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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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mir soooooooo sehr. Es ist wirklich schwer hier, weil alles so anders ist. Ich würde Dich total gerne sehen – gibt es irgendeine Möglichkeit, dass Du herkommst? Wenn Mum Dich sieht, beschließt sie vielleicht, nach Sydney zurückzugehen. Hier gibt es echt so gut wie nichts für mich zu tun, Dad. Ich kann mit Mum nicht darüber reden. Du weißt ja, wie sie ist. Seit Nannabellas Tod ist sie besessen von irgendeiner alten Mörderstory. Und jetzt ist sie hinter dem Zahnarzt her. Unter uns, Dad, ich glaube, sie ist im Moment sehr verwundbar. Irgendein Typ könnte das jederzeit ausnutzen. Außerdem denkt sie nicht an mich und meine Zukunft. Ich sollte eigentlich in St. Catherine’s sein, statt hier in der Pampa festzusitzen!
    Bitte hilf mir, Dad. Gib mir einen guten Rat und sag bitte Mum nicht, dass ich Dir geschrieben hab. Großes Indianerehrenwort?
    Deine Dich liebende Tochter,
    Betty
    Als sie die Mail wegschickte, fühlte sie sich gleichzeitig schuldbewusst und ganz aufgeregt. Sie hasste es, irgendetwas hinter dem Rücken ihrer Mutter zu tun, aber diese Situation erforderte zweifelsohne rasches Handeln. Sie musste so schnell wie möglich nach Sydney und zu Brad zurückkehren.

KAPITEL 7
Das Halsband des Teufels
    »Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Verlängerung der Sonne – eine ihrer Strahlen. Ja, genau so, meine Damen! Heben Sie die Arme hoch, strecken Sie sich, so weit Sie können. Sehr gut, Sadie. Gracie, konzentrieren Sie sich! Holen Sie tief Luft, meine Damen. Vergessen Sie das Atmen nicht! Ja, wunderbar!«
    Sadie streckte sich in eine imaginäre Sonne hinein und stellte sich dabei vor, wie die goldenen Energiestrahlen jede ihrer Zellen zum Leuchten brachten. Sie musste sich das Lachen verkneifen, wann immer sie zu Gracie hinübersah, die knallpinkfarbene Leggins, ein rotes T-Shirt und gelbe Bänder im Haar trug und sich streckte, so hoch sie konnte. Maria neben ihr, schick wie immer – sogar in Sportkleidung –, kicherte verhalten.
    Nach dem Unterricht gingen die drei Frauen zu Fuß die kurze Strecke zum Lieblingscafé der Einheimischen, dem Silver Seahorse.
    »Nach der ganzen Anstrengung habe ich mir aber was Leckeres mit vielen Kalorien verdient!«, verkündete Gracie, klatschte vergnügt in die Hände und bestellte sich ein Schokocroissant. Sie runzelte missbilligend die Stirn, als Maria und Sadie die Angebotstafel auf der Suche nach gesünderen Optionen studierten. »Ich zahle«, betonte sie. »Nun kommt schon, ich will, dass alle glücklich sind!«
    »Wir könnten uns ein Devonshire teilen«, flüsterte Maria. »Gracie wird nicht lockerlassen, bis wir etwas furchtbar Üppiges bestellen.«
    Ein Tisch mit älteren Damen in Bowlingkleidung warf Sadie neugierige Blicke zu, als die drei Frauen Platz nahmen.
    »Die wissen, dass eine Tatlow zurückgekommen ist«, murmelte Maria. Mit gespieltem Entsetzen flötete sie: » Jane, da ist eine Fremde in der Stadt, und sie ist es, Jane, die junge Tatlow!«
    »Ich nehme mal an, in einer Kleinstadt wie dieser fallen Fremde eben auf.« Sadie sah fasziniert zu, wie Gracie ihr Schokocroissant in Sekundenschnelle verdrückte.
    »Ja und nein«, erwiderte Maria. »Es gibt so viele Touristen hier, dass ich manchmal das Gefühl habe, die Ausnahme ist eher, jemanden zu treffen, den man kennt .«
    »Wie es wohl damals zu Zeiten meiner Großmutter war? Wäre es möglich, dass sie von einem Fremden auf der Durchreise ermordet wurde?«
    »Möglich. Pencubitt war bei Touristen schon immer beliebt«, meinte Maria. »Vermutlich war es ganz ähnlich wie heute. Zwar war es nicht so einfach, von A nach B zu kommen – schließlich hatten damals nur die gut Betuchten Autos –, aber es gab immerhin den Zug. Leute aus dem Süden konnten problemlos per Bahn hierherfahren.« Sie betrachtete Sadies Miene. »Du machst aber jetzt nicht einen auf Amateurdetektivin à la Nancy Drew, oder?«
    »Ich liebe Nancy Drew. Soll ich uns noch was bestellen?« Gracie sah sich nach der Bedienung um. »Und Donna Parker! Ach, und Trixie Belden – die mag ich auch sehr. Es geht doch nichts über einen guten Krimi, nicht wahr? Wisst ihr was?« Ein Leuchten breitete sich auf ihrem Gesicht aus, und man konnte förmlich ein Lämpchen in ihr aufblitzen sehen. »Warum versuchen wir nicht, das Geheimnis selbst zu lüften? Wie die Fünf Freunde?«
    »Mal abgesehen davon, dass wir zu dritt sind, meine Liebe.« Maria sah Sadie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Natürlich sind wir nur zu dritt, Dummerchen!

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