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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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und Artois, gehören von Rechts wegen England. Dies ist das Ende der französischen Gelder, die Edward und seinen Hof so wohlhabend gemacht haben.
    In diesem verzweifelten Augenblick kann ich nicht anders und lache mir ins Fäustchen: Die Tochter der Königin, Elizabeth, war mit dem französischen Prinzen verlobt und hat den Laufpass erhalten. Einer Cousine mütterlicherseits gab man den Vorzug. Prinzessin Elizabeth scheint dies gleichgültig zu sein, sie spielt mit ihren Brüdern und Schwestern in den frostigen Gärten oder geht mit dem Hof in den kalten Marschen am Fluss jagen. Aber ich bin überzeugt, dass sie begreift, dass sie von Frankreich gedemütigt wurde, denn nun kann sie nicht mehr Königin von Frankreich werden und die Ambitionen ihres Vaters erfüllen. Und am schlimmsten ist, dass sie nicht vermochte, die ihr im Plan ihres Vaters zugedachte Rolle zu spielen.
    In dieser Krise steht Richard dem König mit politischem Rat zur Seite – die Königin hat keine Ahnung, was zu tun ist – und sagt seinem Bruder, er werde im Frühling wieder gegen die Schotten marschieren. Wenn sie geschlagen und auf unsere Sache eingeschworen werden können, verbünden sie sich höchstwahrscheinlich mit uns gegen Frankreich, und wir können das Land angreifen. Richard unterbreitet diesen Vorschlag den beiden Häusern des Parlaments. Dafür übertragen sie Richard die riesige Grafschaft Cumberland. Darüber hinaus darf er sämtliche Besitzungen behalten, die er im Südwesten Schottlands erobert. Es ist ein großzügiges Geschenk, dieses Herrschaftsgebiet steht ihm zu. Zum ersten Mal erkennt Edward wirklich die Verdienste seines Bruders an und gibt ihm große Besitzungen im Norden, wo Richard geliebt wird und wo unser Zuhause ist.
    Edward verkündet seinen Entschluss im Rat, doch wir hören am Hof davon, als die Brüder Arm in Arm in die Gemächer der Königin zurückkommen. Als Edward erklärt, Richard müsse im Norden einen eigenen Rat gründen, der ihm helfen soll, seine großen Besitzungen zu regieren, wirft die Königin ihrem Bruder Anthony einen bestürzten Blick zu. Der König hat sie also nicht zurate gezogen, und nun überlegt sie, wie er überstimmt werden kann. Ihr erster Verbündeter ist natürlich ihr Bruder Anthony. Diplomatischer als seine Schwester, gratuliert er Richard zu seinem neuen Wohlstand und umarmt ihn lächelnd. Dann küsst er mir die Hand und sagt, ich sei nun eine Schneeprinzessin. Ich lächele nur und denke, dass ich vieles gesehen und noch mehr verstanden habe. Der König vertraut seiner Gemahlin anscheinend nicht alles an, und sie würde ihn überstimmen, wenn sie könnte. Auf ihren Bruder zählt sie als Verbündeten, selbst wenn sie sich gegen den König stellen muss. Zudem wechseln Bruder und Schwester häufig Blicke, was darauf hindeutet, dass die beiden Richard genauso wenig lieben und ihm genauso wenig vertrauen wie wir ihnen. Schlimmer noch, sie verdächtigen und fürchten ihn.
    Der König weiß genau, dass ihr das nicht recht ist. Er nimmt ihre Hand und sagt: «Richard wird den Norden für mich regieren und wird – so es Gott gefällt – durch seine Jugend und Kraft an meiner Seite dieses Königreich noch größer machen, als es jetzt schon ist.»
    Wie üblich lächelt sie süß. «Unter deinem Befehl», erinnert sie ihn.
    Anthony Woodville rührt sich, als wollte er etwas sagen, doch dann sieht er seine Schwester mit leichtem Kopfschütteln an und schweigt.
    «Er wird Lord Warden der Western March. Und wenn mein Sohn den Thron besteigt, sichert Richard seine Grenze für ihn, er wird sein Ratgeber und Beschützer, und im Himmel werde ich froh darüber sein.»
    «Ah! Mylord, sag das nicht!», ruft sie aus. «Dein Sohn wird noch viele Jahre lang nicht auf dem Thron sitzen.»
    Bin ich die Einzige, die bei ihren Worten ein unangenehmes Frösteln überkommt?

    Das war sein Todesurteil. Dessen bin ich mir sicher. Auf einmal brachte Edward seinen Bruder mehr Zuneigung entgegen. Seine Abhängigkeit von Richard war größer als die von ihrer Familie, obwohl sie es doch anders hatte einfädeln wollen. Sie hatte zwar ihren Bruder zum Vormund des Prinzen und damit zum Regenten von Wales gemacht, doch das Geschenk an Richard besaß weitaus mehr Gewicht: Richard bekam die Befehlsgewalt über die Armeen, fast den ganzen Norden von England. Wenn der König seinen letzten Willen aufsetzen würde, würde er Richard zum Regenten machen. Indem der König Richard den Norden des Landes gab, wäre das Land

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