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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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niemand einen Einfall, wie Linus aufzuhalten war. Keinen, außer zunächst das aus den Nollonin zu befreien, was Linus dort gefangen hatte. Und sollte uns das gelingen … ja, was dann? Ich würde wohl auf dem schnellsten Weg nach Falkenberg zurückkehren müssen, um dort alles in meiner Macht stehende zu tun, damit sich die Wogen glätteten. Auch, wenn meine Rückkehr vermutlich nur noch mehr Zorn in Serion von Gamar hervorrufen würde.
    Sechs lange Wochen. Auch mit den besten Nordmännern und dem schnellsten Schiff war die Strecke nicht in weniger Zeit zu bewältigen.
    König Ruhman, der voller Reue über seine unter dem Fluch begangenen Taten war, hatte angeboten, das Schiff von seinen Riesen rudern zu lassen. Doch dafür war es nicht gemacht. Stattdessen hatte er uns vor der Abreise zwei andere Dinge versprechen müssen:
    Zum einen den Wiederaufbau von Lukae. Und zum anderen das Versenken des Nollonar, den wir ihm überlassen hatten, um alle seine Riesen von ihrem Fluch zu erlösen.
    Jetzt hatten wir es tatsächlich geschafft, und waren vor den Küsten Quainmars angelangt. »Mar« war das elbische Wort für »Land« – ob Serion, dem Elbenhasser, bewusst war, dass auch sein Land dies im Namen trug?
    Die Küste glich derjenigen von Falkenberg oder Dinster sehr, auch wenn es etwas wärmer war. Sie sah beinahe ein wenig aus wie vor dem Wald Arith, wo die Bäume direkt hinter dem Strand begannen. So war es auch hier, bis auf den Unterschied, dass die Küstenlinie an sich etwas schroffer verlief. Mehrere kleine Inseln ließen wir links und rechts liegen.
    Selbst für gute Seeleute wie die Harjenner war es kaum möglich, die versteckte Bucht ausfindig zu machen, in der die Hauptstadt der Elben ihren Hafen verbarg. Und Lia selbst war nautisch nicht bewandert.
    »Lasst uns einfach an Land gehen, sobald wir können«, hatte sie gesagt. »Die Elben von Quainmar werden uns finden bevor wir sie gefunden haben.«
    Also taten die Nordmänner, wie ihnen geheißen und steuerten aufs Geratewohl die größte Bucht an, die sie ausmachen konnten. Dort, wo den groben Karten nach Noienna ungefähr liegen musste. Sie sah zivilisiert aus, denn in der Mitte der Bucht lag eine felsige Insel mit einem beinahe monumentalen Gebäude. Doch erst, als Lia merkte, wohin Leonhrak steuern ließ, klärte sie das Missverständnis auf.
    »Das ist Liupatheron , der Palast der Dämmerung«, erklärte sie. Es klang beinahe enttäuscht. »Er ist nicht bewohnt. Es war der erste Versuch, einen Sitz für das Königspaar in Quainmar zu bauen. Doch Elbenglas hat eine Schwäche: Salzwasser. Mit der Zeit, lässt es das Glas spröde werden und seine Stabilität geht dahin.«
    Als wir näherkamen und die Insel schließlich passierten, sahen wir, was Lia meinte. Einst war dies ein absolut gigantischer Bau gewesen. Ganz im Grün des Elbenglases. Der Palast war kleiner als der in Anselieth, und dennoch war dieser hier auf seine Weise beeindruckender. Seine Türme und Erker, seine Hallen und Höfe, seine Spitzen und Zinnen, sie alle waren in den schroffen Fels eingepasst und darüber hinaus teils aus Onyxstein, teils aus dem grünen Elbenglas errichtet. Doch der Palast war eine Ruine. Wenn das Salzwasser das Elbenglas wirklich zerstörte, dann hatte es hier ganze Arbeit geleistet. Die Wellen, die die hohe Gischt gegen die Felsen schlugen, hatten ganze Flügel das beeindruckenden Bauwerks abbrechen lassen, wie morsches Holz. Auch die gierige Pflanzenwelt dieser Lande hatte bereits die Fänge in den Palast geschlagen. Über und über wurde er von Ranken und Moos bedeckt.
    Schließlich landeten wir im Abendlicht am weißen Strand der ausladenden Bucht, während der Palast der Dämmerung auf seiner Insel vor der im Meer versinkenden Sonne aufragte. Vor Jahrhunderten einmal, mochte das Elbenglas ein atemberaubendes Farbenspiel mit dem Licht der untergehenden Sonne getrieben haben.
    Die Elben würden uns finden, hatte Lia gesagt. Wir müssten nur an Land gehen und warten. Also taten wir das und beschäftigten uns damit, ein Lager für die Nacht zu schaffen.
    »Wie geht es nun weiter?«, fragte ich Lemander, der einen Arm voll Äste vom nahen Waldrand herantrug.
    »Was meinst du damit? Wir warten natürlich auf die Elben und-«
    »Nein«, winkte ich ab. »Was passiert, wenn wir den Elben den Nollonar gebracht haben? Was ist der wirkungsvollste Weg ins Eherne Reich zurückzukehren?«
    »Ah«, machte Lemander. »Du willst wissen, wie wir das politische Glück im Reich zu

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