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Dornenliebe

Titel: Dornenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feher
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einem Notendurchschnitt von 2,1 gemacht, da gab es also auch keine großen Probleme. Bis Falk auftauchte. Johannes brachte ihn zum Abiball mit, und Teresa verliebte sich wahnsinnig in ihn - so wie du, so wie fast alle Mädchen, die ihn einmal sehen.«
    »Jaron …«
    »Vom ersten Tag an gab es für Teresa nur noch Falk. Sie
traf ihre Freunde nicht mehr, ging nicht mehr abends weg oder wenn, dann nur mit ihm, brach fast alle Kontakte von früher ab. Schließlich wurde sie gar nicht mehr von uns eingeladen - sie kam sowieso nie. Deshalb fiel es zunächst auch niemandem auf, als sie überhaupt nicht mehr gesehen wurde. Alle glaubten, sie würde schon wieder auftauchen, wenn der erste Liebesrausch verflogen wäre.« Jaron gibt Luna einige Atemzüge lang Zeit, das Gehörte sacken zu lassen, ehe er fortfährt.
    »Dann die Nachricht von ihrem Tod.« Jaron blickt zu Boden. »Teresa war aus einem Hochhaus gestürzt. Alles deutete auf einen Suizid hin, obwohl es keinen Abschiedsbrief gab. Die Polizei hat einige Zeit lang ermittelt, aber man fand keine Spuren, die darauf hindeuteten, dass es etwas anderes als ein Selbstmord gewesen sein könnte. Falk wirkte völlig gebrochen. Aber mir kam das alles von Anfang an sehr komisch vor. Ich kannte Teresa durch die Schülerzeitung ganz gut. Sie war kein Mädchen, das sich etwas antut. So war sie einfach nicht, Luna. Im Nachhinein haben wir aus der Clique uns immer wieder gefragt, was eigentlich los war mit Teresa in den Monaten vor ihrem Tod. Warum keiner sie mehr zu Gesicht bekam, seit sie mit Falk zusammen war. Jetzt, wo du von seiner Eifersucht erzählst, wird mir einiges klar.« Er atmet tief durch. »Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass Falk etwas mit ihrem Tod zu tun hat, aber alle, auch Johannes, haben es mir auszureden versucht. Falk mag ein komischer Kauz sein, sagte Johannes immer, aber jemanden auf dem Gewissen haben - das traut er ihm nicht zu. Aber jetzt sitzt du neben mir, Luna, wie ein Abbild von Teresa, kurz bevor sie starb. Was ist also, wenn ich recht hatte?«
    Lunas Augen weiten sich. »Du meinst, er könnte …«
    »Sie vielleicht sogar ermordet haben, ja. Denn kurz bevor
sie starb, hatte sie einen ihrer Texte bei einem Wettbewerb eingereicht - und gewonnen. Sie hatte sich gegen mehr als dreitausend Konkurrenten durchgesetzt. Der Preis war ein zweiwöchiges Schnupperpraktikum bei einem angesagten Musikmagazin, da kommt man sonst nur über Beziehungen ran. Sie hat sich so wahnsinnig gefreut und wir alle in der Redaktion mit ihr. Ganz anders offenbar Falk, denn von da an begann Teresa, sich zurückzuziehen, und sie starb genau an dem Tag, an dem sie ihr Praktikum hätte antreten sollen. Wenn du mich fragst, hat er das verhindert, indem er sie aus der Welt schaffte, denn eigentlich war Teresa eine Kämpferin. Für dieses Praktikum hätte sie alles gegeben.«
    Luna schweigt. Sieht Teresa vor sich wie sich selbst, völlig von Falk vereinnahmt, abgeschnitten vom Rest der Welt, mit fahlem, unbewegtem Gesicht wie eine Marionette durch die Zeit wandelnd, bis es nicht mehr ging. So weit wollte sie es nicht kommen lassen und hatte offenbar gegen Falk aufbegehrt. Und ich, denkt Luna; was kommt als Nächstes, denkt sie; und wie weit bin ich schon?
    »Nach der Beerdigung zog sich Falk völlig zurück«, erzählt Jaron weiter, obwohl Luna genug hat, nichts mehr hören will, alles verarbeiten muss. Dennoch bleibt sie sitzen, spürt sich selber nicht mehr, hört nur noch zu, atemlos.
    »Nicht einmal Johannes kam an ihn heran, sosehr er es auch versuchte. Aber irgendwann tauchte Falk wieder auf. Ernster, erwachsener als vorher, aber er war wieder da. Allen tat er leid nach dem Schicksalsschlag, jeder lud ihn ein; zu jeder Party, jedem Kinoabend wurde er mitgeschleppt, jeder bemühte sich um ihn, besonders die Mädchen. Den Rest kennst du.«
    Luna nickt. Keine Frau kommt an ihn ran , hatte Sarah vor
der Party gesagt. Gerade eben noch hat Katharina nicht fassen können, dass er gerade auf Luna flog. Konnte nicht ahnen, dass sie vielleicht viel mit Teresa gemeinsam hatte. Seinem Beuteschema entsprach. So hübsch und begabt, wie Jaron Teresa beschrieben hat, sieht Luna sich selber nicht. Aber das sind nur Äußerlichkeiten.
    »Niemand weiß, was vielleicht wirklich passiert ist. Für alle Mädchen ist Falk der geheimnisvolle, unnahbare, interessante Typ, den jede gern erobert hätte. Aber wenn du mich fragst: Er ist gefährlich, Luna. Ich habe keine Beweise dafür und werde wohl

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