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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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wilder als die Krieger der Fürstentümer des Reiches und hatten außerdem andere Schulen durchlaufen. Ich sah Brimbart, wie er die stahlverstärkte Kante seines hölzernen Rundschildes von oben auf den Helm einer Soldatin niedersausen ließ. Eine rote Wolke zerstob.
    Die Bresche, die die Ordensleute vor uns in die Reihen Gamars geschlagen hatten, war breit und verwüstet. Wenige Männer und Frauen in rot waren übriggeblieben und kämpften verzweifelt darum, einen Ausweg aus ihrer Situation zu finden. Wir mussten nur diejenigen ausschalten, die den ersten Ansturm der Ordensleute vor uns überstanden hatten und sich nicht umgehend zur Flucht wandten.
    Aber der Ansturm der Ordensleute wurde langsamer. Erste Verwundete blieben auf der Strecke. Pferde wurden zurückgelassen, häufig schreiend im Todeskampf. Es roch nach Blut und Angst.
    Vom Rücken meines Rosses sah ich die Vielzahl der Banner im Heer von Gamar. Auch wenn ich die Zahl der Köpfe nicht überblicken konnte, konnte ich anhand der Dutzenden, wenn nicht Hunderten von hoch aufragenden Standarten erkennen, wie wenig wir bisher erreicht hatten.
    Schließlich kam der Orden der Steinernen Hand zum Stehen, um nun Reihe gegen Reihe den Kampf gegen Gamar aufzunehmen.
    Wieder rannte ein rotgewandeter Soldat in meine Richtung, wich dann jedoch aus und suchte das Weite. Er stolperte über gefallene Freunde und Gefährten hinweg in Richtung Fluss. Keiner setzte ihm nach.
    Auf einmal brandete Jubel in den Reihen der Ordensleute auf.
    »Die Harjenner!«, drang es zu uns durch. »Das Seenland!«
    Sofort schob sich die Front einige Schrittlängen nach vorn. Trotz ihrer Überzahl war es ein erheblicher moralischer Nachteil für unsere Gegner, zu wissen, dass sie nun von Feinden umzingelt waren.
    »Aan!«, klangen langgezogene Schlachtrufe. »Aan!«
    Lia kam an meine Seite geritten, wie eine Kriegerprinzessin aus einer der wilden Geschichten über die Barbarenvölker der Eislande im höchsten Norden.
    »Da«, schrie sie über den Lärm hinweg und zeigte mit ihrem Speer in eine Richtung. »Duain Lar!«
    »Was?«, rief ich. Ich hatte den Begriff nicht verstanden, wusste nicht, was sie wollte.
    »Duain Lar«, wiederholte sie noch lauter. »Der Totenhügel vor der Stadt.«
    Ich folgte mit Blicken der Richtung, in die sie zeigte und sah, was sie meinte. Natürlich! Der Totenhügel. Die wörtliche Übersetzung von Duain Lar . Hier hatten Elben und Menschen nach jener Schlacht, die König Aan seinerzeit um Anselieth gefochten hatte, ihre Toten beigesetzt. Ein allerletztes Zeichen gegenseitigen Respekts, bevor die Elben ins Exil abgezogen waren.
    Doch wichtiger war, was ich auf dem Duain Lar sah: Ein riesiges rotes Banner, reich verziert. Und in der Mitte prangte ein riesiger Bergwerkshammer. Die Rüstungen derjenigen, die ihn umgaben, blitzten förmlich, trotz des bedeckten Wetters und des aufgewirbelten Staubes auf der Ebene. Ich konnte einzelne Personen nicht sicher ausmachen, aber ich hatte einen Verdacht.
    »Wen siehst du?«
    »Linus«, schrie Lia mir ins Ohr.
    Linus! Und die prächtig gerüsteten Männer und Frauen samt Banner dort sahen verdächtig nach einer Leibgarde aus. Und sie waren so nah! Keine hundertfünfzig Schrittlängen waren es bis zum Totenhügel – auch wenn diese Entfernung in der Schlacht natürlich nur relativ war.
    Ich trieb mein Pferd an und schloss auf zur Front.
    »Eklipto«, brüllte ich so laut ich konnte. »Eklipto von Pantus!«
    Ich ritt die Reihen ab. Der Großmeister hatte die zentrale Einheit angeführt. Wenn er nicht gefallen war, konnte er nicht weit sein.
    Ich fand ihn schneller als gedacht. Seine prächtige Rüstung stach zwischen seinen Brüdern und Schwestern hervor. Ich beobachtete, wie er einer Soldatin sein Schwert von oben bis zur Parierstange in die Schulter neben das Schlüsselbein bohrte. Die Waffe blieb stecken und wurde ihm aus der Hand gerissen, während ein weiterer Soldat seine Chance nutzen wollte, den unbewaffneten Großmeister zur Strecke zu bringen. Doch der Hüne wischte den Schwertstreich lässig mit seinem dicken Armpanzer zur Seite, beugte sich vor und ergriff den Mann aus Gamar, um ihn hochzuheben. Bleich vor Schreck wollte der Soldat schreien, doch Eklipto hieb ihm seinen mächtigen Helm mitten ins Gesicht. Ein weiteres Mal, und noch einmal, dann warf er den leblosen Körper weg und ließ sich aus der Reihe zurückfallen, um eine neuen Waffe zu suchen.
    »Eklipto!«, rief ich wieder und galoppierte auf ihn

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