Dornen um mich (German Edition)
und dieses Nicht-Wissen war zum Haare raufen!
Wo war seine Anne nur und warum hatte er wie bewusstlos daneben gelegen und nichts bemerkt? Natürlich vermutete er Magie dahinter, einen dämonisch gesandten Traum, der ihn mit Erotik vom Feinsten abgelenkt hatte. Aber den typisch dämonischen Geruch konnte er nicht wahrnehmen. Eigentlich konnte er gar nichts wahrnehmen, nicht einmal den Hauch von Magie.
Wenigstens gab es keine Spuren von Blut oder anderen Körpersäften auf ihrer Seite des Bettes. Es hatte also kein grober Übergriff stattgefunden. Aber was dann? Fakt war nur, dass sie bis vor kurzem noch neben ihm gelegen hatte, denn auch jetzt roch noch alles nach ihrem unvergleichlichen L’eau d’Anne.
Annes Gewand war noch da. Nichts fehlte, nicht mal ein Slip. Alex wusste es, weil er immer schon ein verrückter Wäschefetisch gewesen war und Annes Sachen selbst nach den vielen Jahren ihrer Ehe fast auswendig kannte. Wäre sie also freiwillig gegangen, hätte sie sich zumindest etwas übergezogen! Sie war keine sehr verschämte Frau, aber weit davon entfernt schamlos zu sein. Niemals hätte sie das Haus freiwillig nackt verlassen – schon gar nicht ohne einer Nachricht oder einen Hinweis auf ihren Verbleib. Nichts ergab einen Sinn, es sei denn sie wäre verrückt geworden. Aber genau das konnte er nicht glauben. Also galt es zu handeln und zwar schnell. Nicht umsonst war er ein Wächter und etwas mehr als andere Menschen mit skurrilen, unerklärbaren Angelegenheiten betraut. Etwas Böses lag in der Luft, auch wenn es nicht greifbar oder riechbar war, aber es hatte sich in sein trautes Heim geschlichen und ihm seine Anne geraubt. Dabei sollte gerade ein Wächter seines Ranges in den eigenen vier Wänden vor all dem Zeug sicher sein. Wozu hatte er sonst einen Sonderstatus, der dem eines Diplomaten gleich kam? In seinem Vertrag gab es eine Klausel, wo gerade er und seine Familie vor Dämonen, Höllenzeugs und derlei Zauber geschützt sein sollten. Doch seit Heidelberts Richterspruch und der verrückten Wahl der Auserwählten war nichts mehr so, wie es sein sollte. Das hebräische Wort „Tohuwabohu“ traf es noch am besten: Wirrwarr, Durcheinander.
Alex musste überlegen. Nur keine Panik! Er durfte seine Anne nicht verlieren, musste handeln.
Zuerst brachte er seine geliebte Tochter zur Schwiegermutter, um sie sicher versorgt zu wissen. Der kleine Wildfang sträubte sich zwar ein wenig, weil die Schwiegermutter ein rechter Drachen war (sie war tatsächlich zu einem Drittel mit diesem wilden Blut auf die Welt gekommen), doch Alex hatte keine Wahl. Seine Schwiegermutter mochte ja eine kleine Bestie und herrisch sein, aber auf sie war zumindest Verlass.
Gleich darauf würde er sich auf den Weg zu seinem Vorgesetzten machen, obwohl es ihm eigentlich untersagt war persönlich im himmlisch-göttlichen Reich vorzusprechen. Doch darauf konnte er jetzt keine Rücksicht mehr nehmen. Er wusste sogar, wo sich eines der göttlichen Portale befand, konnte aber nicht mit Sicherheit sagen, ob er in der Lage war, dieses zu durchschreiten. Das WIE war ihm also nicht klar, doch das WARUM brannte so wichtig in seinem Herzen, dass er davon ausging, es mit all seiner Willenskraft zu schaffen.
Der Richter hatte mit seinem Urteilsspruch kosmische Unordnung geschaffen ... und das galt es nun zu bereinigen.
28. Kapitel Raxos
Raxos hatte vollkommen die Beherrschung verloren. Als Heidelbert ihm eine weitere Dosis des Lebenselixiers verweigert hatte, war er ausgerastet und hatte die Bestie nicht länger bezähmen können.
Unsterblich! Pah! Wer war schon unsterblich, wenn ein einfaches Zauberelixier an der verhassten Göttlichkeit kratzen konnte? Unbemerkt ins Getränk gemischt und schon war der gute Heidelbert für eine gewisse Zeit heideldü ... äh ... sterblich geworden. Und – oje – wie sterblich der wichtige Wicht doch sein konnte! Ha, ha, ha!
Raxos war ausschließlich hinter dem goldenen Stab und seiner Droge her. Was bedeutete einem Dämon schon Loyalität oder das eigentliche Ziel? Jeder der glaubte, Raxos beherrschen zu können war ein Idiot – ob Gott oder nicht!
Mit diesem Zauberstab konnte er es sich nun regelmäßig besorgen und genau die Dosis Leben einhauchen, die ihm Heidelbert stets verweigert hatte. List, Tücke und ein winziges Maß an Brutalität hatten ihm das größte Glück verschafft, das ihm unfreiwillig angeboten worden war.
Dämon im Glück! Ha! Was für ein Widerspruch! Geradezu
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