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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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Lippen hinunter. Auf einmal fühlte ich mich hundeelend. Diese Elben waren allesamt stolze Geschöpfe. Sie waren elegant auf ihre Art, sie wirkten gewissermaßen … unschuldig. Und unsagbar traurig. »Das sollte niemand vergessen. Aber leider tun wir Menschen es nur allzu oft.«
    »Trauere nicht um Dinge, die du nicht getan hast, Herr Deckard von Falkenberg«, sagte Minelglain. Nun wohnte seiner Stimme doch ein wenig Wärme inne.
    »Ich war es nicht, natürlich nicht. Aber ist es nicht die Schuld meines Volkes, die auf meinen Schultern lasten sollte?«
    Minelglain drehte den Kopf zu mir.
    »Sollte sie das wirklich?«, fragte er. »Aber dann müssten auch auf uns Elben die Lasten vieler Tausend Jahre liegen.«
    »Habt ihr denn auch Schuld? Ihr wirkt immer so erhaben.«
    »Lieber Herr Deckard«, meinte der graue Elb sachte. »Wir haben diese Lande schon Tausende Jahre vor euch Menschen besiedelt. Denkst du, es hat nicht genug Gelegenheiten gegeben, bei denen auch wir uns schuldig an anderen Völkern gemacht haben?«
    Ich geriet ins Grübeln.
    »So habe ich das nie gesehen. Aber dennoch seid ihr traurig, ob eures Verlustes.«
    »Natürlich sind wir das. Und auch darüber, dass die Menschen uns nicht freundlich gesinnt sind. Aber warum sollten wir deswegen nicht traurig sein? Das ist unser gutes Recht. Doch so ist der Lauf der Welt. Wer weiß, wer euch Menschen nachfolgen wird?«
    Das war eine neue Sicht der Dinge, die ich bisher nicht kannte. Ich versuchte meine Gedanken zu sortieren.
    »Darf ich dann meine ursprüngliche Frage stellen?«, versuchte ich vorsichtig zum Kern der Sache zu kommen.
    Minelglain nickte bedächtig. »Du willst wissen, ob ich wüsste, was in Quainmar in diesen Tagen vor sich geht?«
    »Ja.«
    »Hm.« Minelglain dachte nun seinerseits nach, schien in sich zu gehen. »Ich kann Dir leider nichts mit Sicherheit sagen. Denn seit einigen Wochen haben wir überhaupt keine Nachrichten mehr aus Quainmar erhalten.«
    »Und beunruhigt dich das nicht?«
    »Das weiß ich noch nicht«, sagte der Elb. »Aber es kommt mir ein wenig so vor, als hätten unsere Brüder und Schwestern in Quainmar nicht genug Kraft, um ihre Stimmen zu erheben. Für eine Weile keine Nachrichten von dort zu erhalten, kommt schon ab und zu vor. Aber es ist sehr selten. Noch mache ich mir keine Sorgen. Aber vielleicht sollte ich das jetzt, wo du fragst?«
    Zum ersten Mal sah ich so etwas wie Irritation in Minelglains Blick.
    »Ich für meinen Teil beginne, mich um die Elben in Quainmar zu sorgen«, sagte ich frei und ehrlich heraus.
    »Das ist schon eigenartig«, gestand Minelglain.
    »Ich habe noch eine zweite Frage.«
    »Welche?«
    »Kennst du einen Elben, der Linus heißt?«
    Als die Wache anklopfte, straffte ich die Schultern. Die folgende Unterredung wollte ich nicht führen, aber es war verdammt noch mal nötig.
    Um mich abzusichern, hatte ich zwei Soldaten des Ordens sowie Amondo höchstpersönlich um ihre Anwesenheit im Raum gebeten. Zwei weitere Wachen standen an der Innenseite der Tür, und die üblichen zwei davor. Eine von ihnen hatte geklopft, öffnete die Tür und ließ die Gestalt ein.
    Er war ganz in Schwarz gekleidet. Sein schlanker Körperbau entsprach dem, was ich vermutete. Aufrechten Schrittes betrat er das Arbeitszimmer des Königs, in dem ich vor dem Schreibtisch stand und bis zu diesem Augenblick so getan hatte, als sähe ich einige Papiere durch. Natürlich tat ich das nicht.
    Ich war viel zu nervös. Minelglain der Graue hatte mir verständlich gemacht, mit wem ich es womöglich zu tun hatte – und mich gewarnt, dass das Ganze eine durchaus delikate Angelegenheit werden könnte.
    »Du wolltest mich sprechen, König?«, sprach Linus mit einer Stimme, die tief, ja beinahe grollend war. Sie hallte unnatürlich nach und mir war schleierhaft, weshalb. Sein schmaler Körper zumindest bot keinerlei Raum für derartige Resonanz. Und das mit Möbeln und Papier vollgestopfte königliche Arbeitszimmer tat es auch nicht.
    »Ich bin kein König«, versuchte ich es wie üblich. Sollten die Leute mir doch den Buckel runterrutschen damit. Ich wünschte mir, dieses vermaledeite Konklave würde bald enden und ein Ergebnis präsentieren.
    »Also bist du ein Nicht-König .«
    Die schmalen Lippen, die unter der Kapuze zu sehen waren, kräuselten sich amüsiert. »Das ist aber auch nicht so wichtig. Wichtig ist: Du wolltest mich sprechen, Nicht-König?«
    Amondo räusperte sich. Wohl, um Linus klarzumachen, dass er es bitte gar

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