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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Verräter, während ich um mein Leben gekämpft und versucht habe, den Thron nicht durch Verrat zu verlieren. Ich habe das Rad des Schicksals sich schon in die eine wie in die andere Richtung drehen sehen, ich wurde unter ihm zu Staub zermalmt. Du dagegen hast nichts gesehen und verstehst nichts.»
    Bei ihrem harschen Tonfall senke ich den Kopf, und Isabel, die neben mir sitzt, beugt sich unmerklich vor, um mir mit der Schulter ein wenig Stütze zu geben. Ich soll mich nicht zu sehr schämen, dass ich vor den Hofdamen, unter ihnen auch meine Mutter, gescholten werde.
    Bei anderen Gelegenheiten beordert sie mich in ihr Privatkabinett und lehrt mich Dinge, die ich ihrer Meinung nach wissen sollte. Einmal, als ich hereinkomme, hat sie eine Karte des Königreiches auf dem Tisch ausgebreitet.
    «Das», sagt sie und streicht sie mit der Hand glatt, «ist etwas sehr Kostbares.»
    Ich betrachte die Aufzeichnung. Vater hat Karten in der Bibliothek in Warwick Castle, darunter auch eine vom Königreich England, doch sie ist kleiner als diese hier und stellt nur das Binnenland um unsere Burg herum dar. Dies ist eine Karte der Südküste Englands, mit Frankreich auf der anderen Seite. Die südlichen Häfen sind alle sorgfältig eingezeichnet, doch im Westen und Norden wird es vage und skizzenhaft. Um die Häfen ist das gute Ackerland eingezeichnet, das die Truppen versorgen oder eine Flotte verpflegen soll, an den Hafenzufahrten sieht man Flussbetten und Sandbänke. «Mein Freund Sir Richard Woodville, Lord Rivers, hat diese Karte gezeichnet.» Sie legt den Finger auf seine Unterschrift. «Zu meiner eigenen Sicherheit hat er die Häfen an der Südküste vermessen, als wir fürchteten, dein Vater würde eine Invasion starten. Jacquetta Woodville war meine beste Freundin und Erste Hofdame, ihr Gemahl mein großer Verteidiger.»
    Ich senke verlegen den Kopf; aber so ist es immer. Mein Vater war ihr größter Feind, und sie erzählt mir immer Geschichten über ihren Krieg gegen ihn.
    «Damals war Lord Rivers mein bester Freund und Jacquetta, seine Gemahlin, war mir wie eine Schwester.» Für einen Augenblick wirkt sie wehmütig, und ich wage nicht, irgendetwas zu sagen. Nach der Niederlage dieser Königin hat auch Jacquetta wie alle anderen die Seiten gewechselt, und es ist ihr gut bekommen. Jetzt ist sie die Mutter der Königin, ihre Enkeltochter ist Prinzessin, und sie hat sogar einen Prinzen zum Enkel; ihre Tochter Elizabeth hat in ihrer Zuflucht einen Sohn zur Welt gebracht und ihn nach seinem Vater, dem König im Exil, Edward genannt. Jacquetta und die Königin sind getrennter Wege gegangen, als mein Vater die letzte Schlacht in Towton für Edward entschieden hat. Die Rivers ergaben sich auf dem Schlachtfeld, sie wechselten die Seiten und schlossen sich dem Hause York an. Dann erwählte Edward ihre verwitwete Tochter zu seiner Braut. Das war der Augenblick, da er gegen den Rat meines Vaters handelte – sein erster schwerer Fehler, sein erster Schritt in Richtung Niedergang.
    «Ich werde Jacquetta vergeben», verspricht die Königin. «Wenn wir nach London gehen, werde ich sie wieder empfangen und ihr vergeben. Ich werde sie wieder an meiner Seite haben und sie trösten für den schrecklichen Verlust ihres Gemahls.» Sie bedenkt mich mit einem empörten Blick. «Daniedergestreckt von deinem Vater», erinnert sie mich. «Und er beschuldigte sie der Hexerei.»
    «Er hat sie freigelassen.» Ich schlucke.
    «Nun, hoffen wir, dass sie dankbar dafür ist», sagt sie spöttisch. «Eine der größten Frauen im Königreich und die liebste Freundin, die ich jemals hatte – und dein Vater nennt sie eine Hexe?» Sie schüttelt den Kopf. «Unfassbar.»
    Ich sage nichts. Mir ist es auch unbegreiflich.
    «Kennst du das Zeichen für das Rad des Schicksals?», fragt sie unvermittelt.
    Ich schüttele den Kopf.
    «Jacquetta hat es mir gezeigt. Sie sagte, ich würde im Leben sehr hoch aufsteigen und sehr tief fallen. Jetzt werde ich wieder aufsteigen.» Sie streckt den Zeigefinger aus, als wollte sie auf etwas zeigen, und zeichnet einen Kreis in die Luft. «Man steigt auf und fällt hinunter», sagt sie. «Mein Rat an dich lautet: Schütze dich, wenn du aufsteigst, und zerstöre deine Feinde, wenn du fällst.»

    Nach mehreren Anträgen erhalten wir endlich den päpstlichen Dispens, sodass Edward und ich, auch wenn wir entfernte Verwandte sind, den Bund der Ehe schließen können. Es findet eine kleine Zeremonie ohne große Festlichkeiten statt,

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