Dorian
stillt den Hunger für einen kurzen Moment, doch er befriedigt dein Bedürfnis nicht auf längere Zeit. Dieses kann nur durch Menschenblut geschehen.“
Sarah riss sich das Collier vom Hals.
„Mir reicht dieser Unfug… ich gehe.“
Olga versuchte ihre aufgebrachte Herrin vergebens aufzuhalten, doch weit kam Sarah nicht. Lascar hatte ihr zwei Wachmänner zur Aufsicht abgestellt und diese versperrten ihr mit gekreuzten Schwertern den Weg. Erschrocken trat sie zurück und schloss die Tür. Sie lief zum Fenster, doch zum hinausklettern war es zu hoch. Sie war gefangen in ihrem eigenen Albtraum. Tascha hob die Kette auf und hielt sie Sarah hin.
„Glaubt mir, es wäre besser, sich mit den Umständen anzufreunden. Sie können es nicht ändern. Wir werden Ihnen helfen, nur sie müssen es zulassen.“
„Seid ihr auch so wie sie?“
„Nicht ganz. Wir sind als Vampirrinnen an das Orakel gebunden und allein für den Fortbestand unserer Rasse zuständig. Wir paaren uns mit den mutigsten Kriegern, den adligsten Vampiren und erhalten mit unseren Kindern die Blutlinie aufrecht. Wir nähren uns von dessen Blut, der uns aussucht. Wir können uns rasant von einem Ort zum anderen bewegen und haben die Möglichkeit im Gegenteil zu den Männern uns für längere Zeit im Tageslicht aufzuhalten. Das ist so eine Art Entschädigung dafür, dass wir uns niemals binden dürfen. Das Privileg der Liebe ist uns untersagt. Wir würden sofort aus dem Orden verbannt werden.“
„Warum habt ihr euch für so ein Leben entschieden, das ist ja grausam.“
„Nicht grausam Sarah… es ist eine Ehre, das Kind eines Kriegers erwarten zu dürfen. Bei mir ist es auch bald soweit. Vorador wird sich meiner Annehmen.“
Taschas Augen leuchteten erwartungsvoll auf.
„Und ich soll so werden wie ihr, stimmt´s?“
Sarah nahm Olgas Hand. Diese zuckte verlegen zurück.
„Oh, entschuldigt… ich weiß… keine Berührungen.“
„Nein, ihr sollt so werden wie Lascar. Eine Fürstin der Nacht. Ihr werdet ihn lieben lernen und allein sein Blut wird euch am Leben erhalten. Doch wann immer ihr uns braucht, wird das Orakel uns zu euch schicken.“
Sarah fing an zu weinen, sie würde zu einer Bestie werden.
„Soll das heißen, ich muss sterben um leben zu dürfen? Ich werde nie wieder die Sonne sehen. Nie wieder barfuß über die Wiesen laufen?“
„So ist es Sarah. Ihr Leben wird die Nacht sein. Der Mond wird sie beschützen und ihr werdet die dunkle Tageszeit zu schätzen wissen. Sie werden Dinge wahrnehmen, die bis dahin für Sie im Verborgenen lagen. Lascar wird derjenige sein, der sie bald wandeln wird. Das Orakel hält sie für würdig dieses Geschenk des ewigen Lebens anzunehmen.
„Sie kennt mich doch gar nicht, wie kann sie so urteilen?“
Zu ihrer Verzweiflung mischte sich Zorn hinzu.
Tascha reichte ihr erneut den Teller.
„Sie war letzte Nacht hier bei Ihnen. Sie hat gefühlt, das Mylady stark genug für die Wandlung ist. Nur als Vampirin sind Sie in der Lage eine schwierige Schwangerschaft durchzustehen.“
Sie nahm Tascha die Holzgabel aus der Hand und stocherte lustlos in den Eiern herum. So sah also ihre Zukunft aus. Ewig lebend in der Dunkelheit, mit einem Mann, den sie nicht liebte aber von dem sie für immer abhängig war. Sie würde ihre Familie nicht mehr wiedersehen. Egal was mit ihr geschah, diese Tatsache brach ihr das Herz.
„Mom…" schluchzte sie, " ich werde dich vermissen."
In Tränen aufgelöst fiel sie in Olgas Arme. Sie konnte jetzt keine Rücksicht auf die geforderte Etikette nehmen, sie hatte Angst und brauchte unendlich viel Trost.
Tascha kam auf sie zu und umarmte Sarah, wie eine Freundin.
„Alles wird gut, Sarah… alles wird gut.“
Olga schaute Tascha empört an, doch das war ihr in diesem vertrauten Moment nicht wichtig. Ihre Majestät brauchte Hilfe und sie würde für sie da sein, auch wenn es zur Folge hätte für sie sterben zu müssen.
„Wann wird es soweit sein?“
Sarah schnäuzte in ihr Taschentuch, das letzte Andenken an ihren Vater.
Und du hast mich in dieses Land geschickt, vielen Dank Daddy.
„In ein paar Tagen, zur Vollmondnacht. Bis dahin sollten sie die Gelegenheit nutzen, sich hier einzuleben. In unserer Begleitung werden sie auch nach draußen dürfen. Lascar wird ihnen sicherlich die Chance geben, sich von ihrem alten Leben verabschieden zu können.“
Olga zog die Vorhänge zu.
„Jetzt im Winter wird es früher dunkel. Lascar wird bald erwachen und nach ihnen sehen
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