Dorn: Roman (German Edition)
hinterher: »Hiermit schließe ich dich vom Konklave aus!«
Der Elb wirbelte herum.
»Das liegt nicht in deiner Macht, Nicht-König. So viel sie dir auch zugestanden haben mögen, aber das Konklave liegt außerhalb deines Einflussbereiches.«
»Aber nicht außerhalb des meinen«, schaltete sich Amondo nun ein. Er klang seelenruhig. Mir fiel auf, dass er als einziges Ordensmitglied im Raum keine Waffe in der Hand hielt. »Hiermit schließe ich dich offiziell vom Konklave aus, Elb Linus. Aufgrund deines respektlosen Verhaltens dem Regenten gegenüber.«
Linus machte einen übertriebenen Knicks.
»Nun denn«, sagte er. Etwas Drohendes schwang darin mit. »Wählt euch ruhig euren nächsten König ohne mich.«
Dann warf er seine Kapuze über sein Haupt und verließ den Raum, das Gesicht in den Schatten verborgen.
Kapitel 7
Die Geschichte hinter der Fassade
Es waren die seltsamsten Umstände für ein Abendessen mit einer schönen Frau, die man sich nur hätte vorstellen können.
Die Geschichte um den Elb ließ mich nicht los.
Amondo, der ja mit von der Partie gewesen war, hatte ich instruiert, die Wachen im Palast zu verdoppeln. Vor jeder wichtigen Tür sollten mindestens vier Männer oder Frauen postiert sein. Zudem hatte ich Hermelink angewiesen, auch Lias Wachen zu verdoppeln. Ich würde ihr morgen alles erklären. Wichtig für mich war vor allem, herauszufinden, was Linus im Schilde führte – oder vielleicht auch Serion von Gamar? Dieses ganze Intrigenspiel war mir unsagbar zuwider. Irgendetwas war faul an der Sache und es stank so sehr zu allen sieben Göttern, dass diese alleine des Gestanks wegen keine Ruhe finden konnten.
»Bist du sicher, dass du keine eigenen Wachen vor deiner Tür haben willst?«, hatte Hermelink gefragt. Ja, das war ich. Ich hatte nicht viele Leute aus Falkenberg mitgebracht. Sie sollten sich in drei Schichten um die Bewachung Lias kümmern. Bisher hatte es kein Gerede darüber gegeben, dass ich mit einer Elbin im Gefolge hierher gereist war. Oder zumindest hatte ich keines mitbekommen.
Vor meiner Verabredung suchte mich Lemander auf, um mir an Hermelinks Statt den heutigen Bericht vom Konklave zu liefern. Serion war offenbar gereizter als je zuvor, aber auch die anderen Parteien zeigten angeblich Ermüdungserscheinungen. Und auch die spaßige Leichtigkeit, mit der Lemander auf der Reise in die Hauptstadt meine Männer noch unterhalten (und bisweilen auch genervt) hatte, war verflogen. Er sorgte sich ebenfalls.
»Was ist mit diesen Nollonin?«, fragte er aufgeregt. »Wenn Linus den Elben damit ihre Stimmen geraubt hat, dann ist er vielleicht auch an der Misere der Harjenner schuld.«
Ich hatte mich mit den Händen auf dem Tisch abgestützt und über eine große Wachstafel gebeugt, an der ich Überlegungen festhielt. »Da stimme ich zu. Was mir aber noch viel mehr Sorge bereitet ist, dass ich nicht weiß, was der Elb dann in Gamar will. Verstehst du? Wenn er in Quainmar und auf Jorhammer solches Unheil angerichtet hat, was kann er dann hier wollen? «
Der Alte schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer.«
»Was ist mit deinem Falken?«, fragte ich weiter. »Hast du über diesen Weg noch brauchbare Informationen in Erfahrung bringen können?«
Wieder ein Kopfschütteln. »Ich habe Airi seit Tagen nicht gesehen, Herr. Der Vogel hält sich nicht gern in der Nähe von Städten auf.«
»Und wie steht’s da mit dir?«
»Ich tue meine Pflicht. Aber wo wir gerade von Pflicht sprechen: Sollten wir nicht einfach Lia zu dem Thema befragen?«
»Morgen. Heute lasse ich sie noch ruhen. Zuerst möchte ich wissen, was Linus’ Rolle in Gamar ist. Vielleicht kann man das Ganze geschickt und ohne Blutvergießen lösen. Indes: Wie geht es Lia überhaupt?«
»Sie macht mir etwas Sorgen.«, gestand Lemander. »Sie fragt wenig. Redet überhaupt wenig. Selbst verglichen mit Serions verschwiegenem Berater-Elb ist sie unglaublich still. Beinahe traurig.«
Ich seufzte schwer. »Ja, so wirkte sie auch auf mich. Es tut mir ja leid, dass ich hier durch Pflichten gebunden bin.«
»Du machst eine ehrenvolle Arbeit, Deckard.«
Grummelnd meinte ich: »Ja, aber es ist unbefriedigend. Nicht, weil die Aufgabe nicht ehrenvoll ist oder dem Reich nicht dient. Ich habe nur offengestanden ein verdammt mieses Gefühl dabei.«
Lemander sah mich schief an. In seine Augen stahl sich ein wenig des Schalks zurück, der ihm bereits auf unserer Reise im Nacken gesessen hatte.
»Na?«, fragte
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