Doppeltes Spiel (German Edition)
geglaubt.« Der Tabak glühte hell auf. »Er hat Adrienne wirklich geliebt. Und er war verschossen, vernarrt, vollkommen verrückt nach ihrem Kind, Louise.« Genevièves Gesicht wurde weich. »Sie war wirklich ein rayon de soleil . So lieb und hübsch und entzückend, wie ihre Mutter verschlossen und kratzbürstig war.«
Lysette seufzte. Der arme Nicholas. »Dann hat sie ihn also verlassen. Warum? Ist sie zu dem Vater des Kindes zurückgekehrt?«
Geneviève stieß heftig den Rauch ihres Zigarillos durch die Nase. »Knapp drei Jahre nach der Hochzeit hat sie das Konto leergeräumt, alles an Wertsachen eingesteckt, was sie tragen konnte und ist mit Louise verschwunden. Ohne eine Nachricht, ohne ein Wort. Wir haben nie wieder von ihr gehört.«
Lysette schlug die Hände vors Gesicht. »Oh, nein«, sagte sie gepresst. »Oh, der arme, arme Nick!«
Geneviève nickte grimmig. »Ich habe ihn ins Gebet genommen. Habe ihn gefragt, was vorgefallen sei. Er hat mir bei der Seele seiner lieben Mutter geschworen, sie hätten sich nicht gestritten und Adrienne habe mit keinem Zeichen zu erkennen gegeben, dass sie vorhatte, ihn zu verlassen. Ich glaube ihm. Er war am Boden zerstört - und nicht nur, weil Adrienne ihn bestohlen hat. Ich habe ihm damals nicht helfen können, und mir hat das Herz geblutet, weil mein kleiner Liebling so schrecklich litt.«
»Wie seltsam. Ich habe immer geglaubt, Philippe wäre Ihr Lieblingsneffe«, murmelte Lysette.
»Das denkt Nicholas auch«, erwiderte Geneviève sanft.
Lysette musste das alles erst einmal verdauen. Sie griff nach den Zigarillos, sah Geneviève fragend an, die nickte. Beide Frauen saßen in dem halbdunklen Arbeitszimmer, schwiegen und rauchten.
»Warum haben Sie mir das alles erzählt, Tante Geneviève?«, fragte Lysette schließlich unangenehm berührt. Es ging sie nichts an, das waren intime Geheimnisse, die im innersten Familienkreis verbleiben sollten. Nicholas wäre es sicherlich ungeheuer peinlich, wenn er wüsste, worüber seine Tante gerade mit ihr sprach.
»Liebe Margo«, Geneviève tippte mit dem Finger auf die Tischplatte. »Philippe hat sich endlich entschieden, zu heiraten. Bon , ich bin zufrieden damit. Wenigstens einer meiner Jungen wird endlich erwachsen und ein wenig solider.« Auch, wenn ich mir eine andere Braut für ihn gewünscht hätte, schienen ihr Blick und Gesichtsausdruck zu sagen.
Lysette verzog den Mund. »Nun, Nicholas scheint mir sehr solide und erwachsen zu sein.«
Geneviève lehnte sich mit einer heftigen Bewegung in ihren Stuhl zurück. »Nicholas?«, sagte sie scharf. »Der Junge ist vollkommen unfähig, sein Geld zusammenzuhalten. Es rinnt ihm durch die Finger und ich weiß nicht, wo es hinfällt. Ich prüfe regelmäßig mit meinem Steuerberater die Bücher des Guts. Es wirft einen ordentlichen Profit ab, genug, um die notwendigen Investitionen zu machen und sich Rücklagen zu schaffen. Aber was ist? Nicholas ist ständig blank. Er schafft es seit Jahren nicht, die dringend fälligen Reparaturen am Gutshaus zu erledigen.
Philippe hat ihm vor ein paar Jahren das Mas abgekauft, aber auch dieses Geld ist weg. Nicholas könnte jetzt ein Stück Land erwerben, das ein großer Gewinn für das Gut wäre, der genannte Preis ist mehr als freundschaftlich und Nick müsste die Summe problemlos flüssig machen können - aber er drückt sich seit Wochen darum, den Kauf perfekt zu machen. Ich weiß nicht, wofür er sein Geld ausgibt.« Sie drückte den Zigarillo aus, als wollte sie jemanden umbringen. »Philippe, der nun wirklich einen exorbitanten Lebensstil pflegt, kommt besser mit seinem Gehalt aus als sein Bruder, der in einer baufälligen Ruine haust und sich von Käse und Brot ernährt. Das ist doch widersinnig.«
»Glauben Sie, dass er immer noch Adrienne und ihr Kind unterstützt?«, fragte Lysette
Geneviève zuckte mit den Achseln. »Er will darüber nicht sprechen. Ich stelle ihn oft genug zur Rede, aber da ist eine Mauer, durch die ich nicht dringen kann. Ich mache mir Sorgen um ihn, Margo.« Sie beugte sich vor und umfasste mit hartem Griff Lysettes Handgelenk. »Und weil Sie mich gefragt haben, warum ich Ihnen all das erzähle: Ich will, dass Sie schön bei Ihrem Fang bleiben und nicht mehr auf den möglicherweise besseren Fisch schielen. Sie haben Philippe im Netz, freuen Sie sich. Ich habe Erkundigungen über Sie eingezogen, und Sie sind ganz offensichtlich nicht auf eine reiche Heirat angewiesen. Um so besser. Ich bin bereit, Sie als
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