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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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zu.
    »Deckard«, musterte er mich rasch. Ich war nicht halb so blutverschmiert, wie er, doch ich hatte auch nicht wie der fleischgewordene Sturm unter meinen Feinden gewütet.
    »Was gibt es?«, fragte er beinahe beiläufig, während er sich auf dem Boden nach etwas Brauchbarem umsah. Schließlich ließ er sich von einem mittlerweile unberittenen Ordensbruder ein Langschwert reichen, schwang es probehalber zweimal quer in der Luft und nickte zufrieden.
    »Dort auf dem Duain Lar, dem Totenhügel.«
    Ekliptos Blick folgte meinem ausgestreckten Arm.
    »Da ist der Elbenprinz und die Leibgarde von Serion. Das heißt, der Markgraf ist auch unter ihnen.«
    »Das ist nicht besonders weit«, nickte der Großmeister.
    »Eklipto! Wir können das alles hier sofort beenden, wenn wir Serion von Gamar gefangen nehmen!«
    Der hünenhafte Ordensmann sah mich einen Augenblick lang abschätzend an. Schließlich nickte er.
    »Du hast völlig recht«, sagte er laut. »Diese ganze Aktion ist ohnehin ein immenses Wagnis, beinahe ein Himmelfahrtskommando. Wir sollten versuchen, es so kurz wie möglich zu halten. Wo ist Prinz Leonhrak?«
    Ich deutete in die Richtung aus der ich gekommen war. Die Harjenner folgten zusammen mit der Nachhut des Ordens ihren Befehlen und sicherten die erste Schlachtreihe von hinten.
    »Dann nehmen wir sie und einen Teil der Nachhut dazu«, erklärte Eklipto knapp. »Wir bilden hinter unserer Reihe einen Keil und stoßen vor, so haben wir eine Chance, bis zum Hügel durchzustoßen. Verstanden?«
    Natürlich hatte ich das und folgte dem Großmeister, während er Harjenner und Ordensleute sammelte und formierte. Solange die erste Linie durchhielt, konnten wir uns mit vielleicht vier Dutzend Reitern formieren, darunter die Harjenner und alle, die ich liebte: Der alte Mann, der Nordmannprinz, das Elbenmädchen.
    Der Rest der Nachhut übernahm ihre Aufgaben. Was auch immer geschehen sollte, es musste schnell gehen.
    Gramenfeld hatte mittlerweile den Sturmangriff auf die Mauer auf ganzer Front abgeblasen und zog sich außerhalb der Schussweite zurück. Dafür konnte es nur einen Grund geben: Sie wollten sich formieren, um uns nun ihrerseits in den Rücken zu fallen. Zwar würde das Umorganisieren der Truppen noch seine Zeit in Anspruch nehmen, aber es war jedem klar, dass auch die versammelten Truppen aus Harjennern und Seenländern auf der Nordseite der Schlacht das Heer aus Gamar nicht schnell genug würde aufreiben können, um zu verhindern, dass der Orden zwischen die Fronten geriet.
    Wie im Rausch folgten wir Eklipto von Pantus an unserer Spitze in die Schlacht und gruben uns als todbringender Keil tief hinein in die feindlichen Massen. Die Soldaten und Soldatinnen von Gamar wichen in langsamem Tempo vor den Ordenskriegern zurück.
    Mein Blut wurde heißer denn je und mein Blick verengte sich zu einem Tunnel, der alles außer das Kampfgeschehen ausblendete. Ich handelte und reagierte nur noch, schlug mit Erlenfang zu, parierte, schlug erneut zu und hielt an der Seite des Keils mit. Vor Eklipto von Pantus brachen die Truppen von Gamar auseinander wie Eisschollen im Winter vor dem Bug eines Schiffes. Panisch. Wer nicht schnell genug war, wurde niedergewalzt von den Hufen unserer Tiere oder zerschmettert von den Klingen unserer Waffen.
    Zügiger als gedacht, erreichten wir den Fuß des uralten Massengrabs. Große Steine und Findlinge hatte man hier übereinandergeschichtet, um die Tausenden von Toten zu bedecken. Im Laufe der Zeit waren die Steine größtenteils unter einer Schicht Erde bedeckt worden, mit Gras und Moos überwuchert – für Pferde nicht zu erklimmen! Schweren Herzens schwangen wir uns hinunter und erstürmten die Flanken des Hügels zu Fuß, während einige wenige Ordenskrieger unseren Rücken deckten. Neben mir fiel Lemander schwer atmend auf einen Stein. Erschöpfung zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Er blutete nicht.
    »Weiter mit dir!«, blaffte er mich an und stieß meinen Arm weg, als ich ihm aufhelfen wollte. Als ich es dennoch versuchte, drängte Lia mich weiter. Mit ihrem Speer stach sie nach einem der Gardisten, die uns nun von oberhalb attackierten. Natürlich waren wir taktisch klar im Nachteil, wenn wir den schwierig zu begehenden Hügel von unten erstürmen wollten, doch sowohl Harjenner als auch Ordensleute waren gewiefte und gut ausgebildete Krieger. Langsam drängten wir die Garde von Gamar zurück, Schritt für Schritt, während Lia und ich dafür sorgten, dass uns niemand

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