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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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sein, wenn derjenige mich zu sich eingeladen hat. Geht’s dir nicht auch so?«
    Die drei Frauen stießen mit ihren Wassergläsern auf die neue Freundschaft an, und Sadie staunte wieder einmal über ihr Glück, innerhalb von ein paar Wochen in Pencubitt zwei solch interessante Frauen kennengelernt zu haben.
    Als sie die Straße zum Poet’s Cottage hinauffuhren, löste der Anblick ihres Heims in Sadie das übliche Gefühl der Freude aus. Sie liebte die hohen Bäume mit ihren nackten Zweigen, die den Eingang des Hauses bewachten. Auch die Fenster mit den braunen Läden, die Rosenbüsche, die perfekte Symmetrie des Hauses und der lose aufgeschichteten Mauer, die es umgab, hoben stets ihre Stimmung.
    Maria, die offensichtlich ihre Gedanken teilte, stieß einen tiefen Seufzer aus. »Die wussten damals noch echt, wie man Häuser baut, nicht wahr? Es ist so perfekt.«
    Als Sadie die Haustür öffnete, bereute sie vorübergehend ihre unüberlegte Entscheidung, die neuen Freundinnen einzuladen, ehe sie Gelegenheit gehabt hatte aufzuräumen. Zum Glück war es halbwegs ordentlich, obwohl sie sich am Morgen wieder hatten beeilen müssen, damit Betty rechtzeitig zur Schule kam.
    »Ich bin im Lauf der Jahre ein paar Mal hier gewesen«, erzählte Maria, während sie einen Blick ins Esszimmer warf. »Oh, Sadie, das ist wunderbar. Du hast es schon in ein Zuhause verwandelt, wie schön! Die Dielen sind perfekt. Kiefernholz, nicht wahr? Und auch die Lampen sind hinreißend. Seht euch nur diesen Originalkamin an! Die Fliesen sind einfach zum Niederknien!«
    »Ich musste nicht viel machen, denn das meiste war schon da. Ich bin immer noch damit beschäftigt, unsere Sachen auszupacken. Wir haben eine Menge eingelagert, darum verzeiht bitte die Unordnung.«
    Gracie studierte ein Foto von Pearl, das auf einem Sideboard stand. »Sie war wirklich schön. Was für ein tragisches Ende für die arme Frau. Die Götter haben ihr Schönheit geschenkt, aber sie haben auch einen Preis für Aphrodites Segen verlangt. Diese Schönheit muss im Herzen irgendeines Menschen eine Art Ur-Wut geweckt haben. Es hat durchaus auch Vorteile, unattraktiv, fett und ungeliebt zu sein.«
    »Hör auf, dir selber leid zu tun, Gracie«, schnaubte Maria und begutachtete die ausladende Porzellanfigur eines jungen Mädchens, das eine Obstschale in den Händen hielt. »Ist das nicht hübsch? Hat das auch zum Haus gehört? Wow! Wie toll, den Kasten praktisch mit der kompletten Originalausstattung zu erben! Ich müsste das Obstmädchen eigentlich schon mal gesehen haben, aber ich kann mich nicht daran erinnern.«
    Sadie führte sie in die Küche. Erleichtert stellte sie fest, dass sich im Spülbecken nur ein paar benutzte Teller stapelten. Maria bewunderte gerade den Eisschrank, und als Sadie sich umdrehte, fiel ihr auf, dass die Kellertür offen stand. Sie hielt inne. Die war doch gewiss zu gewesen, als sie das Haus verlassen hatte? Sadie schloss die Tür immer ab, als könnte sie damit sämtliche dunklen Energien bändigen, die dort unten noch lauern mochten.
    »Da unten ist es passiert, nicht wahr?« Gracie ging auf die offene Tür zu.
    Geh da nicht runter! Einen Moment lang glaubte Sadie, die Worte laut ausgesprochen zu haben.
    »Sadie, ist alles in Ordnung?« Maria starrte sie an. »Du siehst aus, als würdest du gleich ohnmächtig werden.«
    Ein Schwindelgefühl überkam Sadie. Sie ließ sich auf einen Stuhl fallen und barg den Kopf in den Händen. »Mir ist ein bisschen schummrig«, gab sie zu. »Dass die Kellertür offen steht, hat mich irgendwie drausgebracht. Ich war mir sicher, ich hätte sie zugemacht.«
    »Vielleicht habt ihr einen Geist?« Gracies Augen waren vor Begeisterung weit aufgerissen. »Es könnte Pearl selbst sein, die auf Rache für ihren Mörder sinnt. Vielleicht ist im Keller etwas versteckt, das wir finden sollen! Eine eingemauerte Leiche? Ein Dokument, das die Identität des Killers preisgibt!«
    »Bleib einfach einen Moment sitzen«, drängte Maria sie. »Gracie, könntest du bitte aufhören, dich wie ein übereifriger Bluthund zu benehmen?«
    »Schon gut.« Sadie stand auf und rang sich ein Lächeln ab. »Ich muss mich getäuscht haben.« Sie wusste jedoch, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Die Tür war verschlossen gewesen. Sie nahm eine Taschenlampe vom Küchenregal und ging zur Treppe. Dann war die Tür eben offen. Reiß dich zusammen. Vielleicht war Betty dort unten gewesen? Andererseits mied Betty den Keller, und außerdem war sie den

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