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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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noch keine Ahnung.«
    Falk legt seine Stirn in Falten. »Das gefällt mir nicht«, sagt er. »Ich will genauer wissen, was du machst und mit wem du dich abgibst.«
    Luna schließt die Augen. »Also gut«, seufzt sie. »Ich rufe dich an, wenn du Mittagspause hast, und auch noch einmal, sobald ich die letzte Veranstaltung hinter mir habe. Einverstanden?«
    »Ich warte darauf. Sonst rufe ich dich an.«
    »Du weißt doch nicht, wann es passt«, gibt Luna zu bedenken. »Mitten in der Vorlesung kann ich schlecht telefonieren.«
    »Das überlass bitte mir.« Falk zieht sie an sich und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich habe dir gesagt, ich bin immer bei dir. Bis später, Luna.«
    Luna steigt aus dem Auto und wirft die Tür hinter sich zu. Falk winkt ihr nach, doch sie erwidert seinen Gruß bereits etwas abwesend, weil sie das Unigelände nach Sarah absucht. Sie weiß nur, dass sie sich vor der »Rostlaube« treffen wollen, einem Gebäude, dessen Fassade durch eine spezielle chemische Eigenheit korrodiert war, vor einigen Jahren aber saniert worden ist. Die Rostlaube
ist zum Glück schnell zu erkennen, doch Sarah ist draußen nirgends zu entdecken; ein Blick auf die Armbanduhr verrät Luna, dass in gut zehn Minuten ihre erste Informationsveranstaltung beginnt. Sie wirft einen Blick auf ihren Studienplan, um sich noch einmal der Raumnummer zu vergewissern, und betritt das Gebäude. Aber auch hier sucht sie alles vergeblich nach Sarah ab, sie kann überall sein, vielleicht hat sie längst Freunde getroffen. Luna könnte sie anrufen und mit ihr etwas für die Mittagspause vereinbaren, zusammen in der Mensa essen gehen, Sarah kann ihr bestimmt ein paar Leute vorstellen, und vielleicht sitzt auch Luna in der ersten Vorlesung schon neben einem Mädchen, dem sie sich ein bisschen anschließen kann, in einer größeren Gruppe ist es sicher interessanter als allein. Eilig greift sie in ihre Tasche, um das Handy hervorzuholen, findet es nicht sofort, hält die Tasche dicht vor ihren Bauch und beugt sich darüber, während sie weitergeht, durchwühlt den Inhalt, das Telefon muss doch da sein, dann fällt ihr ein, dass Falk es noch hat. Sein Misstrauen hatte Luna so aus der Bahn geworfen, dass sie nicht mehr daran gedacht hat, es von ihm zurückzufordern. Er muss es auch vergessen haben, denkt sie, es kann keine Absicht gewesen sein, sonst hätte er nicht darauf bestanden, dass sie telefonieren. Vielleicht wird es ihm erst auffallen, wenn er auf Lunas Anruf wartet. Gerade will sie sich umsehen, ob im Gang irgendwo ein öffentliches Telefon hängt, da stößt sie mit jemandem zusammen.
    »Verzeihung«, keucht sie und umklammert ihre Tasche, beinahe wäre sie ihr heruntergefallen, ein Alptraum, den ganzen Inhalt auf dem Boden verteilt zu sehen und den Blicken der Leute ausgesetzt zu sein, deren Weg sie versperrt.
    »Kein Problem«, sagt der Junge, in dessen Gesicht sie
jetzt schaut, er kommt ihr bekannt vor, dabei kennt sie außer Sarah und Falk niemanden in Berlin. Vielleicht hat sie ihn nur auf der Straße gesehen, in einem Geschäft oder bei der Party an ihrem ersten Abend in der fremden Stadt, auf der sie Falk kennengelernt hat.
    Bei der Party. Natürlich, jetzt weiß sie es wieder. Es ist der Junge, der fast die ganze Zeit in der Küche am Tisch gesessen und Luna das Gefühl gegeben hatte zu stören. Der Junge mit dem auf links gedrehten Sweater, mit dem sie gern ins Gespräch gekommen wäre - bevor Falk da gewesen war. Danach hatte es nur noch Falk für sie gegeben.
    »Du kommst mir bekannt vor«, sagt er, »und das soll kein plumper Anmachspruch sein. Aber ich glaube, aus der Uni kennen wir uns nicht - oder?«
    Luna spürt, wie ihr das Blut ins Gesicht schießt, und blickt den Jungen scheu an. Er sieht anders aus als auf der Party, trägt die Haare kürzer, deshalb hat sie ihn nicht sofort erkannt. Man sieht jetzt, dass sie sich am Haaransatz und im Nacken ein wenig kräuseln. Luna betrachtet seinen Mund, die schmale Oberlippe mit der weichen Einkerbung in der Mitte, die blasse Haut, die hellbraunen Augen, mit denen er sie so warm ansieht, dass ihre innere Unruhe verpufft wie ein Luftballon, der beinahe zerplatzt wäre und aus dem nun die Luft herausgelassen wird. Sie sieht die gern getragene Jeans, die robusten Trekkingboots und entspannt sich. Das ist einer wie sie, bei ihm muss sie nicht aufpassen, das Richtige zu sagen, es ist alles in Ordnung.
    »Aus der Uni nicht«, bestätigt sie. »Ich war neulich auf der Party von

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