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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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eines Tages wieder in Eintracht miteinander leben.
    Meine Tochter begleitet dich auf deiner Mission, Deckard. Es ist ihre eigene Entscheidung und ich nehme es dir nicht übel. Ich sehe die Aufrichtigkeit in deinem Gesicht und weiß, dass du wie eh und je versuchen wirst, sie mit allen Mitteln zu beschützen.
    Dennoch bitte ich dich: lass ihr nichts zustoßen! Mein Herz würde zerspringen wie ein Krug, falls auch noch mein zweites Kind in den Abgrund gerissen wird.«
    Dann holte sie etwas aus ihrem Gewand und gab es mir.
    »Hier«, sagte sie. »Nimm du es. Wir brauchen es nicht länger. Unsere Magie hat ausgereicht, um das Land in der wenigen Zeit eurer Anwesenheit wieder zum Singen zu bringen.«
    Es war der Nollonar, den wir hergebracht hatten, um die Elben von ihrem Fluch zu erlösen. Ein Stück Kälte in einem warmen Land.
    »Ich hoffe, dies wird dir einmal gute Dienste leisten«, gab sie mir mit auf den Weg. »Ich überlasse es deiner Weisheit, was damit zu tun ist. Und nun, wie ihr Menschen im Ehernen Reich gerne zum Abschied sagt, wünsche ich dir und all deinen Begleitern sanfte Wege .«
    Ich verbeugte mich lang und tief, sprachlos ob der Geste, mir dieses Instrument schrecklicher Macht anzuvertrauen, das all unsere Sorgen überhaupt erst ausgelöst hatte.
    Nachdenklich darüber, was uns erwarten würde, betrat ich schließlich die Skrara.
    Ein verzweifelter Versuch, mein Land zu retten, lag vor mir. Mit wem an meiner Seite? Was würde mir nützen und was nicht? Die Insignien? Der Nollonar in meiner Tasche? Oder nur meine Hoffnung?

Kapitel 15
    Große Reiche
    Auf hoher See konnte das Schiff der Harjenner volle Fahrt machen und wir kamen gut voran. Am Morgen des achtzehnten Tages bereits sahen wir hinter dem Basiliskenkopf am Bug der Skrara die Spitze des königlichen Palastes von Anselieth am Horizont aufragen. Doch der gigantische Bau des Palastes war derart immens, dass wir erst am frühen Nachmittag überhaupt dort eintrafen. Diesmal jedoch unter ganz anderen Vorzeichen.
    Das Meer war voll. Angefüllt mit ganzen Schiffsverbänden, die Anselieth den Rücken kehrten. Dutzendweise segelten die Menschen nach Süden, flohen vor dem drohenden Unheil. Kaum ein Schiff steuerte den riesigen Handelshafen der Hauptstadt an.
    Dann war es also wahr – trotz aller ernsten und bitteren Stunden der letzten Monate traf mich die Erkenntnis erneut wie ein Hammerschlag. Gramenfeld und Gamar zogen gegen Anselieth. Ein Vater gegen seine eigene Tochter.
    Das Falkenweibchen Airi war viel geflogen in den letzten Tagen. Nachdem ich mich mit Leonhrak ausführlich beraten hatte, war es der Prinz der Nordmänner gewesen, der ein Schreiben an seinen Vater geschickt hatte mit der Bitte, uns in Anselieth zu unterstützen. Und zu unserer Überraschung hatte König Fjelding schon lange zugesagt, mit seinen Truppen zur Unterstützung von Anselieth ins Eherne Reich zu ziehen. Alen Wetmann aus dem Seenland war schon nach den ersten Berichten über die nach Süden ziehenden Truppen aus Gramenfeld und Gamar auf die Idee gekommen, die Harjenner um Hilfe zu bitten. Fjelding schrieb, er sei es mir und dem Reich schuldig. Das Eherne Reich dürfe nicht zerbrechen, die Folgen für alle Umliegenden wären katastrophal. Und er schrieb auch, dass er bereits aufgebrochen sei.
    Mein Herz hatte einen Sprung gemacht. Wenigstens diese Sorge schien uns also schon einmal von der Seele genommen. Auch wenn es mich zunehmend beunruhigte, schon wieder sehenden Auges in einen bewaffneten Konflikt zu fahren. Wie lange würde das gut gehen? Wie lange würde ich das Aneinanderreihen von Schlachten, Duellen und Scharmützeln überleben? Lang genug, um nach Falkenberg zurückzukehren und dort für den Frieden einzustehen?
    Doch der Falke war schnell wie der Wind und so hatte es gereicht, auch Ellyn noch eine kurze Nachricht über unsere Ankunft in Anselieth zukommen zu lassen, wie sich zeigte. Denn man ließ uns passieren und an den Anlegern in den Grotten unter dem königlichen Palast landen und von Bord gehen.
    Meine Beklemmungen darüber, erneut den Grund und Boden der Hauptstadt zu betreten, war der Beklemmung über die bevorstehenden Tage gewichen. Denn schon unsere Begrüßung begann mit einem Paukenschlag.
    »Graf Deckard? Prinz Leonhrak?«, begrüßte uns ein hochgewachsener, breitschultriger Mann in den Docks. Er trug eine dünne Rüstung, die durch die schiere Muskelmasse darunter sehr stark und fest schien. Darüber flatterte ein unverkennbarer Wappenrock im

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