Dornen um mich (German Edition)
sonderlich spitz aus, doch ich hatte das Gefühl, dass er mich bei lebendigem Leibe zerfleischen würde, wenn ich nicht augenblicklich und mit ganzem Engagement seinem Befehl nachkommen würde.
Ich überlegte daher erst gar nicht lange, warf im Eiltempo die Decke zurück und sprintete mit dem neckischen Negligé zum Kasten. Die Absichten des Dämons waren nicht klar, wenn auch nicht gerade verheißungsvoll. Aber wenigstens gab er mir die Chance, mich umzuziehen. In reizender Wäsche wollte ich nun auch wieder nicht in der Hölle erscheinen.
Kurz zappelte ich noch vor dem offenen Kasten herum, fischte dann aber das einfachste und bequemste Gewand heraus, das ich finden konnte. Jeans und T-Shirt. Hauptsache es war unerotisch und zweckmäßig.
„Und nun?“, fragte ich ängstlich, während ich auch frische Unterwäsche zurecht legte. Irgendwie musste ich doch herauskriegen, was der dämonische Kerl mit mir vorhatte. Vielleicht konnte ich ihm ja den geplanten Zielort entlocken oder gar ausreden. Doch der miese Kerl lachte nur und spottete.
„Was wohl? Jetzt werde ich dir erst einmal zusehen, wie du dich ausziehst, Sabrina ... in die Hölle kommen wir schon noch früh genug.“
09. Kapitel Ann
Anne war entsetzt über ihre Reaktion. Gut, sie hatte diesem ungehobelten Kerl eine Lektion erteilt, doch sein Kuss hatte etwas in ihr ausgelöst und ihr eine Leidenschaft gezeigt, die sie plötzlich mitten im Geschäft Vögel zwitschern hören hatte lassen. Oder war es schlicht der Gedanke ans Vögeln gewesen? Nun ja, so klar war das im Moment nicht. Tanzende Sterne, herumwirbelnde Dessous und ein Adonis, der ihr schlicht die Luft geraubt hatte. Alleine mit seiner Leidenschaft hatte er alles verändert, ihre Einstellungen, Normen und Wertigkeiten mit nur ein paar gezielten Zungenhieben zum Teufel gejagt.
Wäre die Verkäuferin ihm nicht zu Hilfe geeilt, hätte Anne sich nicht länger zurückhalten können. Mit Biegen und Brechen wäre sie dann über den hübschen Kerl hergefallen. Zumindest hätte sie wohl wer weiß was mit sich anstellten lassen.
„Verfluchte Leidenschaft schafft nichts als Leiden!“, brummte sie und dachte wegen des blöden Wortspiels nun auch noch an seinen festen Schaft. Schaft war zwar die dämlichste aller Bezeichnungen für einen Schwanz, doch es war ein gelerntes Wort und es hatte augenblicklich eine Brücke geschlagen und sich in ihrem kleinen Reptilienhirn eingenistet, wo es sich wohlig räkelte und erste, obszöne Bilder entstehen ließ.
„Na, bravo!“, ärgerte sie sich und bekam die anzüglichen Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Wenigsten war ihr der verfluchte Kerl nicht noch einmal gefolgt.
Gott, konnte der küssen! Wer war er überhaupt? Und was, bitteschön, machte ein perfekt gedresster und gut aussehender Businessman in einem Dessousgeschäft?
Anne eilte fuchtig die Straße entlang, zückte ihr Handy und wählte Sabrinas Nummer. Ihre Freundin war zwar eine alte Männerhasserin, doch sie war zumeist perfekt in ihren Analysen. Anne brauchte Rat, nein ... sie brauchte Hilfe. Sie wollte keinen Unfug anstellen oder gar ihre Ehe aufs Spiel setzen, nur wegen einem ... einem Kuss.
„SABRINA!“, schrie sie ihr Telefon an, weil die Freundin nicht und nicht abheben wollte. Es klingelte ewig lange, dann kam auch schon die dümmliche Ansage für die Sprachbox. Pieeeep .
„Sabrina, verflucht, wo steckst du? Ruf’ mich an! Ich habe gerade einen Gott von einem Mann geküsst und weiß´ nicht, ob ich noch richtig ticke. Bitte, bitte, hol mich zurück auf den Boden, rede mir jede Art von Wahnsinn aus, erinnere mich an meine Familie, meinen Mann, meine Tochter, meinen Kanarienvogel ... Sabrina, bitte!!“ Der laute Piepton beendete Annes verzweifelten Hilfeschrei und mit einem ärgerlichen Geräusch steckte sie das Handy wieder zurück in die Tasche. Sie musste nach Hause, schnell und unverzüglich. Ihr Leben war perfekt. Sie suchte keinen Mann. Nein, ganz sicher nicht! Sabrina war diejenige, die suchte, doch SIE nicht! Sie war seit 13 Jahren glücklich verheiratet und hatte sogar ein Haustier. Ein Haustier und ein Kind! Wobei ihr im emotionalen Stress die Wichtigkeit der Reihenfolge offenbar entglitten war.
Annes Absätze klapperten laut über den Asphalt. Sie war verwirrt, ging viel zu schnell und schüttelte außerdem noch ihren Kopf über so viele, schwachsinnige Gedanken. Es war also kein Wunder, dass sie strauchelte ... und das gerade in dem Moment als ein Blitz, wie aus
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