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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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England, für deine Familie, und für dich.» Plötzlich durchströmt mich ein Ehrgeiz – der Ehrgeiz meines Vaters, dass ich am Ende doch Königin von England werde.
    «Edward hat mich zum Lord Protektor ernannt, nicht zu seinem Erben», erwidert Richard trocken.
    «Er kannte die wahre Natur der Königin nicht», halte ich leidenschaftlich dagegen. «Er stand noch unter ihrem Einfluss, als er ins Grab gegangen ist. Er hat sich von ihr an der Nase herumführen lassen.»
    «Der Junge ist nicht einmal Edwards Erbe», wirft seine Mutter plötzlich ein.
    Richard hebt die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen. «Davon weiß Anne nichts.»
    «Zeit, dass sie es erfährt», sagt sie barsch und wendet sich an mich. «Edward war mit einer Lady verheiratet, einer Verwandten von dir. Hast du das gewusst?»
    «Ich wusste, dass er sie … sehr geschätzt hat», suche ich nach Worten.
    «Sie war nicht nur seine Dirne, sie haben heimlich geheiratet», erwidert die Herzogin freiheraus. «Derselbe Trick, den er auch bei Elizabeth Woodville angewandt hat. Er hat vor einem Winkelprediger ein paar Worte gemurmelt …»
    «Wohl kaum vor einem Winkelprediger», unterbricht Richard sie und richtet den finsteren Blick ins Feuer. Seine Hand ruht auf dem Kaminsims. «Bischof Stillington hat die Trauzeremonie mit Eleanor Butler vorgenommen.»
    Diesen Einwand tut seine Mutter mit einem Achselzucken ab. «Dann war die Ehe gültig. Bei der Woodville war es ein Priester ohne Namen und womöglich von schlechtem Ruf. Seine Ehe mit Elizabeth Woodville war nicht rechtsgültig. Es war Bigamie.»
    «Was?», unterbreche ich sie. «Werte Mutter, was sagst du da?»
    «Frag deinen Gemahl», antwortet sie. «Bischof Stillington hat die Geschichte persönlich erzählt, nicht wahr?», wendet sie sich an Richard. «Der Bischof sah untätig zu und schwieg, als Edward Lady Eleanor verleugnete und sie sich in ein Kloster zurückzog. Edward hat ihm sein Schweigen reich belohnt. Doch als der Bischof mitbekam, dass die Rivers ihren Jungen auf den Thron setzen wollten, wo er doch ein Bastard ist, ist er zu deinem Gemahl gegangen und hat ihm alles erzählt: Edward war verheiratet, als er seine heimliche Ehe mit Elizabeth Woodville einging. Selbst wenn der Priester ein richtiger Priester war, selbst wenn eine offizielle Trauzeremonie abgehalten wurde, ist das alles bedeutungslos. Ihre Kinder sind Bastarde, alle miteinander. Es gibt kein Haus Rivers. Es gibt keine Königin. Sie ist seine Geliebte, und ihre Söhne sind Prätendenten.»
    Staunend blicke ich Richard an. «Ist das wahr?»
    Er wirft mir einen gequälten Blick zu. «Ich weiß es nicht. Der Bischof sagt, er habe Edward in einer rechtsgültigen Trauzeremonie mit Lady Eleanor verheiratet. Sie sind beide tot. Edward hat behauptet, Elizabeth Woodville sei seine rechtmäßige Gemahlin und ihr Sohn sein Erbe. Muss ich die Wünsche meines Bruders nicht respektieren?»
    «Nein», fährt seine Mutter dazwischen. «Nicht, wenn er sich das Falsche gewünscht hat. Du musst nicht an deiner Stelle einen Bastard auf den Thron setzen.»
    Richard kehrt dem Kaminfeuer den Rücken und hält sich die Schulter. «Warum hast du nie darüber gesprochen? Warum musste ich es von Bischof Stillington erfahren?»
    Sie nimmt ihre Näharbeit auf. «Was gab es da schon zu erzählen? Alle wissen, dass ich sie hasse und sie mich. Solange Edward lebte und sie seine Gemahlin nannte und die Kinder anerkannte, was hätte es da genützt, etwas zu sagen? Er hatte Bischof Stillington zu Stillschweigen verpflichtet, warum hätte ich das Wort erheben sollen?»
    «Es gab Skandale um Edward, seit er den Thron bestieg», sagt Richard kopfschüttelnd.
    «Und nie ein einziges Wort gegen dich», erinnert seine Mutter ihn. «Erheb Anspruch auf den Thron. Kein Mann in ganz England würde Elizabeth Woodville verteidigen, es sei denn, er gehört ihrer Familie an oder sie hat ihn bestochen. Alle anderen wissen genau, was sie ist: eine Verführerin und eine Hexe.»
    «Sie wird für den Rest meines Lebens meine Widersacherin sein», bemerkt Richard.
    «Dann sorg dafür, dass sie für den Rest ihres Lebens im Kirchenasyl bleibt», entgegnet sie und lächelt selbst wie eine Hexe. «Außer Reichweite, und ihr kleiner Hexenzirkel aus Töchtern mit ihr. Verhafte sie. Sperr sie dort ein, die Einsiedlerin mit ihren Bastarden.»
    Richard sieht mich an. «Was meinst du?»
    Schweigen breitet sich aus. Ich denke an meinen Vater, der sein prächtiges Pferd getötet hat und

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