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Dornenkuss

Dornenkuss

Titel: Dornenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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Und gleichzeitig warst du der Einzige, bei dem ich hätte sein wollen und mit dem ich darüber hätte reden können.«
    »Trotzdem geht das nicht. Sorry, Ellie, das geht so nicht. Ich hab dich nicht angelogen, du bist wirklich nicht mein Typ Frau, aber das heißt nicht, dass ich dich nicht attraktiv finde …«
    »Attraktiv«, fiel ich angesäuert dazwischen. »Sehr charmant. Ist das vielleicht die große Schwester von scheiße?« Immerhin hatte er einst gesagt, dass nett die kleine Schwester von scheiße sei, und »attraktiv« klang ebenso nichtssagend und platt.
    »Kann ich vielleicht mal ausreden? Danke. Jedenfalls lieg ich allein im Bett, bin verrückt vor Sehnsucht und plötzlich ist da ’ne hübsche Frau, die zu mir kriecht und die ich sehr, sehr mag, und auf der anderen Seite hasse ich sie, weil sie das hat, was ich nie mehr haben werde …«
    »Du weißt aber schon, dass Tessa uns nur Unglück gebracht hat?«, unterbrach ich ihn erneut.
    »Ja, das weiß ich. Kommt aber recht häufig vor, dass man jemanden liebt, der einem Unglück bringt.«
    Touché. Dem konnte ich nichts hinzufügen.
    »Du solltest in Zukunft nicht mehr direkt nach dem Sex mit einem anderen zu mir unter die Decke schlüpfen und dich an mich schmiegen, okay? Können wir es dabei belassen?«, fuhr Tillmann fort. »Es langt, dass ich im Schwitzzelt ’nen Steifen bekommen hab.«
    »Mann … sag doch so was nicht …« Ich senkte errötend den Kopf. Musste er gleich so deutlich werden?
    »Wieso, ist dir das peinlich? Ich glaub, uns beiden muss nix mehr peinlich sein, oder?«
    »Du hättest wenigstens Erektion sagen können.«
    »Gut, von mir aus, Erektion. Wenn wir noch länger drüber reden, krieg ich eine.«
    Mein Bauch erbebte, ein ungewohntes, fast fremdes Gefühl – die Vorstufe eines Lachens. Trotzdem hielt ich einen Themenwechsel für angebracht.
    »Nimmst du momentan eigentlich noch was oder bist du auf Entzug?«
    »Entzug«, antwortete Tillmann sachlich. »Ich bin clean. Den körperlichen Entzug hab ich schon hinter mir. War hart, doch Paul hat mir was gegeben, wenn es zu heftig wurde. Es ging relativ schnell; zwei Tage, dann war das Gröbste vorbei.«
    »Aber das eigentliche Problem ist der seelische Entzug«, wandte ich ein. Tillmann hatte die Drogen gerne genommen, weil er sich von seinem Tessa-Kummer ablenken wollte. Dieser Kummer würde bleiben und der Wunsch nach Trost ebenfalls. Die Mahre hatten uns gezeichnet, für immer.
    »Ja. Aber daran hab ich vorher schon gedacht. Ist ja nicht so, dass die anderen nichts von meinem Plan wussten. Nur von der Sache mit der Karte wissen sie nichts. Kann das so bleiben?«
    Ich nickte großzügig. Es war wohl wirklich besser so, vorerst jedenfalls. Mama würde Tillmann sonst vierteilen und Paul anschließend aus seinen Knochen Operationsbesteck schnitzen. Aber auf lange Sicht würde ich es ihnen erzählen müssen.
    »Danke. Jedenfalls – Gianna hätte mich am liebsten persönlich nach Hause gefahren und von meinem Dad in den Keller sperren lassen.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen … Sie haben es geduldet?« Wenn das so war, hatten sie sich wirklich große Sorgen um mich gemacht.
    »Nur weil sie wussten, wozu ich es mache und dass es dich vielleicht aufwecken kann – und weil Colin versprochen hat, dass er mich anschließend wieder davon befreit.«
    Mein Herz klopfte schmerzhaft, als Colins Name fiel, aber zugleich gab es mir Hoffnung.
    »Das kann er? Colin hilft dir beim Entzug? Er ist hier?« Dann hatte ich mir die Wärmeschauer auf meiner Haut doch nicht eingebildet. Ich hatte ihn gespürt. Er war da, wenn auch nicht meinetwegen, sondern wegen Tillmann. Aber er war da.
    »Er kommt jede Nacht vorbei und dann … ja, hm. Treibt den seelischen Entzug voran, indem er versucht, meine Wünsche nach dem Zeug aus mir herauszusaugen.«
    »Wie genau macht er das? Was tut er dafür?«
    »Eigentlich gar nichts.« Tillmann sah mich fragend an, als wüsste ich mehr darüber. »Oder ich kriege es nicht mit. Er setzt sich neben mein Bett und nach einer gewissen Zeit hab ich das Gefühl, dass er mir zuhört, meinen Gedanken und Gefühlen, er lauscht aufmerksam, wie es ein Mensch gar nicht kann, ohne dass ich etwas sagen muss, und irgendwann …. irgendwann schlafe ich ein, und sobald ich morgens aufwache, ist es ein winziges bisschen besser und die Wünsche sind schwächer geworden.«
    »Du schläfst wieder.« Immerhin etwas Gutes, dachte ich erleichtert.
    »Ja. Wenn Colin da ist, schon. Es ist ein

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