Dornen um mich (German Edition)
aufhalten können. Ein Schluck Wasser noch, dann ging ich zurück zum Bett. Kaum hatte mein Kopf den Polster berührt, fiel ich auch schon in einen traumlosen Schlaf.
Ich schlief lange ... sehr lange und am frühen Vormittag verblasste bereits die Wirkung des chemischen Fantasieblockers. Offenbar hatte ich damit gerechnet sofort zu erwachen, wenn die Wirkung nachließ, doch das war nicht der Fall. Erste verschwommene Bilder drangen in meinen Kopf und brachten erneut seine Nähe zu mir, langsam und schleichend, sodass ich es nicht gleich bemerkte.
Es begann wie unter der Dusche. Zuerst bemerkte ich nur seine Hände, die schöne Haut, die faszinierende Tätowierung. Ein Knurren hörte ich wohl im Hintergrund, doch das erschien mir nicht wichtig. Mein Pyjama war zu einem Negligé geworden und rutschte bereits mit seidiger Leichtigkeit über meine Haut. Hände drängten vorwärts, heiße Lippen berührten meinen Hals. Haut rieb an Haut. Ich stöhnte auf und griff nach seinem Kopf, holte ihn näher, küsste ihn. Ja, ich wollte ihn, denn der Kerl passte schließlich teuflisch gut in mein begehrtes Beuteschema. Njam, njam.
Der Kuss war wild und zügellos, die Heftigkeit der Leidenschaft wie ein Sturm in meinem Innersten. Feuer züngelte über meinen Körper und meine Seele, befruchtete mich und schenkte mir lustvolle Lebendigkeit. Ja, ich erblühte zu neuem Leben und war drauf und dran mich in diesem neuen, unbekannten Gefühl zu verlieren. Der Sturm wirbelte durch mich hindurch und ließ mich in einem flammenden Meer aus Gefühlen treiben. Erstaunt und wissbegierig wirbelte ich herum, genoss die Lust, entfachte selbst Hitze und intensivierte das Feuer. Die Glut zwischen mir und diesem Mann war stark ... selbst für ihn, denn er wirkte erstaunt und mittlerweile genauso außer Rand und Band wie ich. Sein Blick bohrte sich tief in meine Augen und für einen Moment meinte ich den düsteren Typen aus der Bar zu erkennen. Doch der Moment war zu kurz, das Erahnen sowieso unwichtig. Wir kosteten erneut von einander, tief und hingebungsvoll und versanken mit allem was wir hatten in der Kraft unserer Leidenschaft. Ja, ich wollte mehr, viel mehr ... doch das war natürlich nicht Sinn der Sache und war es nie gewesen.
So lustvoll das Zusammentreffen vielleicht auch war. ER konnte sein wahres Gesicht nicht länger verbergen, distanzierte sich und ließ seine Augen rot erglühen. Danach materialisierte er sich in einem teuflischen Wirbelwind direkt vor mir. Erst jetzt verstand ich was gespielt wurde und wie blöd ich dem Dämon gerade auf den Leim gegangen war!
„Was ...?“, rief ich entsetzt und erwachte aus einem Schlaf, der eigentlich hätte traumlos enden sollen.
„Ha, ha! Das muss man dir lassen! Küssen kannst du, Kleine! Aber das tut nichts zur Sache!“, meinte der rotäugige Teufel böse, während es mir bereits eiskalt über den Rücken lief. Seltsamer Weise hatte ich wirklich ein Negligé an und nicht etwa den Pyjama von vorhin. Doch eine Verführung stand nicht länger auf der Tages... – äh – Nacht ordnung. Dabei konnte ich selbst jetzt noch die erotische Anspannung in seinen Augen sehen, die – rot geworden oder nicht – weiterhin begierig über meinen Körper wanderten.
Was für ein Idiot! Mein erotisches Interesse war nämlich gänzlich hinüber, nachdem das seine nicht mehr als nur Mittel zum Zwecks sein konnte. Er hatte eine Fantasie inszeniert, um seinen Zugang zu bekommen – nicht mehr und nicht weniger. Peinlich war nur, das es ihm leichter geglückt war als erwartet und er nicht nur in meine Wohnung, sondern auch in meine Seele eingebrochen war. Scheißkerl!
„Zieh dich an und komm’ mit!“, grollte er mit tiefer, zufriedener Stimme, während er ein paar seiner Muskeln cool spielen ließ. Hüpf, hüpf ... als kleine Machtdemonstration oder so. Dabei waren seine erotisch roten Augen mittlerweile Bedrohung genug.
Erotisch? Hatte ich tatsächlich erotisch gemeint? Nein! Verflucht! Mein Interesse war doch verraucht! Oder war es verrucht? Ach, Mist, ich war verwirrt. Seine tiefe Stimme, seine Augen, sein ganzes Wesen ... all das war doch ausschließlich Bedrohung! Und es stimmte ja auch, ich hatte Angst. Zumindest konnte ich endlich verstehen, was Anne mir die ganze Zeit versucht hatte zu erklären. Dieser Dämon musste erst gar nicht viel tun oder sagen, denn seine Ausstrahlung ließ keinen Zweifel daran, was passieren könnte, wenn ich nicht gehorchen würde. Seine Zähne sahen nicht
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