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Dornenkuss

Dornenkuss

Titel: Dornenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Gianna? Irgendetwas, was er sonst nicht bekommt?«, bellte er.
    Gianna knickte ein. Ihre gelben Blicke wichen ihm aus. »Nur gestern ein Leckerli und, ach ja, ich hab ihm die Kartoffelschalen von heute Mittag in die Raufe getan, aber …«
    »Kartoffelschalen!?«, brüllte Colin sie an. Gianna begann zu heulen. »Das ist ein Pferd, kein Schwein!«
    »Aber ich … ich … ich dachte, das ist kein Problem, es sind doch nur Kartoffelschalen, ich wusste nicht, dass …«
    Colin winkte verärgert ab, was Giannas Schluchzen nur noch steigerte. Sie riss sich vom Geländer los und unternahm einen Versuch, zu ihm zu gehen, kehrte aber auf halber Treppe um und flüchtete wieder zu mir.
    »Oh Gott, ich kann nicht, ich würde so gerne helfen und trösten und …«
    »Es wäre besser gewesen, du hättest ihm keinen Abfall gegeben, dann hätten wir den ganzen Schlamassel nicht!«, wetterte Colin. Wieder überredete Gianna sich, zu ihm zu laufen, und wieder scheiterte sie, als würde dort unten jemand stehen, der sie mit Waffengewalt dazu zwang zurückzugehen. Dieses Mal fiel es auch Colin auf.
    »Bleib oben, Gianna. Bleib da oben, verstanden?«, sagte er warnend und etwas weniger lautstark als eben noch. »Komm mir nicht zu nahe, wenn dir nicht danach ist.« Mir dröhnten bereits die Ohren von Giannas Heulen. Konnte sie sich nicht ein kleines bisschen beherrschen? »Ellie, schick sie ins Haus …«
    »Nein, wenn ich jetzt gehe, bin ich der letzte Arsch!«, wehrte sich Gianna und schlug meine Hände weg. »Ich mag Louis doch und ich mag dich, Colin, ich verstehe nicht, warum ich es nicht schaffe …«
    »Ruhe jetzt!«, mischte ich mich mit sonorer Stimme ein. Hier hatte ein Pferd eine Kolik, das war vielleicht ein Problem, aber auch nicht dermaßen dramatisch, dass es Giannas und Colins Verhalten rechtfertigte. »Könnt ihr euch bitte mal mäßigen? Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt! Gianna, geh ins Haus, wenn Colin das sagt, du regst Louis damit nur auf und das macht ihn bestimmt nicht wieder gesund. Na, geh schon …«
    Weil sie nicht wollte, dass ich sie berührte, musste ich nur meine Hände heben und so tun, als ob ich es vorhätte, und schon zog sie sich schluchzend in die Küche zurück. Ich lief hinunter in den Garten, um mich Colin und Louis zu nähern, bis ich in vorsichtigem Abstand von circa anderthalb Metern stehen blieb.
    »Wo ist Paul, kann er nicht helfen?«
    »Paul ist nicht hier. Außerdem ist er kein Tierarzt.« Colin wollte Louis dazu bewegen, ein paar Schritte zu gehen. Nur unwillig und schleppend setzte er einen Huf vor den anderen, den Kopf immer noch hängend, als habe er all seinen Lebenswillen verloren.
    »Warum holst du denn dann nicht einen Tierarzt?«, fragte ich verwundert. »Irgendwer muss doch Dienst haben. Auch hier gibt es Tiere.«
    »Weil er mir nicht helfen würde! Ich kenne solche Situationen schon, Ellie, ich erlebe das nicht zum ersten Mal. Wenn ich in Not bin und die Menschen brauche, fürchten sie mich noch mehr als ohnehin schon! Den besten Beweis dafür hatten wir doch eben gerade! Ihnen werden tausend Gründe einfallen, warum sie gar nicht erst kommen, sie spüren es schon am Telefon …« Colin machte eine abfällige Handbewegung und schnalzte auffordernd mit der Zunge, um Louis zu ein paar weiteren Schritten zu überreden. Seine Hufe schlurften nur noch über den Boden. Nach zwei Runden ließ Colin ihn wieder stehen, ging in die Knie und raufte sich die Haare, als wolle er sie in Büscheln ausreißen. Im Moment war ich selbst ratlos. Paul war nicht da, einen Arzt anzurufen hatte laut Colin keinen Sinn, aber es musste doch eine Lösung geben. Grübelnd sah ich Colin dabei zu, wie er sich innerlich zerfleischte. Plötzlich hob er den Kopf und blickte mich an, sein Gesicht verzerrt vor Sorge, Aggression und Kummer. Ja, er konnte einem Angst machen und einen auf Abstand halten, wenn er in dieser Verfassung war. Auch ich tat mich schwer zu schlucken und meine Beine zuckten in einem jähen Fluchtimpuls. Doch ich zwang mich zu bleiben. Ich musste ihm helfen.
    »Ellie, wenn er stirbt … wenn Louis stirbt, dann fahre ich zu dem Mahr, dem ich die Formel entlockt habe, und lasse mich killen, ich schwöre es … Dann hat es keinen Sinn mehr, hier zu sein …«
    »Das wirst du nicht«, sagte ich entschieden und trat zu ihm, um ihm über seinen dunklen, wirren Schopf zu fahren. Knurrend wich er meiner Hand aus.
    »Du streichelst mich wie einen Hund!«, polterte er. Er war außer sich. Ich

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