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Dornenkuss

Dornenkuss

Titel: Dornenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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unter seiner Weste tragen, wenn er nur bald kam und Louis half. Ich kannte mich nicht aus mit Koliken, aber ich wusste, dass sie behandelbar waren, meistens jedenfalls. Manchmal, das musste ich zugeben, starben die Pferde auch daran, aber Louis war zäh. Er würde es schon schaffen. Gianna mochte ihn mehr als ich, so sehr, dass sie sich zu ihm in den Garten wagen und Colin wegschicken würde, damit der Tierarzt nicht in Bedrängnis kam.
    Ich selbst blieb besser fern. Meine bloße Gegenwart heizte Colins Hunger an und in Situationen wie dieser war er vermutlich noch erbarmungsloser als sonst. Colin sollte aber in der Nähe bleiben, denn Louis würde ihn brauchen. Nein, es war besser, wenn Gianna und der Arzt sich um das Pferd kümmerten und Colin anschließend übernahm. Ich hatte dort nichts verloren.
    Ich stand auf und schlenderte zum Pool, um mich auf den noch sonnenwarmen Steinplatten an den Rand zu setzen und meine Beine in das kühle Wasser zu tauchen. Oh, das tat gut … Meine Waden brannten von meinem Sprint hierher. Ich stützte mich mit den Händen hinter meinem Po auf und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen, bis meine Haare den Boden berührten. Aber das genügte mir nicht. Es erfrischte mich, ja, doch es war nicht das, was ich wollte.
    Ich linste zur Seite. Angelo war neben mich getreten. Seine Sandalen waren sicherlich teuer gewesen. Was soll’s?, dachte ich spontan. Diesen Verlust musste er nun verschmerzen. Ehe er reagieren konnte, hatte ich seinen Knöchel gepackt und ihn zeitgleich mit mir in den Pool gezogen. Tausend Bläschen befreiten sich aus seinem Hemd, als ich unter Wasser meine Augen öffnete und in sein verdutztes Gesicht blickte. Dann stiegen wir nach oben. Prustend schnappten wir nach Luft.
    »Du hinterlistiges Biest«, schimpfte er lachend und griff nach mir, doch ich war schneller. Tauchend schoss ich ans andere Ende des Beckens und katapultierte mich mit Schwung hinauf auf die Stufen. Meine wenigen Kleider trieften. Ich zerrte sie mir vom Leib und warf sie hinter mich; wie immer trug ich meinen Bikini darunter.
    »Vergiss es, Ellie, ich tunke keine Frauen und ich führe auch keine Wasserschlachten mit ihnen. Unausgeglichene Kräfteverhältnisse. Es wäre nicht fair.« Er stand in der Mitte des Beckens, bis zur Brust im Blau, die Haare tropfend. Mit beiden Händen strich er sie aus seinem lachenden Gesicht. Dann stemmte er lässig die Arme in die Seiten, um mir einen tiefen, gespielt strafenden Blick zuzuwerfen. Sein nasses Hemd klebte an seinem durchtrainierten, aber knabenhaft schlanken Körper. Jetzt ein Bildhauer mit Skizzenblock in der Hand – und dieser Anblick könnte für die Ewigkeit festgehalten werden. Mit dem Erlös einer solchen Skulptur würde man einen mindestens ebenso großen Pool bauen lassen können wie diesen, aber mit Mosaik auf dem Grund und fünf goldenen Wasserspeiern. Mich wunderte es allerdings, dass Angelos Haare nicht rascher trockneten als meine. Noch immer seilten sich schillernde Wassertropfen aus ihnen ab und fielen auf seine Schultern, doch sie lockten sich bereits wieder. Über uns rumpelte erneut der Donner.
    »Du bist ziemlich jung, oder?«, fragte ich, auf einmal scheu und wie gefesselt von seinem Anblick. Eben noch hatte ich auf ihn zuschwimmen und ihn ein zweites Mal herausfordern wollen. Jetzt kam mir jede Regung zerstörerisch vor.
    »Ich weiß nicht. Ist man mit 165 Jahren jung? Was meinst du?«
    »165?«, echote ich vor den Kopf geschlagen. »Das ist nicht dein Ernst, oder?« Es erschreckte mich. Ich hatte ihn für jemanden gehalten, der gerade erst verwandelt worden war, weil er sein Dasein so intensiv und leichten Herzens genoss. Nur ein Volltrottel konnte übersehen, dass er gerne lebte.
    »Na ja, gefühlte zwanzig, du weißt schon. Das gefühlte Alter zählt, nicht das tatsächliche. Sagt ihr Frauen doch immer, wenn ihr eure Jugend hinter euch gelassen habt.«
    Nun wurde er auch noch frech. Ihr Frauen. Schon wieder.
    »Du bist ein widerlicher, hässlicher, eingebildeter Chauvinist, Michelangelo.« Ich ließ mich ins Wasser gleiten und kraulte auf ihn zu, doch es hatte tatsächlich wenig Sinn, ihn zum Kampf herauszufordern, er war flink wie ein Fisch. Ich blieb trotzdem unter Wasser, drehte mich im Tauchen spielerisch auf den Rücken und blickte nach oben, wo der Regen die Oberfläche des Pools zu kräuseln begann. Ich hörte sein Rauschen sogar hier unten.
    Erst als meine Lungen zu schmerzen begannen, paddelte ich zum Beckenrand und

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