Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
Vom Netzwerk:
eindrucksvollsten Reiches, das diese Welt jemals gesehen hat.
    Lasst es nicht untergehen! Nicht heute und auch nicht in hundert Jahren!
    Wenn jene dort draußen ihren Arm erheben und sagen › Wir wollen das Reich entzweireißen und seine rechtmäßige und gerechte Königin vom Thron stoßen ‹, dann nehmen wir diesen Arm und schlagen ihn ab!«
    Jubel brandete auf und ebbte wieder ab als Eklipto fortfuhr.
    »Dort draußen vor den Toren stehen nicht nur unsere Brüder und Schwestern aus dem Seenland, die den weiten Weg gekommen sind, um unser Reich zu beschützen. Nein, dort draußen steht auch der König der Harjenner. Und auch er ist bereit, sein Leben für dieses Reich zu geben.«
    Erneut jubelten die Ordensleute.
    »Auf dem Ehernen Thron dürfen niemals Tyrannen einkehren. So war es seit der Proklamation und so wird es immer bleiben. Wir beschützen dieses Reich und die Leute darin mit unserem Leben. So, wie es unser erster König seinerzeit gewollt hätte.
    Und mit seinem Namen auf den Lippen werden wir hinausreiten und Tod unter unseren Feinden säen.
    Ich rufe Aan !«
    Ein tausendstimmiger Chor antwortete ihm: »Aan!«
    Er wiederholte es: »Aan!«
    Und er bekam dieselbe Antwort, laut und aufgeheizt. Dann zog er die Zügel und ließ sein Ross kunstvoll unter einer halb aufgebäumten Bewegung wenden, um hinunter in die Straßen Anselieths zu preschen. Tausend Ordenskrieger und –kriegerinnen folgten ihm lauthals. Zwei Dutzend Harjenner ebenfalls. An ihrer Spitze: Ein alter Mann, eine Elbin und ein junger Markgraf ohne Land und Gefolge.
    Nachdem der Palastberg hinter uns lag und die Straße breiter wurde, nahm der tausendköpfige Zug Tempo auf, preschte voran, auf das nördliche Tor zu, dessen Fallgatter nach oben gezogen wurde und den Blick auf die erschrockenen Belagerer freigab.
    »Aan!«, rief Eklipto als er als Erster hinausrauschte. Und ein vielstimmiges Echo folgte ihm, hinein in das Schlachtfeld vor den Toren.
    Die Wucht der berittenen Armee war entsetzlich. Es gab keinen Aufprall, da die unvorbereiteten Reihen der Angreifer in lockerer Formation um das Besteigen der Mauer kämpften. Tausend Reiter kamen wie ein Sturm heran und mähten alles nieder, was sich in ihrer Reichweite befand. Schneller und schneller entfernten wir uns vom Tor. Schreie ertönten links wie rechts, ich sah die Toten und Verwundeten, mit denen das Reiterheer von Eklipto seinen Weg pflasterte. Ich hatte Erlenfang noch kein einziges Mal gegen einen Feind erhoben, denn die geschickten Hände der Ordensleute ließen den Tod über die Menschen von Gramenfeld und Gamar hereinbrechen, wie die Sturmfluten des Herbstes über die Docks im Hafen von Anselieth hereinbrachen.
    Wir fegten über die Ebene vor der Stadt wie der Wind. Zu unserer Rechten strömte die Lange Ronar hin zur Stadt und dann ins Meer. Zu unserer Linken sorgten die Regimenter von Gramenfeld hektisch für Ordnung unter ihren Truppen. Rasend schnell eilten wir auf die Hauptstreitmacht von Gamar zu, die sich bereits positioniert hatte, um dem Angriff von Norden her durch Harjenner und Seenländer standzuhalten. Nur sehr langsam gelang es ihnen, Ordnung in die eigenen Reihen zu kriegen. Doch einem plötzlichen Ansturm einer riesigen Reiterschar zu begegnen, die ihnen in den Rücken fiel, überraschte sie. Keine Speere oder Lanzen stachen uns entgegen, lediglich eine Front roter Schilde, geziert mit dem Bergwerkshammer Gamars. Dahinter kauerten verängstigte Soldaten und erwarteten ihren Untergang. Hundert Schrittlängen vor dem Zusammenstoß fächerten die Ordensleute auf und bildeten so eine breite Front vor Gamar. Zusammen mit einigen übrigen Abteilungen, bildeten die Harjenner und ich eine kleine Nachhut, während nicht weit vor uns Stahl und Fleisch in brutalster und grässlichster Form aufeinanderprallten. Die Schreie ließen mir die Seele gefrieren, doch es gab kein Zurück: Der Orden der Steinernen Hand wütete entsetzlich unter den größtenteils unberittenen Truppen Gamars.
    Jetzt stießen auch wir hinzu. Kampf! Es spielte keine Rolle mehr, zu fühlen, klar zu denken. Das Einzige was jetzt noch zählte, war Blut.
    Mein Pferd trat nach hinten aus und zerschmetterte einem Kämpfer in rotem Wappenrock den Schädel unter dem Helm. Mit Erlenfang schlug ich nach der nächsten rotgewandeten Person, die ich erspähte und traf sie an der Schulter. Mit einem Keuchen ging sie zu Boden. Die Harjenner um mich herum waren ebenso entsetzliche Gegner für ihre Feinde. Sie waren

Weitere Kostenlose Bücher