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Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Dornröschen schlief wohl hundert Jahr

Titel: Dornröschen schlief wohl hundert Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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wolltest du mir – zeigen?«
    »Komm«, sagte sie, drehte sich um und ging mit schnellen Schritten auf die Treppe zu. »Geh an der Wand entlang. Sie haben noch kein Geländer angebracht.«
    Unsere Schritte auf dem Betonboden klangen hohl, und es knirschte von Betonstaub unter unseren Füßen. Der Rock flatterte ihr um die Beine. Ich konnte es nicht verhindern, ihre breiten Hüften und ihren runden Hintern zu sehen, wie sie so vor mir herging.
    Auf dem Absatz im ersten Stock hielt sie plötzlich inne. Beinahe wäre ich in sie hineingelaufen. Sie legte eine Hand auf meine Schulter und blieb mit erhobenem Kopf stehen, als hätte sie etwas gehört.
    Ich lauschte, hörte aber nichts anderes als das schwache Dröhnen des Verkehrs auf der Hauptstraße. Es klang so, als sei er weit, weit weg.
    Die Luft war hier kalt und feucht. Die Zimmer im ersten Stock lagen da wie leere Kammern eines Bienenstocks, die darauf warteten, dass jemand sie mit Honig füllte. Ich spürte ihren Duft jetzt noch stärker. Aus irgendeinem Grund empfand ich plötzlich eine heftige sexuelle Erregung. Ich legte die Arme um ihre Hüften, spürte ihre weichen, warmen Konturen unter dem dünnen Stoff. Sie seufzte, kaum hörbar, und lehnte ihren Körper gegen meinen: ihren runden Bauch, die festen Brüste. Ich stieg ganz zu ihr hinauf, umfasste ihr Gesicht mit meinen Händen und küsste sie hart auf den Mund. »Nein – nicht«, seufzte sie, stieß ihre Zunge in meinen Mund und erwiderte meinen Kuss. Ich fühlte, wie sich ihre Finger über meinen Rücken bewegten. Sie wurde schwer in meinen Armen.
    Ich ging auf dem Betonboden in die Knie und bohrte mein Gesicht in ihren Schoß. Ich tastete mich am Rocksaum entlang, zog ihren Rock hoch, verbarg meinen Kopf unter dem weichen Stoff, erreichte ihren dünnen Slip und zog ihn herunter. Sie beugte sich mit einem schwachen »Nein!« nach vorn und beugte gleichzeitig die Knie, um sich mir ganz zu öffnen.
    »Wir können doch nicht«, hörte ich ihre Stimme. »Nicht auf dem Boden. Mein Rock – er wird schmutzig.«
    Ich tastete mich wieder ins Freie, stand auf, fand ihren Mund wieder und küsste sie. Ich öffnete meinen Gürtel, zog mir die Hose herunter, und mit heftigen, fast unkontrollierbaren Bewegungen nahm ich sie, an die harte Betonwand gepresst, den einen Arm hinter ihrem Nacken, den Unterarm auf der rauen Wand, und die andere Hand unter ihrem Hinterteil, um sie festzuhalten. Ich stieß all meine Einsamkeit und all meine Sehnsucht in sie hinein, und ihre Haut war glatt und warm, und sie duftete wie blühende Birken. Sie murmelte etwas Unzusammenhängendes, warf den Kopf hin und her und trat mit den Beinen gegen den Boden, wie ein Frosch im Wasser, mit heftigen Bewegungen. Am Ende durchfuhr ein heftiger Zitterkrampf ihren Körper, dann war sie still. Ich blieb mit dem Gesicht in ihrem Nacken stehen und flüsterte stumm und sanft ihren Namen: Solveig …
    Sie schob mein Gesicht weg, nahm es vorsichtig zwischen ihre Hände und sah es forschend an. »Was fällt dir denn ein?«, sagte sie zärtlich. Als ich nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Was hast du gesagt, als wir uns das letzte Mal sahen? Wenn es lange her ist, und es regnet, und du nichts anderes zu tun hättest?«
    Ich sah sie halb blind an und erkannte sie nicht wieder.
    Dann lösten wir uns vorsichtig voneinander und brachten unsere Kleider in Ordnung. Es hatte ungefähr fünf Minuten gedauert. Solche unerklärlichen Dinge geschehen manchmal, und man hat keine Kontrolle darüber. Fünf Minuten später geht das Leben weiter, und in ein paar Tagen ist das Ganze fast vergessen.
    »Hast du nicht gesagt, du wolltest mir im fünften Stock etwas zeigen?«, fragte ich.
    Sie antwortete nicht. Aus ihrer Tasche hatte sie einen kleinen Spiegel geholt. Sie legte neuen Lippenstift auf, fuhr mit einem Kamm schnell durch ihr Haar, hob die Baskenmütze vom Boden auf und klopfte sie ab.
    Bevor wir weiter hinaufstiegen, strich sie mir mit einer Hand leicht über die Wange. Sie hatte einen wehmütigen, abwesenden Ausdruck im Gesicht – ich war schon zu einem Traum geworden.
    Wir gingen beide immer noch an der Wand entlang. Mitten im Treppenhaus war ein Schacht, der immer gefährlicher wurde, je höher wir hinaufstiegen. In jedem Stockwerk gähnte der offene Fahrstuhlschacht uns erneut entgegen. Das waren viele Fallgruben, und nichts für Leute mit Höhenangst. Wir erreichten den zweiten Stock. Den dritten, den vierten. Im fünften blieb sie auf dem Absatz stehen, aber

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