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Dornenschwestern (German Edition)

Dornenschwestern (German Edition)

Titel: Dornenschwestern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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anderen Häuser? Glaubst du, sie würde in Beaulieu bleiben, selbst wenn sie gehen dürfte?»
    «Wenn sie beschließen würde, in dem Kloster zu bleiben, in ehrenhafter Zurückgezogenheit, könnte sie ihr Vermögen vielleicht behalten, und du hättest immer noch nichts und müsstest bei deiner Schwester leben», flüstert er. «Wenn Edward ihr vergibt und sie frei lässt, ist sie eine wohl begüterte Dame, doch am Hofe niemals willkommen: eine wohlhabende Einsiedlerin. Du müsstest bei ihr leben, und bis zu ihrem Tod wärst du mittellos.»
    Der Priester reinigt den Kelch und stellt ihn vorsichtig in ein Gehäuse, schlägt die Seiten der Bibel um und legt ein Lesezeichen aus Seide auf die Seite. Dann verneigt er sich ehrerbietig vor dem Kreuz und geht hinaus.
    «Iz wird wütend auf mich sein, wenn sie das Vermögen meiner Mutter nicht bekommt.»
    «Und wie würdest du zurechtkommen, wenn du nichts hättest?», fragt er.
    «Ich könnte bei meiner Mutter leben.»
    «Willst du wirklich in solcher Abgeschiedenheit leben? Und du hättest keine Brautgabe. Nur, was sie dir aus freien Stücken gibt. Wenn du in Zukunft heiraten wolltest.» Er verharrt, als wäre der Gedanke ihm eben erst gekommen. «Willst du heiraten?»
    Ruhig blicke ich ihn an. «Ich treffe doch niemanden», sage ich. «Sie erlauben mir nicht, mich in Gesellschaft zu begeben. Ich bin Witwe, es ist mein erstes Trauerjahr. Wen sollte ich heiraten?»
    Sein Blick richtet sich auf meine Lippen. «Du kommst doch mit mir zusammen», entgegnet er lächelnd.
    «Ja», flüstere ich. «Aber du machst mir nicht den Hof, und wir denken nicht an Heirat.»
    Die Tür am hinteren Ende der Kapelle geht auf, und jemand kommt herein, um zu beten.
    «Vielleicht brauchst du sowohl deinen Anteil an dem Vermögen als auch deine Freiheit», sagt Richard mir leise ins Ohr. «Vielleicht bleibt deine Mutter, wo sie ist, und ihr Vermögen wird in gleichen Teilen an dich und deine Schwester verteilt. Dann wärst du frei, dein eigenes Leben zu leben und deine eigene Wahl zu treffen.»
    «Ich könnte nicht allein leben», wende ich ein. «Das würde man mir nicht erlauben. Ich bin erst fünfzehn.»
    Wieder lächelt er und rückt ein wenig näher, bis seine Schulter die meine berührt. Ich möchte mich an ihn lehnen, ich möchte seinen Arm um mich spüren.
    «Wenn du dein Vermögen hättest, könntest du jeden Mann deiner Wahl heiraten. Du würdest riesige Ländereien und großen Wohlstand in die Ehe einbringen. Jeder Mann in England wäre glücklich, dich zur Frau zu nehmen. Ja, die meisten wären ganz erpicht darauf, dich zu heiraten.» Er unterbricht sich, damit ich darüber nachdenken kann.
    Dann wendet er sich mir zu und sieht mich mit seinen ehrlichen braunen Augen an. «Du musst dir dessen ganz sicher sein, Anne. Wenn es mir gelingt, dein Vermögen für dich zurückzugewinnen, würde jeder Mann in England sich glücklich schätzen, um deine Hand anzuhalten. Durch deinen Wohlstand würde er zu einem der größten Grundbesitzer des Königreiches und wäre Mitglied einer großen englischen Familie. Du könntest unter den Besten wählen.»
    Ich schweige.
    «Doch ein guter Mann würde dich nicht um deines Vermögens willen heiraten.»
    «Nicht?»
    «Ein guter Mann würde dich aus Liebe heiraten», sagt er schlicht.

    Das Weihnachtsfest geht zu Ende, und mein Schwager George, Duke of Clarence, verabschiedet sich aufs herzlichste von seinem Bruder, dem König, und besonders von seinem jüngeren Bruder Richard. Iz küsst die Königin, küsst den Ring, Richard, jeden, der aussieht, als könnte er wichtig sein und würde ihre Küsse entgegennehmen. Währenddessen beobachtet sie ihren Gemahl, seine Blicke sind ihr Befehl. Sie verhält sich wie ein guter Jagdhund, der nicht einmal eine Pfeife braucht, sondern auf das Nicken seines Herrn und eine kurze, schnelle Handbewegung achtet. George hat sie gut abgerichtet. Sie hat gelernt, ihm so ergeben zu sein wie einst meinem Vater. Er ist ihr Lord. Sie hatte so viel Angst vor der Macht des Hauses York – auf dem Schlachtfeld, auf dem Meer, vor den vielen Geheimnissen, die es umgeben –, dass sie sich an ihn klammert als ihre einzige Sicherheit. Als sie uns in Frankreich verließ und sich ihm anschloss, entschied sie sich, George auf seinem Weg zu folgen, statt sich dafür einzusetzen, dass er uns treu blieb.
    Ihre Hofdamen sitzen auf. König Edward sieht mich an und hebt die Hand zum Gruß. Er vergisst nicht, wer ich bin, auch wenn sein Hof unter

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