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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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nachkletterte. Tatsächlich gab es vereinzelte Versuche, die meist ein schnelles und tödliches Ende an den Spitzen unserer Waffen fanden. Doch richtete sich die größte Aufmerksamkeit Gamars noch immer gegen den berittenen Angriff des Ordens.
    Je höher wir kamen, desto weiter konnte ich in die Ferne sehen, wo die Harjenner einen Keil in das rote Heer von Gamar trieben. Auch sie strebten auf den Duain Lar zu und waren nicht mehr allzu weit entfernt. Fjelding spielte uns strategisch in die Karten. Wenn wir hier oben lang genug ausharrten, konnten wir die Insignien vielleicht tatsächlich zusammenführen, bevor sich das Schlachtenglück gegen uns wendete. Das Seenland in ihrem hellen Blau hatte sich den Harjennern angeschlossen und wiegte viel von unserer zahlenmäßigen Unterlegenheit auf. Es wirkte von hier oben beinahe, als ob ein blaues Band im Norden und ein weißes im Süden versuchten einen Ameisenhaufen einzuschnüren.
    »Nein!«, hörte ich von weiter oberhalb und drehte mich um.
    Eklipto ging in die Knie. Ein Speer hatte seine Oberschenkelpanzerung durchstoßen. Doch die Gardisten von Gamar waren nicht in der Lage, dem Großmeister weiteren Schaden zuzufügen. Im Gegenteil – wie bei einem wilden Eber machte ihn die Wunde umso schwerer zu bändigen.
    Jetzt holte ich auf und stieß einem Gardisten die Spitze von Erlenfang direkt in die Armbeuge, riss sie heraus, drehte mich und parierte den Schlag des nächsten Gardisten. Ich schlug dessen Schwert zur Seite und trat dem überraschten Mann vor die Brust, sodass er nach hinten stolperte.
    Ein Kampf zu Fuß, Klinge gegen Klinge. Dazu war ich ausgebildet worden. Erhitztes Blut rauschte durch meine Adern, während ich das Maximum an Beweglichkeit aus meiner Panzerung herausholte. Ich wusste, dass ich dieses Tempo nicht ewig würde aufrecht erhalten können, doch wir waren dem einzigen Ziel, das wir hatten, so nahe und ich wusste nicht, wann ich meine Kräfte besser einsetzen sollte als jetzt.
    Lia kam mir zur Hilfe. Rücken an Rücken wirbelten wir durch- und umeinander. Die Elbin war erstaunlich geschickt darin, meine Bewegungen im Voraus zu erahnen und entsprechend darauf zu reagieren.
    Ein Gardist ging zu Boden, ein zweiter, ein dritter. Ein vierter schrie vor Schmerz, als Lia ihm ihren Speer zwischen Brust- und Schulterplatte stieß. Der Mann riss ihr den Schaft im Fallen aus der Hand. Lia verzichtete auf ihre Messer und sammelte blitzschnell eines der fallen gelassenen Schwerter auf.
    Wir kämpften uns weiter voran, hin zum Kamm des Duain Lar. Wie im Rausch nutzte ich Lias geschickte Ergänzung meiner eigenen Bewegungen, um die Auseinandersetzungen mit Gardisten und Gardistinnen entweder schnell zu beenden, oder ihnen zu entgehen.
    Als wir uns schließlich wieder trennten, stolperte ich an einem fallenden Gardisten vorbei ins Leere. Der Schlachtenlärm in meiner Nähe verstummte. Als ich wieder aufstand, traten die Feinde vor mir auf einen Befehl hin zurück. Sie gaben den Blick frei auf den Mann, dessen Tochter ich liebte und der mich wie keinen zweiten verachtete. Serion von Gamar. In einer prachtvollen Rüstung, mit einem auf dem Torso eingravierten und rötlich gefärbten Hammer, stand er keine fünf Schrittlängen entfernt. Bewacht von einer Handvoll Gardisten, seinem Bannerträger und seinem Sohn Timerion. Weitere Gardisten hatten uns umstellt.
    »Deckard!«, schrie Serion wutentbrannt. »Du Sohn einer Dinsterer Hure! Es war klar, dass all das auf deinem Mist gewachsen ist. Deine Familie ist wie der Stachel im Genick des Reiches. Euer Ziel war es seit jeher, das Recht der Mächtigen zu stören.«
    Ich überging die Beleidigung meiner verstorbenen Mutter und meiner Familie. »War das so klar, Serion? Dass ich kommen würde, deine Pläne zu durchkreuzen?«
    Da lachte der Markgraf von Gamar schallend. »Du bist hier mit einer kleinen Schar von Kämpfern, mitten in meinem riesigen Heer. Um dich herum wartet nur der Tod, Deckard. Jetzt habe ich dich.«
    »Und doch habe ich es bis hierher geschafft«, sagte ich laut.
    Es wirkte. Serions Grinsen verflog, als ihm die Wahrheit hinter meinen Worten bewusst wurde. Ich, Deckard von Falkenberg, hatte es tatsächlich geschafft, ihn in der Mitte eines Heeres von Zigtausend Menschen aufzuspüren. Dass viel Glück dabei im Spiel war, war einerlei.
    »Was willst du hier?«, wollte er drohend wissen. Lia und ich waren zu weit vorausgeprescht. Eingekesselt von seinen Leuten, saßen wir der Falle. Jetzt war es an Serion,

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