Dornenschwestern (German Edition)
Vater wäre der Mann, der das Haus York vernichten kann – der Königsmacher, wie sie ihn nennen! –, doch sein Protegé hat sich als der bessere Mann erwiesen. Die Versprechungen deines Vaters waren nichts als leere Worte, dein Vater ist tot. Deine Schwester ist eine Verräterin, und deine Mutter hat in einem Kloster Schutz gesucht, während wir um unser Leben kämpfen. Ich brauche dich nicht, du kannst nichts für mich tun. Ich will dich nicht. Wenn du nach Beaulieu Abbey gehen willst, dann geh. Du bedeutest mir nichts. Geh nach Beaulieu Abbey und warte darauf, als Verräterin gefangen gesetzt zu werden. Warte darauf, dass Edwards Armee dort eindringt und dich mit den übrigen Nonnen vergewaltigt. Oder reite mit uns mit der Aussicht auf den Sieg.»
Ich zittere angesichts ihres plötzlichen Wutausbruchs.
«Du kannst entscheiden», sagt ihr Sohn gleichgültig, als wäre ich nicht seine Gemahlin und damit verpflichtet, an seiner Seite zu sein. «Wir können dir zwei Männer mitschicken. Später können wir die Ehe annullieren lassen. Was möchtest du?»
Ich denke an meinen Vater, der sterben musste, weil er mich auf den Thron setzen wollte, im Kampf gegen eine Armee, die aus dem Nebel kam. Ich denke an seinen brennenden Ehrgeiz, ein Neville-Mädchen sollte den Thron von England erobern, wir sollten einen König auf den Thron setzen. Das hat er für mich getan. Er ist für mich gestorben. Ich kann es für ihn tun.
«Ich komme», sage ich. «Ich komme mit dir.»
Wir setzen uns zu einem mörderischen Marsch in Bewegung, und wo wir auch halten, überall drängen sich Männer um unsere Standarten. Die Menschen in den Grafschaften im Westen lieben die Königin, und ihre Freunde und Verbündeten haben lange versprochen, dass sie an ihrer Küste landen und eine Armee gegen das Haus York anführen werde. Wir reiten nach Nordwesten. Die Stadt Bristol unterstützt uns mit Geld und Kanonen, und die Bürger strömen durch die engen Straßen, die Mützen voller Goldmünzen für uns. Hinter uns muss Edward seine Soldaten in Eile rekrutieren, in einem Land, das dem Hause York keine Zuneigung entgegenbringt. Wir hören, dass er sich schwertut und nicht die nötige Unterstützung erhält. Seine Armee ist müde, und der Abstand zwischen unseren Streitmächten wird mit jedem Tag größer. Wir entkommen ihm. Unsere Späher wissen zu berichten, dass er zurückfällt, weil er unbedingt mehr Männer zusammenbringen muss. Und so kann er uns nicht einholen. Margarete lacht und springt am Ende eines Tages aus dem Sattel wie ein junges Mädchen. Ich steige müde ab, mir tut alles weh, und meine Knie und mein Gesäß sind rot und wund.
Wir ruhen uns immer nur ein paar Stunden aus. Ich schlafe auf dem Boden ein, eingewickelt in meinen Reitumhang, und träume, dass mein Vater kommt, behutsam um die schlafenden Wachen tritt und mir sagt, ich könne nach Calais kommen, die böse Königin und der schlafende König seien geschlagen und ich könne wieder nach Hause hinter die hohen Burgmauern, bewacht vom Meer. Mit einem Lächeln auf den Lippen wache ich auf und sehe mich nach ihm um. Es nieselt, und mir ist kalt, mein Kleid ist feucht. Ich muss aufstehen und mich in einen nassen Sattel auf ein nasses Pferd setzen und weiterreiten, ohne dass ich etwas gegessen habe. Wir wagen es nicht, fürs Frühstück Feuer zu entfachen.
Wir marschieren das breite Tal des Severn hinauf, und wenn die Sonne aufgeht, wird es heiß und beschwerlich; hier sind keine Bäume und kein Schatten. Die breiten grünen Felder scheinen sich endlos zu erstrecken, und es gibt keine Straßen, nur Spuren im getrockneten Matsch, und so wirbeln die Reiter eine erstickende Staubwolke auf. Die Pferde senken die Köpfe und stolpern durch trockene Furchen und Steine. Als wir an einen Bach kommen, werfen sich die Männer bäuchlings auf die Erde, um zu trinken, bevor die Pferde hineingehen und das Flussbett aufwühlen.
Mein Wachmann bringt mir eine Tasse Wasser, das brackig schmeckt, und am Nachmittag kommen die Fliegen und schwirren mir um das Gesicht und die Augen. Wegen der Insekten schüttelt mein Pferd unablässig den Kopf. Ich wische mir über das Gesicht und reibe mir die Nase, ich bin rot und verschwitzt und so müde, dass ich wünschte, ich könnte wie einige Männer zurückfallen. Sie werfen sich neben der Straße ins Gras und lassen den Marschzug gleichgültig an sich vorüberziehen.
«Bei Gloucester überqueren wir den Fluss», sagt die Königin. «Dann wird Edward
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