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Dornen um mich (German Edition)

Dornen um mich (German Edition)

Titel: Dornen um mich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Berger
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Eigentlich hüpfte er und kam sich dabei ziemlich albern vor.
    Doch er wollte auch nicht so schnell aufgeben und versuchte die rote Teufelin erneut zu packen. Aber da bekam sie unerwartete Schützenhilfe von der Verkäuferin des Ladens. Mit einem Mini-Kleiderständer voller wackelnder Büstenhalter kam sie bedrohlich auf ihn zu und wollte ihn attackieren. Spätestens da wurde es dem ehemaligen Faun zu viel. Einen letzten Blick warf er noch auf seine holde Auserwählte, um sich unvergesslich in ihr Hirn einzubrennen, aber auch um zu eruieren, was in ihr wirklich vorging. Ja, er konnte die geweckte Wolllust sehen, aber vor allem auch diese verfluchte, unverständliche Ablehnung. Was war nur los mit dem Weib?
    „Warum nur, meine Holde, sträubst du dich?“, fragte er, während die Verkäuferin bereits mit der Polizei drohte und erneut bedrohlich mit einer Unzahl von Büstenhaltern herumschlenkerte. Anne aber blickte den Fremden frech entgegen und stemmte die Hände in die Seite.
    „Weil ich verheiratet bin und eine fast erwachsene Tochter habe!“, erwiderte sie trocken und verpasste ihm damit einen derartigen Schock, dass er blindlings aus dem Geschäft taumelte.
     

08. Kapitel Der Halbdämon
     
     
    Ich spürte seine Nähe und die Gefahr, die von ihm ausging. Etwas oder Jemand lauerte im Finsteren, schien nur darauf zu warten, dass ich endlich einschlief. Es war wie das Grauen im Dunklen, das einen zu packen drohte, wenn man auch nur eine Zehenspitze in den finsteren Bereich hineinwagte.
    Seit Stunden quälte ich mich daher schon ab, versuchte zu schlafen und hatte doch Angst, mich zu entspannen. Was, wenn Anne nicht geträumt hatte und ich in der Nacht tatsächlich teuflischen Besuch bekäme?
    Dämonen gibt es nicht, sagte ich mir und kaute nervös an meinem Daumennagel. Dabei musste ich mittlerweile ständig an meine Studienzeit denken, wo ich mich für derartigen Schwachsinn noch interessiert hatte. Damals hatte ich über Dämonen gelesen, die sich über erotische Träume in das Bewusstsein ihrer Opfer schleichen konnten. Damals ... puh, das war jetzt schon ein Ewigkeit her! Vor allem hatte ich doch längst meinen jugendlichen Übermut und den Großteil der fantastischen Flausen abgelegt. Ein kleiner Teil von mir war natürlich schon noch empfänglich für das Mystische. Schließlich gab es Geschehnisse zwischen Himmel und Erde, die nicht leicht oder gar nicht zu erklären waren. Warum also den Glauben an das Unnatürliche komplett verdrängen?
    Was ich mich erinnern konnte, waren Dämonen schlüpfrige Wesen ohne Ehre, Moral oder Gewissen. Sie nutzten die erotische Komponente in vielerlei Hinsicht, aber vor allem um Zugriff auf ihr Opfer zu bekommen ... was zumindest eine erste Erklärung für Annes und meinen Traum wäre. Jemand aus einer anderen Dimension wollte offenbar mit mir in Kontakt treten. Dumm daran war nur, dass ich wahrscheinlich sterben würde, wenn es tatsächlich zu diesem Kontakt käme.
    Anne hatte Angst um mich gehabt – auf ihre eigene, instinktive Art – und dennoch dem Dämon ihr Einverständnis gegeben. Ich konnte mich nicht an alles erinnern, was ich früher über Sagen, Mythen, Legenden, die Unterwelt, den Himmel oder weiß Gott was alles gelesen hatte. Für mich hatten sich diese Informationen irgendwann zu einem Einheitsbrei aus „unter Umständen möglichen Fabelwesen“ vermischt. An eines aber konnte ich mich genau erinnern und das war die Übergabe oder die Freigabe einer Seele an die Unterwelt. Freunde und Verwandte waren dazu in der Lage eine Seele zu verdammen und wenn ich Annes Worte so Revue passieren ließ, dann hatte sie wohl genau das getan, nämlich mich verdammt. Ach, Anne!
    Der Dämon – sofern er wirklich existierte – konnte also durch ihr Einverständnis leichter in meine Gedanken eindringen und zu meiner Seele gelangen.
    „Bitte? Diesen Schwachsinn aus Jugendtagen glaubst du doch nicht wirklich?“, fragte ich mich in einer Lautstärke, die mich vor allem munter halten sollte. Entweder ich blieb die ganze Nacht wach, oder aber ich warf eine Schlaftablette ein und hoffte auf ein traumloses Dösen.
    „Schlaftablette!“, antwortete ich mir selbst, weil ich es in meinen 32 Lebensjahren noch kein einziges Mal geschafft hatte eine Nacht durchzumachen. Ich war und blieb eben eine Schlaflusche.
    Müde schleppte ich mich daher ins Bad, kramte im Apothekerkasten nach der Tablette, drückte sie heraus und schluckte sie so schnell, dass nicht mal ein Dämon mich hätte

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