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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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du einen Sohn bekommst, hat dein Vater einen Sohn von Warwick – einen Neville – auf den Thron von England gebracht. Er ist in der Tat der Königsmacher, und du wirst Mutter eines Königs sein.»
    «Mein Sohn, meines Vaters Enkel, wird König von England.» Ich kann es immer noch nicht glauben.
    «Guy of Warwick.» Meine Mutter nennt den großen Begründer unseres Hauses. «Du wirst ihn Guy Richard of Warwick nennen, und er wird Prinz Guy of Warwick und Lancaster sein.»
    Der schrille Pfiff des Bootsmanns ertönt, wir müssen gehen. Meine Mutter nickt ihren Hofdamen zu. «Geht an Bord. Wir nehmen dieses Schiff.» Sie wendet sich mir zu. «Du reist mit der Königin.»
    «Kommst du nicht mit mir?» Ich bekomme Angst. «Du kommst doch sicher mit mir, werte Mutter?»
    Meine Mutter lacht. «Ich denke doch, dass du allein mit ihr über den Ärmelkanal segeln kannst», sagt sie. «Sie wird dir während der Überfahrt erklären, wie man sich als Königin zu verhalten hat, und du hörst ihr die ganze Zeit zu. Ihr werdet mich kaum vermissen.»
    «Aber …» Ich kann meiner Mutter nicht sagen, dass ich mich ohne sie und ohne Isabel so verlassen fühle. Prinzessin von Wales zu sein macht das nicht wett, von einer Frau mit verrückten Ambitionen unterrichtet zu werden ist kein Ersatz dafür, von meiner Mutter umsorgt zu werden. Ich bin erst vierzehn, ich habe Angst vor dem wogenden Meer, Angst vor meinem Gemahl und seiner furchteinflößenden Mutter.
    «Jetzt mach schon», sagt meine Mutter barsch, «geh zu der Königin und sitz zu ihren Füßen wie ein Schoßhündchen, wie du es immer tust.» Sie geht über die Laufplanken auf ihr Schiff und wendet sich nicht noch einmal zu mir um, als hätte sie mich schon halb vergessen. Sie hat es eilig, zu ihrem Gemahl zu gelangen, sie will endlich zurück in unser Haus in London; sie möchte ihn sehen, wo er hingehört, an der Seite des Throns von England. Ich blicke mich nach meinem neuen Gemahl um, der Arm in Arm mit seiner Mutter dasteht. Sie lachen zusammen. Er winkt mir, an Bord unseres Schiffes zu gehen, und ich packe das Seil und gehe das Laufbrett hoch, doch meine Schuhe finden auf dem nassen Holz schwer Halt. Das Schiff ist klein und dürftig eingerichtet; es ist nicht eines der großen Flaggschiffe meines Vaters. König Ludwig hat es seiner Verwandten Margarete zur Verfügung gestellt, es ist eigentlich für den Transport von Soldaten und Pferden ausgestattet und besitzt keinen Komfort. Die Hofdamen der Königin und ich setzen uns in der engen Kapitänskabine unbeholfen auf Stühle. Den besten Stuhl lassen wir für die Königin frei. Schweigend sitzen wir da. Ich rieche die Angst, die ich durch mein prächtiges Kleid ausdünste.
    Wir hören die Rufe der Matrosen, als sie die Taue lösen, dann geht die Tür auf, und die Königin kommt herein. Sie strahlt vor Aufregung über das ganze Gesicht.
    «Wir haben abgelegt», sagt sie. «Wir werden vor Edward da sein.» Sie lacht nervös. «Wir müssen unsere Truppen aufstellen, um ihn zu empfangen. Er wird auch versuchen, den Wind für sich zu nutzen, doch wir müssen schneller sein als er.»

Cerne Abbey, Weymouth

15 . April 1471
    D ie Königin sitzt prunkvoll in der großen Halle von Cerne Abbey, dahinter mit ernster Miene ihr Sohn, als wäre er ihre persönliche Leibwache, die Hand auf ihrer Schulter. Ich hocke neben ihr auf einem niedrigeren Stuhl – kaum mehr als ein Schemel – wie ein Maskottchen, das alle daran erinnern soll, dass der Name und das Vermögen von Warwick an diesem Unternehmen beteiligt sind. Wir warten darauf, dass die lancastrianischen Lords uns im Königreich willkommen heißen. Nur meine Mutter fehlt, denn ihr Schiff und einige andere von unserer Flotte haben Southampton angelaufen. Sie legt den Rest der Strecke zu Pferde zurück, um zu uns zu stoßen.
    Die Doppeltür am Ende der Halle schwingt auf, und die Brüder des Hauses Beaufort treten ein. Die Königin erhebt sich und bietet Edmund, Duke of Somerset – dem Sohn des Mannes, von dem es heißt, er sei ihre einzige große Liebe gewesen –, zuerst die Hand und dann die Wange dar, danach begrüßt sie seinen Bruder John, Marquis of Dorset. John Courtenay, Earl of Devon, kniet vor ihr nieder. Als sie Königin war, waren diese Männer ihre ergebenen Günstlinge, und sie sind ihr treu geblieben, während sie im Exil war, und haben sich für sie unter meinem Vater wieder zusammengefunden.
    Ich hatte erwartet, sie kämen mit lauten Begrüßungsrufen herein,

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