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Dorn: Roman (German Edition)

Dorn: Roman (German Edition)

Titel: Dorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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abgesehen.«
    »Auf die Harjenner?«
    Unglaube erfüllte mich. Warum sollten die Riesen so etwas tun? Wenn sie Jahrhunderte lang friedlich mit anderen Völkern nebeneinander gelebt hatten, gab es doch ausgerechnet jetzt keinen Grund, jemanden ein Leid anzutun. Selbst wenn man leicht reizbar war.
    »Deckard, das ist nicht normal!«, beschwor mich der ergraute Prinz.
    Das hingegen konnte er gerne laut sagen. Alleine schon der Umstand der so stark gealterten Nordleute war alles andere als normal.
    »Und du bist hier …«
    »… weil wir dringend Unterstützung brauchen, Deckard.«
    Es klang beinahe flehend, wie der Prinz es sagte und seine von Falten umrandeten Augen unterstrichen seine Aussage. Bei den Göttern, was taten mir die Nordleute leid – was ein grässliches Schicksal.
    »Ihr wollt militärische Hilfe«, resümierte ich.
    »Genau das. Du weißt, ich bitte nicht gern darum. Wir sind ein stolzes und ein starkes Volk. Aber sieh uns an, Deckard!«
    Er war den Tränen nahe. »Sieh uns doch bloß an! Wir können unmöglich in einem Krieg gegen die Riesen bestehen.«
    Nein, das konnten sie nicht. Wenn es dazu kommen sollte, war das gealterte Volk der Nordleute bloß ein Spielball für ihre Bezwinger. Innerlich verfluchte ich die Götter mehr denn je, dass sie mir eine plötzliche Eingebung verwehrten.
    »Ich …«, sagte ich, versuchte es so behutsam wie möglich zu formulieren. »… bin dazu nicht befugt.«
    Dem alten Mann auf dem Stuhl mir gegenüber entgleisten alle Gesichtszüge.
    »Du bist was nicht?«, fragte er bebend.
    »Ich darf keine militärischen Aktionen anordnen – außer, wenn das Ehernen Reich direkt bedroht wird. Ich bin kein König , Leonhrak. Es …«
    »… tut dir leid?«
    Ich nickte stumm und betroffen. So war es. Um jeden Putschversuch im Keim zu ersticken, durfte ich als Interimsregent keine militärischen Unternehmungen anordnen. Ich verfügte in kleinem Rahmen über die Männer und Frauen des Ordens der Steinernen Hand, aber eine Streitmacht oder auch nur wenige Kohorten in Richtung des Harjenner-Reichs entsenden durfte ich nicht. Und der Orden würde sich auch mit Recht dessen verweigern.
    »Ist das dein Ernst?«, schrie da der Prinz der Nordleute und sprang auf, wobei sein schwerer hölzerner Stuhl krachend nach hinten kippte. »Ihr lebt in diesem Reich und habt uns seit vielen Jahren als Verbündete. Ihr nahmt unsere Hilfe sogar in Anspruch, um im Krieg der eisernen Brüder zu bestehen. Und dann seid ihr auf einmal machtlos, wenn wir euch um Hilfe ersuchen? Ein einziges Mal in der verdammten Geschichte dieser Länder – und das auch nur, weil wir selbst nicht in der Lage sind zu kämpfen.«
    Er schlug mit Wucht auf den Beistelltisch. Und selbst als alter Mann besaß Leonhrak noch genug Kraft, dass die Tischplatte brach und in sich zusammenfiel.
    Keuchend stand er dort, Schweiß rann ihm über die Stirn und aus in seinen Augenwinkeln sammelten sich Tränen des Zorns und der Trauer.
    Die Kraft verließ ihn, er sank schluchzend auf die Knie.
    »Deckard«, wimmerte er. »Ich verliere mein Volk.«
    Ich war für einige wenige Tage oder Wochen der vielleicht mächtigste Mann auf dem gesamten Kontinent Dorn … und trotzdem konnte ich einem verzweifelten Mann nicht helfen. So gern ich auch gewollt hätte.
    Ich verfluchte mich selbst und biss mir auf die Innenseite der Wange, um nicht vor Wut zu schreien.
    Was sollte ich tun? Was nur?
    Es war zum Verrücktwerden, ganz gleich, wie ich es auch betrachtete:
    Da kam eine junge Elbin zu mir und klagte, wie schlecht es ihrem Volk geht. Und ich schien mit Blindheit geschlagen. Unfähig zu handeln aufgrund meiner eigenen Zweifel.
    Dann kam der Prinz der Nordleute, ein Spross der langen Linie seit König Harjenn sich einst vom Ehernen Reich losgesprochen hatte. Er berichtete von seinem Volk, das sich durch finstere Magie im Niedergang befand.
    Die Nordleute wurden durch die Riesen bedroht und ich selbst war aktuell der mächtigste Mann des ganzen Reiches und trotzdem völlig machtlos. Das war für mich das Schlimmste an der ganzen Sache. Ich hätte Leonhrak ja sogar meine eigenen Leute mitgegeben – aber es waren so wenige hier in Reichweite, dass sie dem Prinzen auch keine Hilfe gewesen wären.
    Ich musste jetzt so korrekt wie irgend möglich handeln. Falsche Anschuldigungen würden nur aufgebrachte Gemüter weiter in Wallung bringen. Der Elb Linus beschäftigte mich in Gedanken. Ich brauchte Gewissheit … aber wie bekam man sie?
    Das

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