Dornen um mich (German Edition)
keine Menschen, hatten keine Gefühle und Traurigkeit war eindeutig eine menschliche Empfindung. Dennoch konnte ich nicht aufhören in dieses schön schimmernde Schwarz zu blicken. Manchmal blitzte noch etwas Rot darin auf, doch insgesamt war es das Schwarz, das dominierte. Mein Herz wurde bei seinem Anblick seltsam warm, andere Stellen meines Körpers regelrecht heiß.
So wie es aussah, hatte er jetzt aber wenigstens seine Wut im Griff. Wut? Wenn ich genauer überlegte war Wut doch auch eine menschliche Empfindung. Hach, was war das Dämonenleben doch kompliziert! Mir konnte es ja egal sein, doch irgendwann sollten sich die Herren entscheiden, ob sie nun des Teufels waren oder nicht.
Mit einer müden Bewegung hob Tadeos seinen Zeigefinger, fuchtelte damit in meine Richtung und murmelte eine Beschwörungsformel. Das dicke Klebeband verschwand wie durch Zauberhand, wurde aber nicht etwa einfach dematerialisiert, sondern brutal von meinem Mund gerissen.
Autsch! Nie wieder Damenbart! brummte ich ärgerlich, ehe ich mich räusperte und die Worte wiederholte, die der Knebel zuvor verschlungen hatte.
„Entschuldige. Was ich gesagt habe, war wohl etwas ... dumm !“, flüsterte ich zerknirscht, weil es nicht meine Art war, klein bei zu geben. Aber ich wollte ihn milde stimmen, weil ich inzwischen ein wenig nachgedacht hatte. Ich war keine Auserwählte und dadurch womöglich schneller entbehrlich geworden, als gedacht.
Nur keine Wellen schlagen! war die neue Devise und an die wollte ich mich halten. Bisher hatte dieser Tadeos mir nichts getan, nicht einmal eine Ohrfeige verpasst und das war an sich ein ganz gutes Zeichen für einen halbwegs anständigen Dämon. Dass Anstand und Dämon nicht wirklich zusammen passten, war mir schon klar, aber aus irgendeinem Grund konnte ich den teuflisch gut aussehenden Kerl auch weiterhin nicht in die Reihe der Bösen einordnen. Mein kribbeliger Leib wusste genau, was die Ursache war und mein Verstand schämte sich auch dafür, aber seit dem Traum war ich einfach nicht mehr ganz normal. Schließlich hatte sich meine Libido verzehnfacht und damit musste ich erst einmal klarkommen.
Verflucht sinnlicher Mund für einen Dämon und dann diese Augen! Hach! Ich war fasziniert, dabei war er ein hinterlistiger Mistkerl und ein Dämon obendrein! Sein muskulöser Körperbau zeigte ungewöhnliche Stärke und seine Tätowierung eine gewisse Verwegenheit, aber eigentlich war es die Schwäche, die ich hinter all dem witterte und die mich – Scheiße aber auch – über die Maßen faszinierte. In den letzten Monaten, mit all den dämlichen Dates, hatte ich ständig diesen verfluchten Funken vermisst, das Interessante oder von mir aus auch das bisschen Göttlichkeit. Keine Ahnung was es genau war, aber es hatte sich nie eingestellt. Und dann sollte der Funke ausgerechnet bei einem teuflischen Exemplar gesprungen sein? Wie bitte sollte denn ein wütender, rotäugiger Satansbraten etwas schaffen, das kein „normaler“ Mann je zuvor erreicht hatte? Mit Magie?
Funke, göttliche Funke. Verflucht noch einmal, ich war krank, mit Drogen voll gepumpt oder infiziert mit dem bösartigsten Virus, den die Welt je gesehen hatte ... nämlich mit Begierde . Gut, ich befand mich in einem sexuellen Notstand und da war manches verständlich, doch spätestens seit der letzten dämonischen Attacke verhielt sich mein Reptilienhirn so überaktiv, als wolle es bereits sämtliche Hirnbereiche übernehmen. Ich war so heiß auf diesen männlichen, schönen Dämon, dass ich meine ganze Schauspielkunst aktivieren musste, um ihm das nicht auch noch zu zeigen. Vor mir selbst wollte ich diese Schwäche kaum eingestehen, aber zeigen wäre eine schlichte Katastrophe gewesen. Da schob ich mein unnatürliches Wollen schon lieber auf die widrigen Umstände und die sexuell aufgeladene Grundatmosphäre einer verruchten Brutstätte voller Dämonen. Selbst ein Lämmchen wie ich konnte sich dagegen wohl kaum lange wehren. Määäh.
„Du bist das widerspenstigste, kratzbürstigste und unausstehlichste, weibliche Wesen, das ich je gesehen habe!“, grollte der schöne Dämon und holte mich mit seiner Unausstehlichkeit gleich wieder auf den Boden zurück. Nein, vielmehr ließ er mich weiterhin an der Decke hängen! Verzurrt und hilflos. Und wie es schien hatte er sein Rot-Problem immer noch nicht ganz bewältigt.
„Dafür bist du aber ganz schön süß!“, flötete meine Stimme wie von selbst und verriet meine geheimen Gedanken. Wenn
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