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Dornenkuss

Dornenkuss

Titel: Dornenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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verheilt war. Zertreten von seinem Stiefelabsatz. »Ich habe selbst dafür gesorgt. Das Böse fällt mir leicht.«
    »Hör auf, so eine Scheiße zu reden!«, zischte ich und zog meine Hand weg. Entschieden machte ich mich an den Knöpfen seines ausgewaschenen Hemdes zu schaffen. Die meisten standen sowieso schon offen. Colin ließ es zu, dass ich ihm das Hemd über seine sehnigen Schultern streifte. Obwohl ich vor Tränen kaum etwas sehen konnte, legte ich mich neben ihm auf die Decke, die Gianna und ich vor einigen Tagen über das frische Heu gebreitet hatten, und schaute ihn an, mein Arm auf seinem Oberschenkel. Nach einer Weile hatte ich mich so weit beruhigt, dass ich näher rücken konnte und meine Finger einen außerordentlich verlockenden Platz zwischen seinem Hosenbund und seiner samtigen, haarlosen Haut fanden.
    »Ich werde heute Nacht nicht mit dir schlafen, Lassie. Du bist noch nicht so weit.«
    Ich fuhr hoch, als hätte mir jemand eine spitze Nadel in den Rücken gestochen. »Du bist noch nicht so weit? Was soll denn das bedeuten? Halten wir hier gerade eine Therapiesitzung? Was glaubst du eigentlich, wer du bist, dass du mir vorschreiben kannst, wann ich Sex habe und wann nicht?«
    »Nun ja … vielleicht hat meine Wenigkeit dabei auch noch ein Wörtchen mitzureden?« Trotz des Humors in seiner Stimme lächelte Colin nicht, als er seinen schwarzen Blick in meine vor Wut brennenden Augen versenkte.
    »Also bist du noch nicht so weit«, giftete ich, wohl wissend, dass das ausgemachter Blödsinn war. Mahre waren allzeit bereit.
    »Nein. Du bist noch nicht so weit«, wiederholte Colin und zog mich an seine Brust, obwohl ich mich sträubte. »Das bedeutet nicht, dass ich es nicht wollte. Seitdem ich deinen entzückenden Hintern in meiner Hand hatte, kann ich an nichts anderes denken.« Ich glaubte ihm nicht und berührte forsch die Knopfleiste seiner Hose. Hoppla. Ich sollte ihm besser doch glauben.
    »Oh Gott, Ellie, nicht … bitte …« Mit einem leisen Keuchen nahm er meine Finger und legte sie an seine Brust, in der es pulsierend rauschte, ein Geräusch, das mich an das Spiel des Windes in den Silberpappeln erinnerte. Ich versuchte, Ordnung in meine kaum vorhandenen Gedanken zu bringen, indem ich meine Schläfe an seine untertemperierte Haut schmiegte. Beinahe wäre ich zurückgezuckt. Ich hatte nicht mehr daran gedacht, wie frostig sie sein konnte. In der Wärme der italienischen Nacht war ihr Kontrast zur Luft tausendmal stärker, als ich es zuletzt an der Nord- und Ostsee erlebt hatte. In Trischen hatte Colin sich sogar angefühlt wie unter lebensbedrohlichem Fieber, nachdem er die Wale beraubt hatte.
    Und Ordnung in meine Gedanken brachte seine Kühle auch nicht. Deshalb beschränkte ich mich darauf, ihm zuzuhören, selbst wenn mir nicht gefiel, was er heute Nacht so von sich gab.
    »Jedes Eindringen hat mit Gewalt zu tun. Es ist immer ein kleiner Krieg.«
    Ich errötete. »So ein Bullshit«, wehrte ich ab. Was sprach da gerade aus ihm – Chauvinismus oder etwa Einfühlungsvermögen? Mussten wir überhaupt darüber diskutieren? Colins Offenheit rührte mich, aber sie machte mich auch schrecklich verlegen.
    »Nein, das ist es nicht. Du hast genug Schlachten erlebt und ich möchte dir nicht wieder Gewalt antun. Nicht jetzt.«
    »Es ist keine Gewalt«, widersprach ich erneut und drückte meine Lippen auf die zarte Haut unterhalb seiner Brustwarzen. »Bei jedem anderen wäre es vielleicht Gewalt, bei dir nicht.«
    »Das magst du jetzt so empfinden, ja, und es ehrt mich sehr, mein Herz. Würden wir es tun, könnte es jedoch anders kommen, und wenn ich eines auf keinen Fall möchte, dann ist es, dass du so reagierst wie die anderen Frauen, mit denen ich geschlafen habe. Du sollst keine Angst dabei haben.«
    Nun weinte ich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte – ob ich einfach aufstehen und in mein Zimmer verschwinden oder bei ihm bleiben sollte, ob ich ihn berühren durfte oder nicht, wie weit ich gehen konnte, ohne den Verdacht zu wecken, ich hätte es besonders nötig oder würde mich ihm gar aufdrängen. Nichts lag mir ferner als das. Colin nahm mir die Entscheidung ab, indem er mich auf seinen Schoß zog und seine Hand zwischen meine bloßen Beine legte. Mit meiner Zungenspitze streifte ich seinen Mundwinkel, mehr nicht, doch er erwiderte mein Herantasten mit einem unmissverständlichen und sehr männlichen Kuss.
    »Du bist ja ein kleines Feuchtbiotop«, murmelte er dicht an meinem Ohr und meinte

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