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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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Tochter von einem Gentleman abgeholt wird?«
    »Sie hat nur Kopfschmerzen«, log ich, um Mutter zu verteidigen. »Außerdem gefällt es ihr nicht, wenn Mord zu einem Unterhaltungsspiel gemacht wird. Ich glaube nicht, dass sie persönlich etwas gegen dich hat, sie hat schon oft erwähnt, wie sehr sie deine Familie schätzt.«
    »Das freut mich zu hören«, erwiderte Victor. Ein unbehagliches Schweigen entstand zwischen uns. Wir hatten das Tor zum Poet’s Cottage erreicht. Ich konnte von drinnen aus der hell erleuchteten Wärme Jazzmusik und Gelächter hören. »Ich habe nämlich vor, dich noch oft abzuholen, Birdie Pinkerton. Hab ich dir schon gesagt, wie hübsch du heute Abend aussiehst?«
    Ich starrte ihn an, und ein Gefühl freudiger Verwirrung durchströmte meinen Körper. Anlässlich der Party hatte ich mir mit meinem Äußeren besondere Mühe gegeben: Ich hatte mir eine dieser neuen Dauerwellen machen lassen und Mutter und ich hatten wochenlang an dem marineblauen Kleid genäht, das ich trug. Es war nach einem Muster aus der letzten Vogue geschneidert. Mutter hatte mir ihre schöne Perlenkette und das passende Armband geliehen. Das Geld reichte nicht für neue Schuhe, deshalb hoffte ich, dass meine schwarzen Mary Janes genügen würden. Es war wichtig, so gut wie möglich auszusehen. Nicht nur, weil es sich um mein erstes Date mit Victor handelte, sondern weil ich heute Abend außerdem Mrs Bydrenbaugh und Violet vorgestellt werden sollte. Victor neigte den Kopf zu mir herunter, und ich überlegte panisch, was ich tun sollte, falls er mich küssen würde. Wie sollte ich reagieren? Wohin mit den Nasen? Doch noch ehe ich das alles herausfinden konnte, öffnete sich die Tür.
    »Birdie! Victor!« Maxwell stand in einem schwarzen Nadelstreifenanzug mit einer Klappe über einem Auge vor uns. (Um wie ein Pirat auszusehen, wie er mir später gestand.) »Kommt herein aus dieser Kälte, damit wir unsere Mördersuche beginnen können!«
    »Tante Birdie!« Marguerite erschien in einem rosafarbenen Bademantel an der Tür, die Haare zu Zöpfen geflochten. »Daddy hat gesagt, dass wir aufbleiben dürfen, um dein Kleid zu sehen. Ist das der Mann, den du heiratest? Daddy meint, dass es sein kann, aber Mummy hat gesagt, er würde dich niemals heiraten.«
    »Marguerite!« Maxwell gab ihr einen leichten Klaps auf den Kopf. »Es reicht. Kleine Mädchen mit großen Ohren und noch größeren Mäulchen sollten aufpassen, dass sie nichts missverstehen. Wer sollte Birdie nicht heiraten wollen? Ich würde sie selbst heiraten, wenn ich nicht schon verheiratet wäre.«
    »Aber Mummy hat gesagt …«, begann Marguerite wieder, bis ein warnender Blick von Maxwell sie zum Schweigen brachte.
    »Ab ins Bett und vergiss nicht, Zähne zu putzen. Wo ist Angel? Ich möchte nicht, dass ihr Mädchen alleine herumlauft, solange der Mörder unter uns weilt.«
    Marguerite quietschte.
    »Also wirklich, Maxwell! Musst du sie so aufregen?«
    Pearl erschien in der Tür. Ich fand ihr gewagtes Kostüm so schockierend, dass ich es vermied, Victor anzusehen. Ein rotes Tuch, nachlässig um ihre Brust geschlungen, drohte jeden Moment zu verrutschen und sie halb zu entblößen. Dazu trug sie Hosen von Maxwell. Außerdem hatte sie einen seidenen Turban um ihr Haar gewickelt, der von einer großen Brosche im ägyptischen Stil zusammengehalten wurde. Ein halbes Dutzend Perlenschnüre hing um ihren Hals und ihre Augen waren mit dunklem Kohlestift umrandet. Sie sah äußerst exotisch und sinnlich aus, und ich fühlte mich in meinem blauen Kleid sofort zu fein herausgeputzt und furchtbar jung.
    »Wie kannst du von Mord sprechen, wenn meine Mädchen ins Bett gehen sollen?«, fragte Pearl kopfschüttelnd. Doch dann lächelte sie. »Komm herein, Birdie, du siehst ganz reizend aus. Tretet ein, ich werde euch schon nicht fressen! Hallo, Victor! Hm, dich könnte ich eventuell vernaschen!«
    »Wo ist Thomasina?«, fragte Maxwell Marguerite, als er sie den Flur hinunter davonbrachte.
    »Mummy hat sie vorhin verhauen, weil sie den kleinen Porzellanhund von Opa zerbrochen hat. Seither hat Thomasina schlechte Laune. Und sie sagt dauernd, dass sie krank ist. Angel bringt sie gerade ins Bett. Mummy hat gesagt, sie kriegt kein Abendessen.«
    »Na, jedenfalls musst du jetzt auch ins Bett«, meinte Maxwell. »Komm, meine kleine Prinzessin, bevor du dich noch in einen Frosch verwandelst.«
    »Daddy! Das Märchen geht doch ganz anders!«
    Pearl beobachtete den Wortwechsel mit einem

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