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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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schimmernden Teint.
    Die jungen Mädchen hießen Aurora lachend und schwatzend willkommen, sie scheuten sich nicht, ihre Kleidung und ihre anderen Sachen genauestens zu begutachten. Als sie festgestellt hatten, daß Auroras Kleider der neuesten Mode entsprachen, daß ihre Juwelen echt waren und daß ihr Parfüm das teuerste war, das es zur Zeit gab, waren sie sehr zufrieden und ließen das Zimmermädchen Madeira holen, um Auroras Ankunft zu feiern.
    Aurora überlegte kurz, was gewesen wäre, wenn sie armselige Kleidung und falsche Juwelen mitgebracht hätte, verscheuchte diesen unangenehmen Gedanken aber schnell. Von nun an würde sie viel mit diesen drei jungen Frauen zu tun haben, und es wäre unsinnig, sich gegen sie zu stellen. Wenn sie für ihren Geschmack zu sehr an Äußerlichkeiten interessiert waren, dann war daran sicher der Einfluß des Hofes schuld. María Cristina von Neapel, die arrogante und herrschsüchtige Mutter der Königin, liebte Luxus über alles. Und wer sich Isabellas Gunst erhalten wollte, der tat gut daran, die Ansichten und Vorlieben ihrer Mutter zu teilen.
    Aurora wußte, daß sie bereits einen Feind in Aranjuez hatte – Don Juan –, und sie war klug genug, um zu wissen, daß sie María Cristinas Lebensart so gut wie möglich nachahmen mußte. Don Juan zu bekämpfen war gefährlich. María Cristina zu bekämpfen war vernichtend.
    Selbst heute noch, fünf Jahre nachdem Isabella alt genug geworden war, um allein zu regieren, war ihre Mutter die wahre Herrscherin des Landes.
    Deshalb nahm Aurora das Geplapper ihrer neuen Freundinnen kommentarlos hin und freute sich darüber, daß die anderen so angeregt waren, daß sie selbst gar nichts sagen mußte.
    Als der Madeira gebracht wurde, war das erste Interesse an Aurora bereits erlahmt, und das Gespräch drehte sich um andere Dinge.
    Ganz besonders wichtig schien der bevorstehende Maskenball der Königin zu sein. Beim Gedanken daran fühlte Aurora ihr Herz schlagen. Sie hatte noch nie einen Maskenball besucht und überlegte, ob sie, hinter ihrer Maske versteckt, den Mut würde aufbringen können, mit ein paar Angehörigen von Isabellas Hofstaat Freundschaft zu schließen und damit ihre Familie vor Don Juans Rachegelüsten zu retten. Ja, sie mußte es wenigstens versuchen. Das Schicksal des Hauses Montalbán ruhte einzig in ihren Händen. Sie konnte ihre Familie nicht im Stich lassen. Sie mußte ihre Ängste beiseite schieben, wie abuela gesagt hatte, und lernen zu kämpfen. Der Anfang war schon gemacht. Sie hatte drei neue Freundinnen gewonnen.
    Sie spürte eine Zuversicht, die sie vorher noch nicht gekannt hatte. Und zu ihrer eigenen Überraschung fühlte sie sich plötzlich fast unbesiegbar. Sie warf ihren Kopf stolz zurück, lächelte und hob ihr Glas.

9. KAPITEL
    Im königlichen Palast von Aranjuez gab es unzählige Räume, aber da die Residenz doch relativ klein war, fand sich Aurora bald zurecht. Am heutigen Morgen trug sie ein Kleid aus leichter Sommerseide, das ihr sehr gut stand, und lief durch die langen Korridore zum Salon de los Espejos – dem Spiegelsaal –, wo ihr Königin Isabella zum ersten Mal eine Audienz gewähren würde.
    Es war noch früh, und der Saal war noch leer. Aurora freute sich, daß sie ein paar ruhige Augenblicke haben würde. Obwohl sie es seit ihrer Ankunft in der Residenz vor fast einem Monat gelernt hatte, die Gesellschaft von Blanca, Fátima und Concepción zu genießen, war sie doch hin und wieder gern allein. Es war ihr schwergefallen, ihr Zimmer mit den drei jungen Frauen zu teilen. Besonders hart war für sie die Tatsache, daß sie das Bett mit Blanca teilen mußte, die einen unruhigen Schlaf hatte und manchmal erst mitten in der Nacht ins Bett kam. Aurora war ganz sicher, daß sie einen Liebhaber hatte. Bei dem Gedanken daran fühlte sie sich sehr allein und wünschte sich zum ersten Mal, daß auch sie einen gutaussehenden caballero hätte, der ihr das Leben hier in der Fremde erleichtern würde.
    In Aranjuez war das Leben ganz anders als in Madrid. Aurora mußte früh aufstehen, weil die morgendliche Toilette lang dauerte. Hier konnte man unmöglich das erstbeste Kleid überstreifen, das man im Schrank fand. Nein, jeden Tag mußte man so frisch aussehen wie eine Knospe im Morgenlicht – ob man das nun wollte oder nicht –, denn angewelkte Blüten hatten es nicht leicht und konnten sich auf Dauer bei Hof nicht halten. Eine kleine bösartige Bemerkung zur Königin, und eine nachlässige Kammerzofe

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