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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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auskratzte.
    »Wie geht es dir denn?«, fragte ich ihn schuldbewusst.
    »Ging schon besser.«
    Ich schluckte hörbar, bevor ich zum Reden ansetzte, und wusste schon jetzt, dass keiner meiner Sätze dem gerecht werden würde, was ich meinte. Doch versuchen musste ich es. Viel gab es ohnehin nicht zu sagen. Das war ja das Fatale an echten Entschuldigungen. Sie waren zu kurz.
    »Tillmann, es tut mir so leid, aufrichtig leid, dass du wegen mir … wegen mir drogenabhängig geworden bist, weil ich dich vergessen und mich nicht mehr um dich gekümmert habe, aber ich … ich …« Nein. Da gab es nichts zu erklären. Das würde er nicht verstehen können und es war auch gut so. Nur Deppen verstanden das.
    Tillmann hörte auf zu kauen und ließ seinen Löffel sinken, während seine Augenbrauen sich zusammenzogen und seine Miene immer skeptischer wurde.
    »Was? Du denkst, ich hab mit den Drogen angefangen, weil du mich vergessen hast?«
    Ich nickte. Er lachte brummig auf und beugte sich wieder über seinen Teller, um die letzten drei Nudeln aufzuspießen.
    »Nee. Ich hab dich echt gern, aber das hätte ich dann doch gerade noch so verschmerzen können.«
    »Ja, hättest du?«, fragte ich leicht pikiert, meine erst spontane Reaktion in diesem Gespräch und sie gefiel mir gar nicht. Ich war hier wahrlich nicht diejenige, die Ansprüche stellen durfte.
    »Ja, hätte ich und ich glaub nicht, dass ich wegen so etwas jemals Drogen nehmen würde. Bringt ja nichts. Kannst den anderen nicht zwingen, dich zu mögen. Mit Drogen schon gar nicht.«
    »Aber warum denn dann? Einfach so?«
    Tillmann stellte den Teller auf den Nachttisch und unterdrückte einen Rülpser. Er schüttelte sich kurz.
    »Bah. Mein Magen spinnt immer noch. Ellie, überleg doch mal … Ich hab dich gefilmt, oder? Erinnerst du dich etwa nicht mehr daran?«
    »Doch. So ungefähr.« Er hatte mich heimlich gefilmt, was mich nach wie vor störte, wenn ich darüber nachdachte, denn er hatte mich ausspioniert, ohne dass es zu etwas gedient hätte, denn das Ergebnis war nichtssagend gewesen. Er hatte mich sogar zusammen mit Angelo gefilmt. »Mit Angelo«, wiederholte ich meine eigenen Gedanken halblaut. Er hatte uns verfolgt wie ein Privatdetektiv, mit einer Kamera … um mich und einen hochgradig gefährlichen Mahr zu filmen …
    »Ich sehe schon, so langsam kommt wieder Bewegung ins Oberstübchen«, kommentierte Tillmann trocken. »Ich hab das Zeug genommen, um mich vor ihm zu schützen, damit er mich nicht bemerkt und mir nicht auf die Schliche kommt. Und da ich euch ziemlich oft filmen musste, um gutes Material zu sammeln, hab ich auch ziemlich oft was nehmen müssen. Tja, aus so etwas wird dann meistens eine Sucht.«
    »Und du hast nicht mal gutes Material zusammenbekommen!«, rief ich gequält. »Du hast dich völlig umsonst da reingestürzt!« Ich fand sein Handeln unglaublich und noch viel unglaublicher, dass die anderen es stillschweigend geduldet hatten. »Außerdem ist es trotzdem meine Schuld … es ist nur eine andere Variante von Schuld.«
    »Hey, du hast mir die Dinger nicht unter die Zunge geschoben, oder? Abgesehen davon war es gutes Filmmaterial, du weißt gar nicht, wie gut … Das hast du nur nicht mehr erkannt, als wir es dir zeigten. Wenn du dir den Zusammenschnitt jetzt anschauen würdest, würdest du Angst vor dir selbst kriegen, glaub mir. Ich hab ihn aufgehoben, er ist noch da. Willst du …?«
    Ich schüttelte hastig den Kopf. »Bloß nicht.« Angst vor mir selbst hatte ich genug, überlagert nur von meinem Abscheu mir selbst gegenüber. »Trotzdem hat es nichts genützt. Es war völlig umsonst!« Nun konnte ich das Weinen doch nicht mehr aufhalten.
    Tillmann hob die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Trial and error. Manchmal klappt’s, manchmal nicht. Ich glaub, er hat mich eh bemerkt und nur deshalb nichts gegen mich unternommen, weil er wusste, dass du zu ihm halten würdest.«
    Und weil ihm Tillmanns Aktionen sehr gelegen kamen, dachte ich bitter. Tillmann, Paul und Gianna hatten ihm mit der Filmaktion den Ball wieder zugespielt. Die anderen waren die Bösen, die mir mein Glück nicht gönnen wollten. In Wahrheit hatte Tillmann seine Gesundheit ruiniert, um mich aufzuwecken.
    »Das kann ich nie wiedergutmachen«, sagte ich, was sich als vernichtende Gewissheit in meinem Kopf manifestierte.
    »So ein Quatsch«, entgegnete Tillmann hart. »Komm runter von deinem Büßertrip, das hält man ja nicht aus.«
    Ich stellte meinen

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