Dornenschwestern (German Edition)
große Bett lege. Ich schreie leise auf, und innerhalb weniger Augenblicke steht sie auf, wirft sich ein Kleid über, zündet am Kamin Kerzen an und schickt die Magd nach den Hebammen.
Ich sehe, dass sie Angst um mich hat, und die bleiche Miene, mit der sie Ale bestellt, und ihr scharfer Tonfall gegenüber den Hebammen machen wiederum mir Angst. Auf den Altar in der Ecke meines Gemachs haben sie eine Monstranz mit einer Hostie gestellt, und ich habe den Gürtel, der zu Isabels erster Geburt besonders gesegnet wurde, um meinen krampfenden Bauch geschlungen. Die Hebammen geben mir und allen anderen Würzbier zu trinken und schicken jemanden hinunter in die Küche, um die Köche zu wecken, damit sie ein großes Mahl zubereiten, denn es wird eine lange Nacht werden, in der wir alle Kraft brauchen.
Als sie mir Wildfrikassee bringen, gefolgt von gebratenem Huhn und gekochtem Karpfen, dreht es mir bei dem Essensgeruch den Magen um, und ich befehle, alles aus dem Zimmer zu bringen. Ich gehe zwischen dem Fenster und dem Kopfende meines Betts auf und ab und höre, wie sie draußen im Audienzzimmer gierig speisen und nach mehr Ale schicken. Nur Iz und zwei Dienerinnen bleiben bei mir. Iz hat auch keinen Appetit.
«Sind die Wehen schlimm?», fragt sie ängstlich.
Ich schüttele den Kopf. «Sie kommen und gehen. Aber ich glaube, sie werden stärker.»
Gegen zwei Uhr wird es sehr viel schlimmer. Die Hebammen, gerötet und fröhlich vom Essen und Trinken, kommen ins Schlafgemach, fassen mich links und rechts und gehen mit mir auf und ab. Wenn ich eine Pause machen will, zwingen sie mich weiterzugehen. Wenn ich mich hinlegen und ausruhen will, schnalzen sie mit der Zunge und lassen mich nicht. Nur wenn ich Wehen habe, die nun immer schneller hintereinander einsetzen, erlauben sie mir, mich an eine von ihnen zu lehnen und zu stöhnen.
Gegen drei höre ich Schritte von der großen Halle über die Brücke kommen, es klopft an der Tür, und Richard ruft:
«Ich bin der Herzog! Wie geht es meiner Frau?»
«Gut», antwortet die Hebamme fröhlich. «Sie macht sich gut, Mylord.»
«Wie lange dauert es noch?»
«Stunden», antwortet sie, ohne auf meinen stöhnenden Protest zu achten. «Seht zu, dass Ihr eine Mütze Schlaf bekommt, Euer Gnaden, wir schicken in dem Augenblick nach Euch, wenn sie ins Bett geht.»
«Nanu, ist sie denn nicht im Bett? Was macht sie?», will er verwirrt wissen, ist ihm doch die Tür verschlossen, und er versteht nichts von der Kunst der Hebammen.
«Wir gehen mit ihr auf und ab», antwortet die Ältere. «Um die Schmerzen zu lindern.»
Sinnlos, ihnen zu sagen, dass es die Schmerzen überhaupt nicht lindert, denn sie machen es immer so, und ich werde ihnen gehorchen, denn ich kann im Augenblick kaum einen Gedanken fassen.
«Ihr geht mit ihr auf und ab?», will mein junger Gemahl durch die geschlossene Tür wissen. «Hilft das?»
«Wenn das Kind sich zu viel Zeit lässt, müssen wir sie in einer Decke hin und her werfen», erwidert die Jüngere mit einem derben Lachen. «Sie hat Glück, wenn wir sie nur zum Gehen zwingen. Das ist Frauenarbeit, Euer Gnaden. Wir wissen, was wir tun.»
Gedämpft höre ich, wie Richard flucht, doch seine Schritte entfernen sich. Iz und ich sehen uns düster an, als die Frauen mich von neuem an den Armen fassen und mich vom Kamin zur Tür und zurück führen.
Zum Frühstück gehen sie in die große Halle. Wieder ist mir nicht nach Essen zumute. Iz setzt sich neben mich, als ich mich auf dem Bett ausruhe, und streicht mir über die Stirn, wie sie es früher getan hat, wenn ich krank war. Die Wehen kommen inzwischen so oft und sind so stark, dass ich glaube, es nicht länger ertragen zu können. Die Tür geht auf, und die beiden Hebammen kommen wieder herein und bringen die Amme mit, die sich um die Wiege kümmert und die Laken über das Sofa breitet.
«Nicht mehr lange», sagt eine gut gelaunt. «Hier.» Sie reicht mir einen Holzkeil, abgewetzt, mit Spuren von Zähnen. «Beißt darauf. Seht Ihr die Abdrücke? Manch gute Frau hat draufgebissen und ihre Zunge geschont. Beißt darauf, wenn die Wehen kommen, und haltet Euch daran fest.»
Zwischen die beiden Pfosten am Fußende meines großen Betts haben sie ein Seil so gespannt, dass ich es packen und die Füße gegen das Fußteil des Betts stemmen kann. «Ihr zieht daran, und wir ziehen mit Euch. Und wenn ihr merkt, dass die Wehen schlimmer werden, beißt Ihr auf den Keil und wir brüllen mit Euch.»
«Habt ihr nichts für
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