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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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und ließ mich zur Seite weg taumeln, bevor ich mich wieder fing.
    » Er kann dich vielleicht nicht töten, Deckard«, lachte Linus das gehässigste aller Lachen. »Aber ich kann es.«
    Wie der Wind, drehte er sich um seine eigene Achse und schlug mit dem Schwert nach mir. Ich bekam Erlenfang nur rechtzeitig hochgerissen, weil es so leicht war.
    Ein Schlag, eine Finte, noch ein Schlag. Eine Drehung, ein Tritt gegen meine Brust. Ich keuchte.
    Linus war in seiner leichten Rüstung um ein vielfaches beweglicher als ich. Außerdem war er im Gegensatz zu mir nahezu ausgeruht – und ein tödlicher Kämpfer war er obendrein. Wussten die Götter, welche magischen Tricks er beherrschte? Was für Lieder voller Dunkelheit er gesungen haben mochte?
    Linus setzte nach. Schlag links, links, rechts. Finte, Riposte, Drehung. Ich kam nicht mehr mit und ließ Erlenfang von ihm zur Seite schlagen. Linus machte einen Sprung aus der Drehung und trat mir erneut gegen den ungedeckten Brustpanzer. Ich keuchte, als mir die Luft aus den Lungen fuhr, stolperte nach hinten, versuchte mich zu fangen, aber es gelang mir nicht. Ich fiel und verlor meinen Helm. Irgendwann musste der Elb mir mein Helmband zerschnitten haben. Verflucht! Er hatte mit mir gespielt – nur gespielt, um seinen Sieg vollends auszukosten. Wie eine Katze, die die Maus noch eine Weile am Leben lässt.
    Lachend sah ich Linus drei oder vier Schrittlängen von mir entfernt stehen. Er sog die Luft ein, als sei sie geschwängert vom endgültigen Triumph über mich.
    Dann hob er einen fallen gelassenen Speer vom Boden auf und holte Schwung. Ja, er hatte das Lederband meines Helms mit voller Absicht zerschnitten. Genau so wollte er mich sehen: Den Kopf auf einem Präsentierteller. Dann warf er. Und während des endlosen Wimpernschlags, den die Speerspitze für die Strecke auf mich zurasend benötigte, sah ich alles an mir vorbeiziehen. Meine Eltern, meine Freunde, die vergangenen Wochen und Monate, Ellyn.
    Dann schnellte ein Schatten vor mich und fing den Wurf ab.
    Zum ersten Mal seit unserer unscheinbaren aber schicksalhaften Begegnung, als wir uns im Konklave gegenübergesessen hatten, entglitten Linus die Gesichtszüge.
    »Nein!«, schrie er wie von Sinnen. »Nein, nein!«
    Als ob ihm jemand das Herz bei lebendigem Leibe herausschnitt. Es klang beinahe schon wimmernd.
    Entsetzen packte mich, als mein verwirrter Verstand mit Verzögerung begriff, was geschehen war.
    Lia hatte sich im allerletzten Moment in den Speer geworfen. Der übermenschliche Wurf hatte sie trotz ihrer Rüstung von einer Seite zur anderen durchbohrt. Blut sickerte aus ihrer Seite. So viel Blut!
    Ich merkte nicht, wie um uns her das Chaos losbrach, als Leonhraks Harjenner den Kamm des Duain Lar erreichten. Ich hatte nur Augen und Ohren für Lia.
    Entsetzt warf ich mich herum und krabbelte auf allen Vieren so schnell es ging zu Lia. Ihr finsterer Bruder wollte herbeistürzen, doch sein eigenes Entsetzen ließ ihn unaufmerksam werden. Und in dem einzigen Moment, der nicht in seinen niederträchtigen Plan passte, endete auch das Leben des Elben Linus. Es war Leonhrak, der sich zwischen seinen Leuten einen Augenblick zu spät den Totenhügel hinaufgekämpft hatte. Als er uns erreicht hatte, ging Lia bereits tödlich verwundet zu Boden. Und es gab nur eine Reaktion, zu der der von seinen Gefühlen überwältigte Prinz der Nordleute in der Lage gewesen war: Er schwang mit einem Schrei aus Schmerz und Wut seine breite Klinge und schlug Linus von hinten nieder.
    Ich sah nicht hin. Die aufbrandenden Kämpfe um mich her waren mir egal geworden. Ich kauerte neben Lia, ergriff sie bei den Schultern.
    »Lia«, schrie ich sie an. Immer wieder. Doch statt Worten sah ich die schöne und anmutige Elbin nur Blut spucken.
    »Nein«, jammerte ich, genau wissend, dass alles zu spät war.
    Während ihr Atem flacher wurde, ergoss sich immer mehr Blut aus ihren Seiten. Ihr Blick wurde ruhiger, dann hob sie zitternd die Hand und griff sich an den Hals. Sie fingerte mit letzter Konzentration ihren silbernen Anhänger hervor und riss ihn ab, um ihn mir in die Hand zu legen.
    Heiße Tränen liefen mir in Strömen die Wangen hinunter.
    Während Lia in meinen Armen starb, bekam ich nicht mehr mit, was die Welt um mich herum bewegte.
    Ich sah nicht, wie all der Zauber von Serion von Gamar abfiel, mit dem Linus ihn kunstvoll umsponnen hatte. Seine düsteren Lieder würden niemals wieder erschallen.
    Ich bekam nicht mit, wie Serion sich

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