Dornenschwestern (German Edition)
weil er dachte, es sei mein Wunsch? Weil er dachte, ich hätte ihn, als ich mit ihm in dem viereckigen Innenhof des Collegs in Oxford spazieren ging, tatsächlich darum ersucht?
Middleham Castle, Yorkshire
Winter 1483
W ir warten auf Nachricht. Richard schreibt mir fast täglich, denn er weiß, wie besorgt ich bin. Er zieht seine Streitkräfte zusammen. Und die Männer strömen herbei, auch die mächtigen Edelleute des Reiches, um ihren König gegen den Herzog zu unterstützen, der einst zu ihm gehalten hat. Sein Freund seit Kindertagen, Francis Lovell, weicht ihm nicht von der Seite, Thomas, Lord Stanley, schließt sich Richard an, auch wenn seine Gemahlin Margaret Beaufort mit Elizabeth Woodville unter einer Decke steckt, und verspricht ihm seine Treue. Die frühere Königin scheint auf gute Männer wenig Eindruck zu machen. Margaret Beaufort hat sie zwar auf ihre Seite gezogen, die ehrgeizig versucht, ihren Sohn auf den Thron zu hieven, doch Thomas, Lord Stanley, kann sie nicht für sich gewinnen, er bleibt uns treu. Thomas Stanley ist ein Leithammel, der es versteht, seine Herde zu führen. Wenn er auf unserer Seite steht, rechnet er sich wohl aus, dass unsere Siegeschancen gut stehen. Auch unser guter Freund John Howard hält uns die Treue, und Richard schreibt mir, dass Howard die Aufständischen in Sussex und Kent klein hält, damit dort kein Krieg gegen uns ausbricht.
Und Gott steht uns bei und schickt Regen, der den Verrat aus den Köpfen der Menschen und den Zorn aus ihren Herzen wäscht. Tag für Tag geht eisiger Graupelregen nieder, und die Männer, die sich in Kent zusammengeschlossen haben, kehren nach Hause zurück, um sich am Feuer aufzuwärmen. Die Männer, die von Sussex losmarschieren wollen, erfahren, dass die Straßen unpassierbar sind, während die Bürger von London aus ihren Häusern am Flussufer vertrieben werden und das Wasser immer höher steigt. Auch das niedrig liegende Kloster ist betroffen, wo Elizabeth Woodville ausharren muss. Keine Nachricht erreicht sie von dem Aufstand, weil ihre Boten auf den Straßen feststecken, die sich in Sümpfe verwandelt haben, und sie verliert allmählich die Hoffnung.
Gott schickt Regen nach Wales, und die vielen kleinen Bergbäche, die im Hochsommer so hübsch durch die Wiesen plätschern, werden schneller und schwellen an, als dunkle Wasser von den Bergen in die größeren Bäche fließen und sich zu Flüssen vereinen. Die reißenden Ströme überfluten die Ufer und ergießen sich in den Severn, der immer höher steigt, bis er alle Flutmauern durchbricht und sich über viele Meilen ins Tal erstreckt. Eine Stadt nach der anderen wird von der Außenwelt abgeschnitten, und die Dörfer versinken im Wasser. Der verlogene Duke of Buckingham sitzt in Wales fest, während seine Armee zerfällt, als würde sie sich im Wasser auflösen. Seine Hoffnungen sind dahin, und er verlässt seine Männer, die er doch anführen wollte, und sein eigener Diener verrät ihn gegen eine kleine Belohnung an uns.
Gott schickt einen dunklen, bedrohlichen Regen über den Ärmelkanal, und Henry Tudor kann nicht in See stechen. Ich weiß, wie es ist, vom Kai Ausschau zu halten und dunkel schäumendes Wasser mit weißen Wellenkämmen zu erblicken, und ich lache, während ich im Trockenen am warmen Feuer in Middleham Castle sitze, das von Land umgeben ist. Henry Tudor wird wohl am Kai stehen und um gutes Wetter beten, doch der Regen fällt unaufhörlich auf seinen kastanienbraunen Schopf, und nicht einmal die Frau, von der er hofft, sie werde seine Schwiegermutter, die Hexe Elizabeth, kann den Sturm aufhalten.
Das Wetter macht eine Pause, und er sticht tapfer in See und überquert den Ärmelkanal, doch seine Hoffnungen sind durch das lange Warten abgekühlt, sodass er nicht einmal an Land geht. Er wirft einen Blick auf die Küste, die er sein Eigen nennen will, und findet nicht den Mut, den Fuß auf den nassen Sand zu setzen. Er refft seine durchweichten Segel, wendet sein Schiff nach Hause und segelt vor einem kalten Wind zurück in die Bretagne, wo er, wenn er auf meinen Rat hört, am besten für immer bleibt und wie alle Prätendenten im Exil stirbt.
Richard schreibt mir aus London.
Es ist vorbei, nur die Verräter müssen noch benannt und bestraft werden. Es freut mich sehr, dass Wales mir treu geblieben ist, dass die Südküste Henry Tudor keinen sicheren Hafen geboten hat und keine einzige Stadt die Tore für eine aufständische Armee geöffnet und nicht ein Baron oder
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