuchen wird, mich zu fressen, dachte Lysette. Aber das war Margos Problem, nicht das ihre. Was Geneviève über Nicholas erzählt hatte, verursachte ihr allerdings wirklich Magenschmerzen. Er hatte auf sie nicht den Eindruck gemacht, dass er sein Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauswarf. Er wirkte auch nicht wie ein Spieler oder jemand, der sein Geld für Drogen oder Ähnliches ausgab. Diese Sorte Männer kannte sie, die liefen in jedem Theater zu Hauf herum. Nein, viel wahrscheinlicher war es, dass er insgeheim jemanden finanziell unterstützte - Adrienne.
Die Brüder saßen nebeneinander auf der Couch und unterhielten sich flüsternd. Als Lysette durch die Tür kam, sahen beide auf. Nicholas schaute so finster drein, als hätten sie sich gestritten, aber Philippe gab sich Mühe, seine gekränkte Miene in ein strahlendes Lächeln zu verwandeln. »Da seid ihr ja endlich«, sagte er betont munter. »Was machst du für ein Gesicht, Margo? Hat Tante Geneviève dich geärgert?«
Lysette setzte ein ebenso falsches Lächeln auf wie er und verneinte. »Sie war sehr reizend zu mir und hat mir ein paar Schauergeschichten aus deiner Jugend erzählt. Wahrscheinlich war das der abschließende Test - wenn mich das abgeschreckt hätte, wäre ich als ihre Schwiegernichte durchgefallen.«
Philippe lachte, aber Nicholas musterte sie prüfend und besorgt.
Geneviève, die jetzt auch wiederkehrte, hinkte zum Tisch und schenkte sich ein Glas Rotwein ein. »Philippe, Margo - ich habe euch noch nicht gratuliert. Das möchte ich jetzt nachholen. Liebe Margo, seien Sie herzlich willkommen in unserer Familie.« Sie hob ihr Glas, und ihr Blick, mit dem sie Lysette ansah, sprach eine deutliche Warnung aus.
Nicholas kam an ihre Seite und griff ebenfalls nach seinem Glas. »Liebe Margo«, sagte er, »dem schließe ich mich an. Du bist mir immer willkommen, wenn du jemanden nötig hast, um dich über meinen Bruder zu beklagen.«
»Blödian«, sagte Philippe, aber er lächelte zufrieden.
»Lasst uns hinausgehen. Raniya hat uns im Patio noch etwas zu Knabbern hingestellt. Philippe, du trägst die Karaffen. Nicholas, du nimmst mein Glas und Margo das von Philippe«, kommandierte Geneviève.
Sie saßen noch bis tief in die Nacht unter dem samtschwarzen Sternenhimmel. Die Luft war warm und duftete nach Kräutern und Blumen. Irgendwo sang eine Nachtigall. Die Tante und ihre Neffen plauderten gedämpft über alles Mögliche - alte Geschichten aus der Kindheit der Brüder, freundlicher Klatsch über Nachbarn und Familie ... Lysette genoss es, nicht zuhören und einmal nicht auf der Hut sein zu müssen. Sie lehnte an der Mauer, die noch immer ein wenig von der Wärme des Tages abgab, und ließ ihre Gedanken wandern.
Am Wochenende fand die Geburtstagsfeier statt, danach würde sie noch ein paar Tage mit Philippe an die Côte d'Azur fahren und dann war dieses Abenteuer vorüber. Lysette war dann wieder die arbeitslose Schauspielerin, die sich schleunigst um ein Engagement kümmern musste, und Margo, die erfolgreiche Modefotografin, würde als Margot Gaillard das Leben einer gut betuchten und in besten Kreisen verkehrenden Anwaltsgattin führen. Und Nicholas ...
Er sah sie an. Immer wieder spürte sie seinen Blick, der auf ihr ruhte. Es war wie eine Berührung, manchmal sanft wie ein Streicheln, dann wieder prickelnd, elektrisierend und erregend. Es würde ihr
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